Der jugoslawische Partisanenfilm: Unterschied zwischen den Versionen

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In den 60er Jahren entwickelte sich in Jugoslawien eine Bewegung in der Filmszene, welche [[Der Neue jugoslawische Film|Neuer jugoslawischer Film oder «Schwarze Welle»]] genannt wurde. Der Partisanenkampf blieb weiterhin eine häufige Thematik der Filme, wurde aber nun auch kritischer beleuchtet. Der Film ''Drei (Tri, 1965)'' von Aleksandar Petrović zeigt das Partisanentum und den Zweiten Weltkrieg Verherrlichung. Er kann wegen seiner Darstellung von Angst und Furcht als Anti-Kriegsfilm bezeichnet werden.<ref name="iordanova" /> Generell sind diese Jahre in Jugoslawien eine Phase der Emanzipation und Dezentralisierung, was in den [[Der Neue jugoslawische Film|Filmen der Zeit]] auch zum Ausdruck kommt.
 
In den 60er Jahren entwickelte sich in Jugoslawien eine Bewegung in der Filmszene, welche [[Der Neue jugoslawische Film|Neuer jugoslawischer Film oder «Schwarze Welle»]] genannt wurde. Der Partisanenkampf blieb weiterhin eine häufige Thematik der Filme, wurde aber nun auch kritischer beleuchtet. Der Film ''Drei (Tri, 1965)'' von Aleksandar Petrović zeigt das Partisanentum und den Zweiten Weltkrieg Verherrlichung. Er kann wegen seiner Darstellung von Angst und Furcht als Anti-Kriegsfilm bezeichnet werden.<ref name="iordanova" /> Generell sind diese Jahre in Jugoslawien eine Phase der Emanzipation und Dezentralisierung, was in den [[Der Neue jugoslawische Film|Filmen der Zeit]] auch zum Ausdruck kommt.
 
  
 
Die Partisanenfilme, welche in den späten 60er bis 70er Jahren gedreht wurden, beziehen sich zurück auf die alten Werte der frühen jugoslawischen Filme. Es ging darum nur positives von Tito und den Partisanen zu zeigen und den Befreiungskampf der Partisanen als heilig darzustellen.<ref>Simeunović, 2010. S. 130.</ref>  
 
Die Partisanenfilme, welche in den späten 60er bis 70er Jahren gedreht wurden, beziehen sich zurück auf die alten Werte der frühen jugoslawischen Filme. Es ging darum nur positives von Tito und den Partisanen zu zeigen und den Befreiungskampf der Partisanen als heilig darzustellen.<ref>Simeunović, 2010. S. 130.</ref>  
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Typische Werke dieser «Roten Welle» waren die beiden Kriegsepen [[Die Schlacht an der Neretva|''Die Schlacht an der Neretva'' (''Bitka na Neretvi'', 1969)]] und ''Die fünfte Offensive (Sutjeska, 1973)''.
 
Typische Werke dieser «Roten Welle» waren die beiden Kriegsepen [[Die Schlacht an der Neretva|''Die Schlacht an der Neretva'' (''Bitka na Neretvi'', 1969)]] und ''Die fünfte Offensive (Sutjeska, 1973)''.
 
Für ''Die Schlacht an der Neretva'' konnte Regisseur Veljko Bulajić internationale Topstars gewinnen.
 
Für ''Die Schlacht an der Neretva'' konnte Regisseur Veljko Bulajić internationale Topstars gewinnen.
Der Film, der auf einer wahren Episode des Zweiten Weltkriegs basiert, wurde 1970 sogar für den Oscar nominiert. Bulajić, der auch schon mit ''Kozara (1962)'' grossen Erfolg hatte, kann als wichtigster Vertreter des spektakulären und actionreichen Partisanenfilms bezeichnet werden.<ref name="iordanova" /> Auch ''Sutjeska'' von Regisseur Stipe Delić zeigt eine der legendären Offensiven des [[Partisanenkampf|Partisanenwiderstands]] und wiederum ist ein Fluss namensgebend für den Film. Der Film kostete unglaubliche 3,3 Millionen Dollar, was für diese Zeit eine ungeheure Summe darstellte.<ref>Schoenberner, Gerhard. “Tito Sah Richard Burton Als Tito.” Die Zeit,  sec. kultur. http://www.zeit.de/1973/35/tito-sah-richard-burton-als-tito.(Stand:14.11.14)</ref> Die Hauptrolle in diesem Blockbuster war die des Marschall Titos höchstpersönlich. Gespielt wurde er von Schauspiellegende Richard Burton, welcher mit seiner Frau Elizabeth Taylor ein häufiger Gast in Jugoslawien war. Der Film war in seiner Art als Grossproduktion und seiner durchwegs positiven Darstellung Josip Broz Titos ein typisches Beispiel für die «Rote Welle».     
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Der Film, der auf einer wahren Episode des Zweiten Weltkriegs basiert, wurde 1970 sogar für den Oscar nominiert. Bulajić, der auch schon mit ''Kozara (1962)'' grossen Erfolg hatte, kann als wichtigster Vertreter des spektakulären und actionreichen Partisanenfilms bezeichnet werden.<ref name="iordanova" /> Auch ''Sutjeska'' von Regisseur Stipe Delić zeigt eine der legendären Offensiven des [[Partisanenkampf|Partisanenwiderstands]] und wiederum ist ein Fluss namensgebend für den Film. Der Film kostete unglaubliche 3,3 Millionen Dollar, was für diese Zeit eine ungeheure Summe darstellte.<ref>Schoenberner, Gerhard. “Tito Sah Richard Burton Als Tito.” Die Zeit,  sec. kultur. http://www.zeit.de/1973/35/tito-sah-richard-burton-als-tito.(Stand:14.11.14)</ref> Die Hauptrolle in diesem Blockbuster war die des Marschall Titos höchstpersönlich. Gespielt wurde er von Schauspiellegende Richard Burton, welcher mit seiner Frau Elizabeth Taylor ein häufiger Gast in Jugoslawien war. Der Film war in seiner Art als Grossproduktion und seiner durchwegs positiven Darstellung Josip Broz Titos ein typisches Beispiel für die «Rote Welle».<ref>Vidan, Aida, ed. In Contrast: Croatian Film Today. New York: Berghahn Books, 2012. S. 34.</ref>      
  
 
Aber nicht nur die epischen Kriegsspektakel mit berühmten Hollywoodstars zogen die Leute ins Kino. Filme wie [[Valter verteidigt Sarajevo|''Walter verteidigt Sarajevo'' (''Valter brani Sarajevo'', 1972)]] von Hajrudin Krvavac wurden zu internationalen Kassenschlagern. Die Geschichte über den Partisanen des Untergrunds erfreute sich vor allem in den kommunistischen Ländern grosser Beliebtheit und gilt noch heute als absoluter Kultfilm. ''Walter verteidigt Sarajevo'' war keines dieser grandiosen Spektakel auf dem Schlachtfeld.<ref name="iordanova" /> Eher könnte man ihn als Agenten- oder Spionagefilm in der Stadt Sarajevo bezeichnen. Der Hauptdarsteller Bata Živojinović, der auch in vielen weiteren Partisanenfilmen mitspielt, wird durch Walter zum absoluten Kultstar und ist es bis heute.<ref name="keller" />  
 
Aber nicht nur die epischen Kriegsspektakel mit berühmten Hollywoodstars zogen die Leute ins Kino. Filme wie [[Valter verteidigt Sarajevo|''Walter verteidigt Sarajevo'' (''Valter brani Sarajevo'', 1972)]] von Hajrudin Krvavac wurden zu internationalen Kassenschlagern. Die Geschichte über den Partisanen des Untergrunds erfreute sich vor allem in den kommunistischen Ländern grosser Beliebtheit und gilt noch heute als absoluter Kultfilm. ''Walter verteidigt Sarajevo'' war keines dieser grandiosen Spektakel auf dem Schlachtfeld.<ref name="iordanova" /> Eher könnte man ihn als Agenten- oder Spionagefilm in der Stadt Sarajevo bezeichnen. Der Hauptdarsteller Bata Živojinović, der auch in vielen weiteren Partisanenfilmen mitspielt, wird durch Walter zum absoluten Kultstar und ist es bis heute.<ref name="keller" />  
Das Partisanenthema schaffte es in den 70ern auch ins TV. Die Serie ''Die Abgeschriebenen (Otpisani 1974-75)'' von Aleksandar Djordjević zeigt fiktive Belgrader Befreiungskämpfer und übernahmen so den Stoff der Filme.<ref name="iordanova"/> Partisanenschwadron
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Das Partisanenthema schaffte es in den 70ern auch ins TV. Die Serie ''Die Abgeschriebenen (Otpisani 1974-75)'' von Aleksandar Djordjević zeigt fiktive Belgrader Befreiungskämpfer und übernahmen so den Stoff der Filme.<ref name="iordanova"/>  
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Gegen Ende der 70er Jahre ging das Interesse an den Partisanenfilmen langsam verloren. So blieb auch das Kriegsspektakel des Walter-Regisseurs Hajrudin Krvavac ''Partisanenschwadron (Partizanska Eskandrila, 1979)'' deutlich unter den Erwartungen zurück. In den 80er Jahren rückte das Partisanenthema in der Filmindustrie in den Hintergrund. Nicht nur die Regisseure verloren das Interesse am Stoff, sondern auch bei den Machthabern stand dieses Thema nicht mehr an erster Stelle. Immer mehr Filmemacher konzentrierten sich in ihrem Schaffen nicht mehr auf die Partisanen sondern auf nationale Themen wie z.B. Literarturverfilmungen. So verfilmte der Regisseur Antun Vrdoljak, der in den 70ern selber Partisanenfilme drehte, nun zahlreiche Klassiker der kroatischen Literatur.<ref>Vidan, Aida, ed. In Contrast: Croatian Film Today. New York: Berghahn Books, 2012. S. 39.</ref>
  
In den 80er Jahren rückte das Partisanenthema in der Filmindustrie in den Hintergrund. Die Regisseure 
 
 
Mit dem Zerfall der [[Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ)]] zerfiel auch der Partisanenfilm. [[Post-jugoslawischer Film|Die Filme der 90er Jahre]] behandelten grösstenteils den Sezessionskrieg, griffen allerdings öfters auf die Partisanenfilme zurück.  
 
Mit dem Zerfall der [[Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ)]] zerfiel auch der Partisanenfilm. [[Post-jugoslawischer Film|Die Filme der 90er Jahre]] behandelten grösstenteils den Sezessionskrieg, griffen allerdings öfters auf die Partisanenfilme zurück.  
 
Noch heute gelten die Partisanenfilme als grösster Träger der Jugonostalgie und werden regelmässig zu Festivals in den Kinos oder als Klassiker im TV gezeigt.<ref>http://www.srf.ch/player/radio/drs2aktuell/audio/partisanenfilme-der-neue-trend-auf-dem-balkan?id=4c65972b-9763-44ab-a5bb-92dadb8554f9 (Stand: 7.11.2014)</ref> Im Dokumentarfilm ''Cinema Komunisto (2010)'' werden nicht nur Regisseure und Schauspieler vorgestellt, sondern auch deren Erinnerungen an die Partisanenfilme beleuchtet.<ref name="keller" />
 
Noch heute gelten die Partisanenfilme als grösster Träger der Jugonostalgie und werden regelmässig zu Festivals in den Kinos oder als Klassiker im TV gezeigt.<ref>http://www.srf.ch/player/radio/drs2aktuell/audio/partisanenfilme-der-neue-trend-auf-dem-balkan?id=4c65972b-9763-44ab-a5bb-92dadb8554f9 (Stand: 7.11.2014)</ref> Im Dokumentarfilm ''Cinema Komunisto (2010)'' werden nicht nur Regisseure und Schauspieler vorgestellt, sondern auch deren Erinnerungen an die Partisanenfilme beleuchtet.<ref name="keller" />
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*Levi, Pavle. Disintegration in Frames: Aesthetics and Ideology in the Yugoslav and Post-Yugoslav Cinema. Stanford, Calif: Stanford University Press, 2007.
 
*Levi, Pavle. Disintegration in Frames: Aesthetics and Ideology in the Yugoslav and Post-Yugoslav Cinema. Stanford, Calif: Stanford University Press, 2007.
 
*"Partisanenfilm; Der neue Trend auf dem Balkan. "http://www.srf.ch/player/radio/drs2aktuell/audio/partisanenfilme-der-neue-trend-auf-dem-balkan?id=4c65972b-9763-44ab-a5bb-92dadb8554f9 (Stand: 7.11.2014)
 
*"Partisanenfilm; Der neue Trend auf dem Balkan. "http://www.srf.ch/player/radio/drs2aktuell/audio/partisanenfilme-der-neue-trend-auf-dem-balkan?id=4c65972b-9763-44ab-a5bb-92dadb8554f9 (Stand: 7.11.2014)
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*Schoenberner, Gerhard. “Tito Sah Richard Burton Als Tito.” Die Zeit,  sec. kultur. http://www.zeit.de/1973/35/tito-sah-richard-burton-als-tito.(Stand:14.11.14)
 
*Simeunović, Tatjana. Gehütete Streifen. Die Schwarze Welle im serbischen Spielfilm (1962–1972). in: südslavistik-online. Nr. 2. (Mai 2010). hg. von J. Raecke und B. Golubović. http://www.suedslavistik-online.de/02/02.pdf (Stand: 22.10.2014).
 
*Simeunović, Tatjana. Gehütete Streifen. Die Schwarze Welle im serbischen Spielfilm (1962–1972). in: südslavistik-online. Nr. 2. (Mai 2010). hg. von J. Raecke und B. Golubović. http://www.suedslavistik-online.de/02/02.pdf (Stand: 22.10.2014).
 
*Stoil, Michael Jon. Balkan Cinema: Evolution after the Revolution. Studies in Cinema, no. 11. Ann Arbor, MI: UMI Research Press, 1982.
 
*Stoil, Michael Jon. Balkan Cinema: Evolution after the Revolution. Studies in Cinema, no. 11. Ann Arbor, MI: UMI Research Press, 1982.
*“Tito Sah Richard Burton Als Tito.” Die Zeit, August 24, 1973, sec. kultur. http://www.zeit.de/1973/35/tito-sah-richard-burton-als-tito.(Stand:12.11.14)
 
 
*Vidan, Aida, ed. In Contrast: Croatian Film Today. New York: Berghahn Books, 2012.
 
*Vidan, Aida, ed. In Contrast: Croatian Film Today. New York: Berghahn Books, 2012.
 
*Vidan Aida. Spaces of Ideology in South Slavic Film. Studies in East European Cinema . 2011;2(2).
 
*Vidan Aida. Spaces of Ideology in South Slavic Film. Studies in East European Cinema . 2011;2(2).

Version vom 14. November 2014, 13:22 Uhr

Datei:Valterisarajevo.png
Szene ausWalter verteidigt Sarajevo
(Valter brani Sarajevo, 1972)

Der Partisanenfilm gilt als erfolgreichstes Genre der jugoslawischen Filmgeschichte. Die Partisanenfilme sind eine Sub-Genre der Kriegsfilme, welche den Befreiungskampf der Partisanen gegen die Besatzer und Kollaborateure darstellen.[1]

Ideologie des Partisanenfilms

Das Thema des Partisanenkampfes eignete sich ideal, da der Widerstand gegen die deutschen Belagerer die Grundlage und Legitimation des kommunistischen Regimes unter Josip Broz Tito darstellte. Durch die Glorifizierung der Vergangenheit konnte man auch auf die Gegenwart Einfluss nehmen. So werden die Partisanenfilme zu Trägern der Ideologie.[2] Die Filme prägten die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg auch für die nachfolgenden Generationen. Die «Brüderlichkeit und Einheit», welche die Schlagwörter des sozialistischen Jugoslawiens waren, kamen in den Geschichten der Befreiungskämpfer besonders zur Geltung. Die Natürlichkeit des jugoslawischen Staates mit seinem Marschall Tito an der Spitze konnte durch die Partisanenfilme illustriert werden.[1]

Geschichte des Partisanenfilms

Der Partisanenfilm ist keine jugoslawische Erfindung, sondern war ein internationales Phänomen. In vielen Ländern Europas wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Partisanenfilme produziert. Der erste jugoslawische Film dieses Genre war Slavica von Vjekoslav Afrić (Slavica, 1947). Zeitgleich war es auch der erste Spielfilm im noch jungen Staat Jugoslawien überhaupt.[3] Die frühen Partisanenfilme waren stark an die sowjetischen Kriegsfilme angelehnt. Sie folgten der Doktrin des Sozialistischen Realismus (Sozrealismus). Diese Stilrichtung war eng mit der Person Stalins verbunden. Nachdem Josip Broz Tito ab 1948 mit dem System und der Idee des Stalinismus brach, verschwanden die Elemente des Sozrealismus nach und nach auch aus den Kinoproduktionen. Es begann eine Phase in der die Filme neben dem heimischen Publikum gezielt auch ausländische Märkte erreichen sollten.[4] Internationale Koproduktionen wie der österreichisch-jugoslawische Partisanenfilm Die Letzte Brücke (Poslednji Most, 1954) füllten die Kinosäle auch im Ausland. Solche Kooperationen mit anderen Staaten sind typisch für die gesamte Phase des jugoslawischen Kinos. Das blockfreie Jugoslawien konnte trotz der sozialistischen Staatsordnung mit westeuropäischen Mächten Filme produzieren.[5]

In den 60er Jahren entwickelte sich in Jugoslawien eine Bewegung in der Filmszene, welche Neuer jugoslawischer Film oder «Schwarze Welle» genannt wurde. Der Partisanenkampf blieb weiterhin eine häufige Thematik der Filme, wurde aber nun auch kritischer beleuchtet. Der Film Drei (Tri, 1965) von Aleksandar Petrović zeigt das Partisanentum und den Zweiten Weltkrieg Verherrlichung. Er kann wegen seiner Darstellung von Angst und Furcht als Anti-Kriegsfilm bezeichnet werden.[1] Generell sind diese Jahre in Jugoslawien eine Phase der Emanzipation und Dezentralisierung, was in den Filmen der Zeit auch zum Ausdruck kommt.

Die Partisanenfilme, welche in den späten 60er bis 70er Jahren gedreht wurden, beziehen sich zurück auf die alten Werte der frühen jugoslawischen Filme. Es ging darum nur positives von Tito und den Partisanen zu zeigen und den Befreiungskampf der Partisanen als heilig darzustellen.[6]

Daher wird dieses staatliche Filmprogramm auch im Kontrast zur «Schwarze Welle» als «Rote Welle» bezeichnet.[7] Aufgrund des oft einfachen Handlungsbogens und der stereotypischen Charakterzeichnung werden die Partisanenfilme oft mit Hollywoodproduktionen verglichen. Die Filme waren in ihrer Wirkung auf eine breite Masse ausgelegt und die Politik nahm wieder grösseren Einfluss auf die Regisseure. Die Vergangenheit des Partisanenkampfes wurde wieder ins Zentrum gerückt, da es heikler war aktuelle Themen zu behandeln.[1]

DVD Cover von Sutjeska (1973)

Typische Werke dieser «Roten Welle» waren die beiden Kriegsepen Die Schlacht an der Neretva (Bitka na Neretvi, 1969) und Die fünfte Offensive (Sutjeska, 1973). Für Die Schlacht an der Neretva konnte Regisseur Veljko Bulajić internationale Topstars gewinnen. Der Film, der auf einer wahren Episode des Zweiten Weltkriegs basiert, wurde 1970 sogar für den Oscar nominiert. Bulajić, der auch schon mit Kozara (1962) grossen Erfolg hatte, kann als wichtigster Vertreter des spektakulären und actionreichen Partisanenfilms bezeichnet werden.[1] Auch Sutjeska von Regisseur Stipe Delić zeigt eine der legendären Offensiven des Partisanenwiderstands und wiederum ist ein Fluss namensgebend für den Film. Der Film kostete unglaubliche 3,3 Millionen Dollar, was für diese Zeit eine ungeheure Summe darstellte.[8] Die Hauptrolle in diesem Blockbuster war die des Marschall Titos höchstpersönlich. Gespielt wurde er von Schauspiellegende Richard Burton, welcher mit seiner Frau Elizabeth Taylor ein häufiger Gast in Jugoslawien war. Der Film war in seiner Art als Grossproduktion und seiner durchwegs positiven Darstellung Josip Broz Titos ein typisches Beispiel für die «Rote Welle».[9]

Aber nicht nur die epischen Kriegsspektakel mit berühmten Hollywoodstars zogen die Leute ins Kino. Filme wie Walter verteidigt Sarajevo (Valter brani Sarajevo, 1972) von Hajrudin Krvavac wurden zu internationalen Kassenschlagern. Die Geschichte über den Partisanen des Untergrunds erfreute sich vor allem in den kommunistischen Ländern grosser Beliebtheit und gilt noch heute als absoluter Kultfilm. Walter verteidigt Sarajevo war keines dieser grandiosen Spektakel auf dem Schlachtfeld.[1] Eher könnte man ihn als Agenten- oder Spionagefilm in der Stadt Sarajevo bezeichnen. Der Hauptdarsteller Bata Živojinović, der auch in vielen weiteren Partisanenfilmen mitspielt, wird durch Walter zum absoluten Kultstar und ist es bis heute.[5] Das Partisanenthema schaffte es in den 70ern auch ins TV. Die Serie Die Abgeschriebenen (Otpisani 1974-75) von Aleksandar Djordjević zeigt fiktive Belgrader Befreiungskämpfer und übernahmen so den Stoff der Filme.[1]

Gegen Ende der 70er Jahre ging das Interesse an den Partisanenfilmen langsam verloren. So blieb auch das Kriegsspektakel des Walter-Regisseurs Hajrudin Krvavac Partisanenschwadron (Partizanska Eskandrila, 1979) deutlich unter den Erwartungen zurück. In den 80er Jahren rückte das Partisanenthema in der Filmindustrie in den Hintergrund. Nicht nur die Regisseure verloren das Interesse am Stoff, sondern auch bei den Machthabern stand dieses Thema nicht mehr an erster Stelle. Immer mehr Filmemacher konzentrierten sich in ihrem Schaffen nicht mehr auf die Partisanen sondern auf nationale Themen wie z.B. Literarturverfilmungen. So verfilmte der Regisseur Antun Vrdoljak, der in den 70ern selber Partisanenfilme drehte, nun zahlreiche Klassiker der kroatischen Literatur.[10]

Mit dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) zerfiel auch der Partisanenfilm. Die Filme der 90er Jahre behandelten grösstenteils den Sezessionskrieg, griffen allerdings öfters auf die Partisanenfilme zurück. Noch heute gelten die Partisanenfilme als grösster Träger der Jugonostalgie und werden regelmässig zu Festivals in den Kinos oder als Klassiker im TV gezeigt.[11] Im Dokumentarfilm Cinema Komunisto (2010) werden nicht nur Regisseure und Schauspieler vorgestellt, sondern auch deren Erinnerungen an die Partisanenfilme beleuchtet.[5]

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Iordanova, D. (Ed.), 2006. The cinema of the Balkans. Wallflower, London; New York. S. 109.ff
  2. Levi, P., 2007. Disintegration in frames: aesthetics and ideology in the Yugoslav and post-Yugoslav cinema. Stanford University Press, Stanford, Calif. S. 64.
  3. Simeunović, T. Gehütete Streifen. Die Schwarze Welle im serbischen Spielfilm (1962–1972). in: südslavistik-online. Nr. 2. (Mai 2010). hg. von J. Raecke und B. Golubović. http://www.suedslavistik-online.de/02/02.pdf (Stand: 22.10.2014).
  4. Kosanović, D.: Srbija. In: B. Grbić (Hrsg.): Die siebte Kunst auf dem Pulverfass. 1996. Graz. S. 111.
  5. 5,0 5,1 5,2 Keller, Florian. “Als Hollywood Auf Dem Balkan Lag. ”Derbund.ch/.http://www.derbund.ch/agenda/kino/Als-Hollywood-auf-dem-Balkan-lag/story/28887985.(Stand: 13.11.14)
  6. Simeunović, 2010. S. 130.
  7. Vidan, A., 2011. Spaces of ideology in South Slavic films. In: Studies in East European Cinema, Vol. 2, Nr.2. S.173- 192.
  8. Schoenberner, Gerhard. “Tito Sah Richard Burton Als Tito.” Die Zeit, sec. kultur. http://www.zeit.de/1973/35/tito-sah-richard-burton-als-tito.(Stand:14.11.14)
  9. Vidan, Aida, ed. In Contrast: Croatian Film Today. New York: Berghahn Books, 2012. S. 34.
  10. Vidan, Aida, ed. In Contrast: Croatian Film Today. New York: Berghahn Books, 2012. S. 39.
  11. http://www.srf.ch/player/radio/drs2aktuell/audio/partisanenfilme-der-neue-trend-auf-dem-balkan?id=4c65972b-9763-44ab-a5bb-92dadb8554f9 (Stand: 7.11.2014)

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