Markusplatz: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Zentrum des Platzes bildet die alte Pfarrkirche Zagrebs, die Markuskirche. Ihr Merkmal ist ein beliebtes fotographisches Motiv und Wahrzeichen Zagrebs: Das Dach, dessen Ziegel seit Restaurierungen des 19. Jahrhunderts die Wappen der Stadt und des Königreichs von Kroatien, Slawonien und Dalmatien abbilden.<ref>Steindorff, Ludwig, Schichten der Erinnerung, S. 162ff.</ref>
 
Das Zentrum des Platzes bildet die alte Pfarrkirche Zagrebs, die Markuskirche. Ihr Merkmal ist ein beliebtes fotographisches Motiv und Wahrzeichen Zagrebs: Das Dach, dessen Ziegel seit Restaurierungen des 19. Jahrhunderts die Wappen der Stadt und des Königreichs von Kroatien, Slawonien und Dalmatien abbilden.<ref>Steindorff, Ludwig, Schichten der Erinnerung, S. 162ff.</ref>
 
    
 
    
Als 2000 auf dem Platz die Amtseinführung des neugewählten Präsidenten [[Stipe Mesić]] abgehalten wurde, knüpfte man an eine Tradition an: Am 29. Oktober 1918 wurde dort der Staat der Slowenen, Kroaten und Serben  ausgerufen, während die folgenden Regierungen der [[NDH]] unter [[Ante Pavelić]] und [[Jugoslawiens]] unter [[Josip Broz Tito|Tito]] wichtige Versammlungen auf dem Markusplatz abhielten. Die Inszenierungen unterschieden sich jedoch deutlich: die Amtseinführung Mesićs war so ausgerichtet, dass rechts der Sabor sichtbar war, links der Banspalast und im Zentrum der Blick auf die Pfarrkirche des alten Zagreb stand.  Unter der sozialistischen Regierung wäre dies nicht denkbar gewesen – bei Versammlungen wandte man sich der Menge deshalb von einem Fenster des Banspalastes zu, sodass sie der Kirche den Rücken zuwandte.<ref>Ibid., S. 161. </ref>
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Als 2000 auf dem Platz die Amtseinführung des neugewählten Präsidenten [[Stipe Mesić]] abgehalten wurde, knüpfte man an eine Tradition an: Am 29. Oktober 1918 wurde dort der Staat der Slowenen, Kroaten und Serben  ausgerufen, während die folgenden Regierungen des [[«Unabhängigen Staates Kroatien»]] (USK, Nezavisna Država Hrvatska, NDH) unter [[Ante Pavelić]] (1889-1959) und der [[Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens]] (SFRJ, Sozialistička Federativna Republika Jugoslavije, SFRJ) unter [[Josip Broz Tito|Tito]] (1892-1980) wichtige Versammlungen auf dem Markusplatz abhielten. Die Inszenierungen unterschieden sich jedoch deutlich: die Amtseinführung Mesićs war so ausgerichtet, dass rechts der Sabor sichtbar war, links der Banspalast und im Zentrum der Blick auf die Pfarrkirche des alten Zagreb stand.  Unter der sozialistischen Regierung wäre dies nicht denkbar gewesen – bei Versammlungen wandte man sich der Menge deshalb von einem Fenster des Banspalastes zu, sodass sie der Kirche den Rücken zuwandte.<ref>Ibid., S. 161. </ref>
 
   
 
   
 
Umbenennungen hat der Platz in seiner Funktion als Zentrum der jeweiligen Regierung keine erlebt. Jedoch zeugt die Art, wie sich die Regimes von ihm aus präsentiert haben, von seiner symbolischen sowie historischen Bedeutung als Zeitzeuge.
 
Umbenennungen hat der Platz in seiner Funktion als Zentrum der jeweiligen Regierung keine erlebt. Jedoch zeugt die Art, wie sich die Regimes von ihm aus präsentiert haben, von seiner symbolischen sowie historischen Bedeutung als Zeitzeuge.

Version vom 16. November 2014, 12:49 Uhr

Die Markuskirche als Zentrum des Markusplatzes.
Der ehemalige Banpalast und heutige Sitz der kroatischen Regierung im Westen des Markusplatzes.
Datei:Sabor.JPG
Der Sabor, das kroatische Parlamentsgebäude im Osten des Markusplatzes.

Der Platz des Heiligen Markus bildet das Zentrum von «Gornji Grad», einem Stadtteil Zagrebs. Seine hohe Bedeutung für die Stadtgeschichte zeigt sich daran, dass er bereits im 15. Jahrhundert als Sammelplatz der Zunftgenossen diente, während er heute dem Staats- und Regierungszentrum Kroatiens Platz bietet. Kartensymbol 300x226.png

Im Westen des Platzes steht der Banspalast (Banski dvor), welcher in den vorangehenden Jahrhunderten als Residenz des Bans, also des Vizekönigs, diente. Heute ist es der Sitz der kroatischen Regierung und des Präsidenten.[1] Im Osten befindet sich jenes Gebäude, in welchem das kroatische Parlament (Sabor) seit seiner Erbauung 1909/10 tagt.[2]

Das Zentrum des Platzes bildet die alte Pfarrkirche Zagrebs, die Markuskirche. Ihr Merkmal ist ein beliebtes fotographisches Motiv und Wahrzeichen Zagrebs: Das Dach, dessen Ziegel seit Restaurierungen des 19. Jahrhunderts die Wappen der Stadt und des Königreichs von Kroatien, Slawonien und Dalmatien abbilden.[3]

Als 2000 auf dem Platz die Amtseinführung des neugewählten Präsidenten Stipe Mesić abgehalten wurde, knüpfte man an eine Tradition an: Am 29. Oktober 1918 wurde dort der Staat der Slowenen, Kroaten und Serben ausgerufen, während die folgenden Regierungen des «Unabhängigen Staates Kroatien» (USK, Nezavisna Država Hrvatska, NDH) unter Ante Pavelić (1889-1959) und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens (SFRJ, Sozialistička Federativna Republika Jugoslavije, SFRJ) unter Tito (1892-1980) wichtige Versammlungen auf dem Markusplatz abhielten. Die Inszenierungen unterschieden sich jedoch deutlich: die Amtseinführung Mesićs war so ausgerichtet, dass rechts der Sabor sichtbar war, links der Banspalast und im Zentrum der Blick auf die Pfarrkirche des alten Zagreb stand. Unter der sozialistischen Regierung wäre dies nicht denkbar gewesen – bei Versammlungen wandte man sich der Menge deshalb von einem Fenster des Banspalastes zu, sodass sie der Kirche den Rücken zuwandte.[4]

Umbenennungen hat der Platz in seiner Funktion als Zentrum der jeweiligen Regierung keine erlebt. Jedoch zeugt die Art, wie sich die Regimes von ihm aus präsentiert haben, von seiner symbolischen sowie historischen Bedeutung als Zeitzeuge.

Einzelnachweise

  1. Mauch, Uwe: Zagreb entdecken. Die kroatische Hauptstadt und ihre Umgebung. Berlin 2007, hier S. 94.
  2. Ibid., S. 94.
  3. Steindorff, Ludwig, Schichten der Erinnerung, S. 162ff.
  4. Ibid., S. 161.

Literatur (Auswahl)

Mauch, Uwe: Zagreb entdecken. Die kroatische Hauptstadt und ihre Umgebung. Berlin 2007.

Steindorff, Ludwig: Schichten der Erinnerung. Zur Klassifizierung von Gedächtnisorten in Kroatien. In: Jaworski, Rudolf, Kusber, Jan (Hg.): Gedächtnisorte in Osteuropa. Vergangenheiten auf dem Prüfstand. Frankfurt am Main 2003. S. 157-182.