Partisanenkampf

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Version vom 11. November 2014, 04:23 Uhr von Manuel (Diskussion | Beiträge) (Erinnerung an die Partisanenbewegung)
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Partisan

Ein Partisan ist ein irregulärer bewaffneter Kämpfer und trägt verschiedene Merkmale. Partisan kommt von Partei und verweist auf einen kämpfenden, kriegführenden oder politisch tätigen Parteigänger. Seine Motiv ist keine private Bereicherung. Deswegen kann er zum Piraten, Räuber und Gewaltverbrecher unterschieden werden.[1] Er findet seine Legitimität in der defensiven Verteidigung des heimatlichen Bodens gegen einen übermächtigen fremden Eroberer. Es kann einen passiven sowie einen aktiven Widerstand sein. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler bezeichnet den Partisan als Chamäleon, das sich ständig der neuen Situation anpasst und schwierig auf seine Erscheinungsweise festgelegt werden kann. [2] Der Partisan sei ein Meister der Tarnung, der seine Erscheinungsform beinahe nach Belieben verändern kann.

Weitere Beispiele von organisierte Partisanengruppen finden sich in verschiedensten Räumen und Zeiten. Oft in den Theorien des Partisanen werden Che Guevara, Lenin und Mao Tse-tsung als Strategen von Partisanenkriegen zitiert.

Die Theorie des Partisanen

Carl Schmitt entwickelte aus der Theorie des Krieges und Feindschaft sein 1963 erschienenes Werk «Theorie des Partisanen». Schmitt geht in seiner politikwissenschaftlicher Studie davon, dass der Partisan ein irregulärer Kämpfer ist und sich gegen einen regulären Feind - in der Figur des Soldaten in Uniform- wehrt. Dieser gegensätzliche Kampf sieht er zum ersten Mal im Spanischen Guerrilla-Krieg 1808 bis 1813. Dort stiess zum ersten Mal ein Volk auf ein modernes, gut organisierte, reguläre Armee - die feindliche Armee von Napoleon Boneparte. In der Theorie des Partisanen hat Carl Schmitt die Wesen des Partisanenkampfes in vier Merkmalen zu bestimmen versucht: Durch seine Irregularität, seinem tellurischen Charakter, seine gesteigerte Mobilität und sein intensives politisches Engagement. Herfried Münkler sieht die Kriterien oder Merkmale nicht als Definitionen, sondern als Einkreisung an. [3]

1. Grosses politisches Engagement und ihre Intensität
2. Tellurischen Charakter der partisanischen Kriegsführung
«Er verteidigt ein Stück Erde, zu dem er eine autochthone Beziehung hat.» Trotz seiner hohen Mobilität bleibt seine Grundposition defensiv. [4]
Tellurisch meint so viel wie die Verwurzelung mit dem Boden, die Verbindung zur ansässigen Bevölkerung und die besondere Kenntnis der speziellen Topographie des Landes. Daraus wachse die Motivation, den heimischen Boden mit allen Mittel zu verteidigen.
3. Hohe Mobilität der Kämpfenden
4. Irregularität partisanischen Truppen
Trotz seiner Irregularität ist er immer auf die Hilfe einer regulären Macht angewiesen. Der irreguläre kämpfende Partisan müsse sich auf längere Sicht am Regulären legitimieren. Carl Schmitt sieht hier nur zwei Möglichkeiten: Entweder entsteht aus eigener Kraft eine neue Regularität oder der mächtige reguläre Dritte anerkennt den Partisan.[5]

Jugoslawische Partisanenbewegung im 2. Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg kam es ab 1941 in Jugoslawien zu einer Widerstandsbewegung der PartisanInnen, die als «Volksbefreiungskrieg» bezeichnete wurde.

Nach der Kapitulation Jugoslawiens und der Flucht der Regierung und König nach Grossbritannien im April 1941 teilte NS-Deutschland und seine Bündnispartner Jugoslawien untereinander auf. 40% wurde dem Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) zugeschlagen. Als Reaktion darauf begann die antifaschistische Widerstandsbewegung der PartisanInnen drei Monate später. Ab Juli 1941 ruf das Zentralkomitee der KPJ zum Widerstand gegen die Besatzungsmächte auf und die kommunistisch geführte Volksbefreiungsarmee der PartisanInnen begannen mit bewaffnete Aktionen gegen die Okkupationsmächte. Dies führte in einen Bürgerkrieg der von der Kommunistische Partei Jugoslawien (KPJ) organisierten PartisanInnen mit den Kollaborateuren Ustascha und Tschetniks. Die Strategie der KPJ war möglichst viele der Bevölkerung zu einer Volksfront gegen die Besetzer und Kollaborateure zu vereinen, Durchführung von Attentaten und Sabotageakten sowie Aufstellen von Kampfverbänden und Schutz der Bevölkerung. Dieses Vorgehen erwies sich schliesslich als erfolgreich: Der anfänglich kleinen irregulären Volksbefreiungsbewegung gelang es 1944/45 mit Unterstützung regulären Armeen der Allierten die Okkupations- und Kollaborationsregime in Jugoslawien zu stürzen und selber mit der KPJ die Macht ergreifen und neue Herrschaftsstrukturen aufzubauen.[6]

Carl Schmitt beschreibt die auch internen Kämpfe der Partisanen am Beispiel der Partisanenkämpfe in Jugoslawien von 1941 bis 1945: «Die Partisanenkämpfe in Jugoslawien 1941/45 waren nicht nur gemeinsame nationale Verteidigung gegen die fremde Eroberer, sondern ebenso sehr brutale interne Kämpfe zwischen den kommunistischen und den monarchistischen Partisanen. In diesem Bruderkampf hat der kommunistische Partisanenführer Tito seinen inner-jugoslawischen Feind, den von den Engländern unterstützen General Mihailovitch, mit Stalins und Englands Hilfe besiegt und vernichtet.»[7]

Erinnerung an die Partisanenbewegung

Dem Partisanenmythos zufolge führte die Volksbefreiungsbewegung mit Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit einen gerechten Krieg gegen die «Faschisten». Zu den gemeinsamen Kriegsziele hätte die Wiederherstellung des Staates Jugoslawien und die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung unter der Führung der KPJ gehört.[8]

Die Jugoslawischen Partisanen wurden zu Helden, die den Feind erfolgreich bekämpfte und zurückdrängte.

Brüderlichkeit und Einheit Lieu de memoire: Die Schlacht an der Neretva Denkmäler: Denkmal der Revolution, Dotrščina Platz der Faschismusopfer

Anmerkungen

  1. Schmitt, Carl. Theorie des Partisanen: Zwischenbemerkungen zum Begriff des Politischen, Berlin: Duncker und Humblot. 1975 S. 20 ff.
  2. Münkler, Herfried: Der Partisan: Theorie, Strategie, Gestalt, Opladen: Westdeutscher Verlag, 1990. S. 9.
  3. Münkler, 1990. S. 9.
  4. Schmitt, 1975. S. 93.
  5. Schmitt, 1975. S. 78.
  6. Wiesinger, Barbara N.; Partisaninnen: Widerstand in Jugoslawien, 1941-1945. Wien: Böhlau Verlag, 2008. S. 19-39.
  7. Schmitt, 1975. S. 59.
  8. Wiesinger, Barbara N.; Partisaninnen: Widerstand in Jugoslawien, 1941-1945. Wien: Böhlau Verlag, 2008. S. 16.

Literaturliste (Auswahl)

  • Schmitt, Carl. Theorie des Partisanen: Zwischenbemerkungen zum Begriff des Politischen, Berlin: Duncker und Humblot. 1975.
  • Münkler, Herfried: Der Partisan: Theorie, Strategie, Gestalt, Opladen: Westdeutscher Verlag, 1990.
  • Wiesinger, Barbara N.; Partisaninnen: Widerstand in Jugoslawien, 1941-1945. Wien: Böhlau Verlag, 2008.
  • Schickel, Joachim. Gespräche mit Carl Schmitt. Berlin: Merve Verlag, 1993.
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Partisan