Erinnerungsort

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Version vom 13. November 2014, 11:27 Uhr von Julia (Diskussion | Beiträge) (Lieu de mémoire)
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Gedächtnisort

Wird auch Erinnerungsort, lieu de mémoire oder narrative Abbreviatur des kollektiven Gedächtnisses genannt. Es gibt verschiedene Typen von Gedächtnisorten. Unterschieden wird in materielle Orte, wie das Denkmal in Podgarić welches in Andenken an die Revolution der Leute der Moslavina errichtet wurde. Weiter gibt es funktionale Orte, beispielsweise Autobiographien, in welchen durch das Wiedergeben des Lebens einer berühmten Person erinnert wird. Als dritte Kategorie kommen symbolische Orte hinzu, welche etwa Jahrestage wären, wie der 25. Mai, dem Tag der Jugend, an welchem alljährliche Stafetten stattfanden. Erinnerungsorte sind wichtiger Bestandteil des kollektiven Gedächtnis. Diese Orte waren wichtige Ereignisse oder Personen in der Vergangenheit und sind emotional aufgeladen.[1]

Lieu de mémoire

Der französische Historiker Pierre Nora (1931) untersucht in seinem Werk «lieu de mémoire» verschiedene Orte die für eine Gruppe oder Gesellschaft als identitätsstiftend wirken. Sieben verschiedene Typen von europäischen Erinnerungsorten. [2] Neben wissenschaftlichen, künstlerischen oder geographischen Orten teilt er weiter noch in „entscheidende“ Orte, an welchen wichtige militärische Erfolge erreicht wurden. Ein solcher Ort ist Jablanica in Bosnien an der Neretva, wo die Partisanen bei der Schlacht an der Neretva den Achsenmächten entkamen. In Jajce wo die AVNOJ die Zukunft Jugoslawiens beschlossen haben, dient als Beispiel eines „Gründungs“-Ortes. Histographische Orte äußern sich anhand von Museen oder Schulbüchern. Diese verschiedenen Orte sind wandelbar und können je nach Legitimationsbedürfnis einer Körperschaft abgeändert werden. Exemplarisch dafür ist Medvedgrad welcher von Franjo Tuđman zu einem identitätsschaffenden Ort stilisiert wurde. All diese Erinnerungsorte besitzen eine symbolische Bedeutung und werden ins kollektive Gedächtnis integriert, so fern sie als solche Orte empfunden und akzeptiert werden.[3]

Gedächtnisorte können helfen Transfers von Wissen oder Fähigkeiten durchzuführen.[4] Bei einem positiven Transfer geschieht eine gelungene Erinnerung an eine in einer bestimmten Situation erlernten Fähigkeit und eine erfolgreiche Projektion auf eine andere, neue Situation. Wird die gelernte Fähigkeit nicht erfolgreich erinnert, oder übertragen, so ist es ein negativer Transfer.[5]

Anmerkungen

  1. Grosse-Kracht, Klaus: Gedächtnis und Geschichte: Maruice Halbwachs-Pierre Nora. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. Jg. 46. 1995. S. 21-31.
  2. Kühberger, Christoph und Sedmak, Clemens (Hrsg.): Europäische Geschichtskultur- Europäische Geschichtspolitik von Erfinden, Entdecken, Erarbeiten der Bedeutung von Erinnerung und Geschichte für das Verständnis und Selbstverständnis Europas. Innsbruck 2009.
  3. Nora, Pierre: Comment écrire l’histoire de France? In: Nora, Pierre: Les lieux de Mémoire, Bd. 3. Paris 1992.
  4. Pethes, Nicolas und Ruchatz, Jens (Hrsg): Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Lexikon. Reinbek bei Hamburg 2001. S.591-592.
  5. Gruber, Hans: Situated learning and transfer. In: Reimann, Peter und Spada, Hans: Learning in humans and machines. Towards an interdisciplinary learning science. Oxford 1996. S. 168-188.