Belgrad: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Gegensatz zu den meisten anderen sozialistischen Staaten genossen die Jugoslawen eine praktisch uneingeschränkte Reisefreiheit. Als Bürger eines blockfreien Staates war es möglich, visumfrei in eine grosse Anzahl Länder zu reisen. Zahlreiche Saisonarbeiter aber auch Fachkräfte nutzen diese Situation, um in den umliegenden Ländern auf Arbeitssuche zu gehen. Für den jugoslawischen Staat bedeutete dies faktisch einen «brain drain», der nur schwer aufzuhalten war. Geduldet wurde er trotzdem mit dem Verweis auf das Recht auf Arbeit. <ref>Calic, Marie-Janine Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München S.212.</ref> | Im Gegensatz zu den meisten anderen sozialistischen Staaten genossen die Jugoslawen eine praktisch uneingeschränkte Reisefreiheit. Als Bürger eines blockfreien Staates war es möglich, visumfrei in eine grosse Anzahl Länder zu reisen. Zahlreiche Saisonarbeiter aber auch Fachkräfte nutzen diese Situation, um in den umliegenden Ländern auf Arbeitssuche zu gehen. Für den jugoslawischen Staat bedeutete dies faktisch einen «brain drain», der nur schwer aufzuhalten war. Geduldet wurde er trotzdem mit dem Verweis auf das Recht auf Arbeit. <ref>Calic, Marie-Janine Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München S.212.</ref> | ||
− | Um seinen Bürgern ein Gefühl von Fortschritt und Kosmopolitismus vermitteln zu können, wurden in Belgrad Supermärkte im westlichen Stil eröffnet. Die kommunistische Partei hatte zum Ziel, eine demokratische Konsumkultur zu errichten und die Bevölkerung mit schönen und nützlichen Gütern zu versorgen. So schwappte westlicher Einfluss auf Mode und Automobilindustrie und sowie deren Prestige in die jugoslawische Gesellschaft über. Zahlreiche ausländische Produkte wurden eingeführt oder in Lizenz hergestellt. <ref>Calic, Marie-Janine Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck | + | Um seinen Bürgern ein Gefühl von Fortschritt und Kosmopolitismus vermitteln zu können, wurden in Belgrad Supermärkte im westlichen Stil eröffnet. Die kommunistische Partei hatte zum Ziel, eine demokratische Konsumkultur zu errichten und die Bevölkerung mit schönen und nützlichen Gütern zu versorgen. So schwappte westlicher Einfluss auf Mode und Automobilindustrie und sowie deren Prestige in die jugoslawische Gesellschaft über. Zahlreiche ausländische Produkte wurden eingeführt oder in Lizenz hergestellt. <ref>Calic, Marie-Janine Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München S.222.</ref> |
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Version vom 18. November 2014, 21:24 Uhr
Belgrad war von 1944 bis 1991 Hauptstadt der sozialistischen Republik Jugoslawiens sowie der Teilrepublik Serbien. In dieser Zeit entstand der Stadtteil Novi Beograd und entwickelte sich zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum. Bedeutungsvoll war das dom omladine (Haus der Jugend), das der Jugendkultur einen Platz bot.
Inhaltsverzeichnis
Belgrad als politisches Zentrum des Zweiten Jugoslawien
Belgrad war das politische sowie wirtschaftliche Zentrum Jugoslawiens. Der Sitz der Kommunistischen Partei Jugoslawiens sowie die Regierungsgebäude befanden sich im Stadtteil Novi Belgrad. Die jugoslawischen Erinnerungsorte prägen bis heute die Topographie Belgrads, zu denen die kuća cveća mit Titos Grab, das JNA-Stadion und die umliegenden Botschaften der ehemaligen blockfreien Staaten gehören. Diese Gebäude sind errichtet in einem eigenständigen, jugoslawischen Architekturstil.
Novi Beograd
Mit der Bildung Jugoslawiens wurde die Stadt zum Nervenzentrum des neuen sozialistischen Staates. Nach den grossen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und als Reaktion auf die bereits vor dem Krieg bestehende Problematik der akuten Wohnraumknappheit wurde beschlossen, auf dem Sumpfgebiet auf dem westlichen Saveufer (wo sich während dem Zweiten Weltkrieg auch das Konzentrationslager Staro Sajmište befand) eine Satellitenstadt zu errichten. Ein neues geistiges und politisches Zentrum sollte entstehen, zu grossen Teilen durch die Arbeitskraft des Proletariats. Heute ist der Stadtteil Novi Beograd mit 212'104 Einwohnern der bevölkerungsreichste Bezirk Belgrads[1]. Auch die zweitgrösste Stadt Jugoslawiens, Zagreb, litt unter ähnlicher Problematik der Wohnraumknappheit und erschuf, wie die Hauptstadt Jugoslawiens durch freiwillig mobilisierte Arbeitskräfte, einen neuen, modernen Stadtteil (Novi Zagreb). 1948 wurde auf dem 2. Kongress der jugoslawischen Ingenieure und Techniker von der Architektensektion beschlossen, dass Architektur eine Reflektion der sozialistischen Realität sein sollte, angereichert mit neuen Ideen. Durch den Bruch Titos mit Stalin wurden stalinistische Tendenzen insbesondere im Personenkult grösstmöglich beendet und man begann, an einer eigenen architektonischen Linie zu arbeiten, um sich so auch sichtbar von der UdSSR abgrenzen zu können.[2] Den jugoslawischen Stil zeichnete das Abstrakte, Brutalistische, aber auch einee gewisse Leichtigkeit und schlichte Eleganz aus. Jugoslawische Architektur wurde auch in andere blockfreie Staaten exportiert. Die Linie hatte nebst der Abgrenzung von der Sowjetunion aber noch ein anderes politisches Ziel: Jugoslawien war im Vergleich zu anderen sozialistischen Staaten extrem ideologisiert, da der Staat und die Nation sehr jung war. Die Architektur war also wichtig, um dem Volk den „neuen Staat“ in Stahl und Beton zu manifestieren und sich vom Alten, Monarchistischen abgrenzen zu können.[3] Als Prestigeobjekte können das Hotel Jugoslavija[1] oder der Ušće-Turm aufgezählt werden.
Jugoslawische Konsumkultur
Im Gegensatz zu den meisten anderen sozialistischen Staaten genossen die Jugoslawen eine praktisch uneingeschränkte Reisefreiheit. Als Bürger eines blockfreien Staates war es möglich, visumfrei in eine grosse Anzahl Länder zu reisen. Zahlreiche Saisonarbeiter aber auch Fachkräfte nutzen diese Situation, um in den umliegenden Ländern auf Arbeitssuche zu gehen. Für den jugoslawischen Staat bedeutete dies faktisch einen «brain drain», der nur schwer aufzuhalten war. Geduldet wurde er trotzdem mit dem Verweis auf das Recht auf Arbeit. [4] Um seinen Bürgern ein Gefühl von Fortschritt und Kosmopolitismus vermitteln zu können, wurden in Belgrad Supermärkte im westlichen Stil eröffnet. Die kommunistische Partei hatte zum Ziel, eine demokratische Konsumkultur zu errichten und die Bevölkerung mit schönen und nützlichen Gütern zu versorgen. So schwappte westlicher Einfluss auf Mode und Automobilindustrie und sowie deren Prestige in die jugoslawische Gesellschaft über. Zahlreiche ausländische Produkte wurden eingeführt oder in Lizenz hergestellt. [5]
Anmerkungen
- ↑ http://www.beograd.rs/cms/view.php?id=1201 (Stand: 7.11.2014)
- ↑ Križić Roban, Sandra: Modernity in Architecture, Urban planning and interior decoration after the Second World War. In: Socialism and Modernity. Art, Culture, Politics 1950-1974. Kolešnik, Lijljana (Hrsg.). Institut za povijest umjetnosti, Zagreb 2012, S.45-106.
- ↑ Höpken, Wolfgang: “Durchherrschte Freiheit” - Wie “autoritär (oder wie „liberal“) war Titos Jugoslawien? In: Jugoslawien in den 1960er Jahren. Grandits, Hannes und Sundhaussen, Holm (Hrsg.). Harrassowitz, Wiesbaden 2013, S.39-65.
- ↑ Calic, Marie-Janine Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München S.212.
- ↑ Calic, Marie-Janine Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München S.222.
Literatur
Weiterführende Links
http://www.ostarchitektur.com/Serbien_Novi_Beograd_Neu_Belgrad.html