Vladimir «Valter» Perić: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Vladimir Perić''' (1919-1945), auch bekannt unter dem Codenamen «Valter», war Partisanen-Kommandant und Schriftführer der [[Kommunistische Partei Jugoslawiens|Kommunistischen Partei Jugoslawiens]] im Zweiten Weltkrieg. Ab 1941 bis fast zum Ende des Krieges spielte er als Spion eine gemeingefährliche Doppelrolle. In dieser Zeit tauchte er in die Anonymität ab und seine Hauptaufgaben waren zum einen geheime Agenten der [[Ustascha|Ustaschas]], [[Tschetniks]] und Nazis aufzudecken und zum anderen Informationen über die feindlichen Truppen zu sammeln.<ref>Valter. Regie: Andrej Aćin, SRB 2012, 75’.</ref>
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Vladimir Perić ist der KPJ 1940 als 21-Jähriger beigetreten. Kurz danach, ab Frühling 1941, partizipierte er in der geheimen Vorbereitung der [[Partisanenkampf|Widerstandsbewegungen der PartisanInnen]].<ref name="donia"> Donia, Robert J.: Sarajevo: A biography. Ann Arbor 2006. S. 195.</ref> Bevor Perić zur regionalen Führungsperson der PartisanInnen in Sarajevo befördert wurde, übte er von 1942 bis 1943 die Funktion des stellvertretender Politkommissars für eine Partisaneneinheit im Osten Bosniens aus.<ref name= "donia"/> In der Stadt Sarajevo lenkte Vladimir «Valter» Perić eine Partisaneneinheit und eine Anti-Sabotage Kampagne. In der Nacht des 5. Aprils 1945, einen Tag bevor die faschistischen Besetzer aus der Stadt zurückgedrängt wurden, fiel «Valter» den letzten Gefechten des Befreiungskampfes zum Opfer. Unmittelbar nach seinem Tod kam es zur vielfältigen Glorifizierung seiner Person. Perić verkörperte die Überzeugung und Entschlossenheit aller BewohnerInnen Sarajevos im Widerstand gegen die faschistischen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges.<ref> Ibid., S. 200 ff.</ref> Ausserdem wurde er im sozialistischen Jugoslawien als revolutionärer Kämpfer und Held des Volksbefreiungskampfes der Partisanen erinnert: Vladimir «Valter» Perić wurde in Sarajevo als einer von 61 Partisanen und Partisaninnen zum «Nationalhelden» ernannt und mit einer Büste geehrt und erinnert.<ref> Ibid., S. 239.</ref> Ein anderer [[Erinnerungsort]] ist das Grab von Vladimir Perić. Es befindet sich als Gedenkstätte im Park „Vraca“ im Süden der Stadt Sarajevos neben einem Monument für gefallen Kämpfer und Opfer des Faschismus. In seinem Geburtsort Prijepolje trägt die Hauptstrasse bis heute seinen Namen. Es ist die einzige Strasse dieser Bedeutung im Raum Jugoslawien, welche im sozialistischen Jugoslawien nicht nach Tito umbenannt wurde. Mit der Erscheinung des Spielfilms [[Valter verteidigt Sarajevo|''Valter verteidigt Sarajevo (Valter brani Sarajevo, 1972)'']] wurde der Name «Valter» vor allem mit der Filmfigur in Verbindung gesetzt. Die Person Vladimir «Valter» Perić wurde mehr und mehr vergessen, etwa nach dem Motto: «Old Walter had to be forgotten. New Walter had to be created.»<ref> Radenović, Dragan. Im Dokumentarfilm: Valter. Regie: Andrej Aćin, SRB 2012, 75’.</ref>
  
=Leben=
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==Anmerkungen==
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Vladimir «Valter» Perić (1919-1944) war ein Leader des Partisanen Widerstands im 2. Weltkrieg in Sarajevo. Peric wurde 1919 in Prijepolje im heutigen Süd-Westen von Serbien (nahe der Grenze zu Bosnien und Herzegowina und zu Montenegro) geboren. Ab 1940 bis fast zum Ende des Krieges spielte er eine gemeingefährliche Doppelrolle. Denn er tauchte ab diesem Zeitpunkt als Spion in die Anonymität ab. Einerseits hat er die Aufgabe, Agenten der Faschisten - Ustaschas, Tschetnisk und Nazis - aufzudecken, welche eigene Leute ausspionierten anderseits sammelte er Informationen über die feindlichen Truppen. (Ähnlich wie das im Film «Valter brani Sarajevo» der falsche Valter im Auftrag der Nazis macht.) Er starb laut weitverbreitende Mutmassungen am 6. April 1944, am Tag der Befreiung Sarajevos, in den letzten Kugeln des Krieges.
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==Literaturliste (Auswahl) und Filme==
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* Donia, Robert J.: Sarajevo: A biography. Ann Arbor 2006.
  
=Mythologisierung=
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* Valter. Regie: Andrej Aćin, SRB 2012, 75’.
  
Wie wird er zwischen seinem Tod und dem Bau der Büste erinnert? Bzw. wie wird er heute erinnert?
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* Valter verteidigt Sarajevo (Valter brani Sarajevo). Regie: Hajrudin ‚Šiba’ Krvavac. Drehbuch: Đorđe Lebović. Jugoslawien: Bosna Film, 1972. 133'.
 
 
Nach seinem Tod kam es zur Glorifizierung seiner Person und zur ersten Welle des «Valter-Mythos». Bei seinem Begräbnis marschierte beinahe die «ganze» Stadt auf  und der Kult nahm seinen Anfang. Von nun an galt er für viele als den grossen Widerstandskämpfer und so als Held des Volksbefreiungskampfes der Partisanen, obwohl man kaum etwas über seine Zeit in der Anonymität wusste. Dies hat sich bis heute nicht verändert. Im 2. Weltkrieg war Valter ein beliebter Codename, der sogar von Josip »Broz» Tito verwendet wurde.  Jeder war Valter: «Every single member of the leadership saw himself as Walter» . Neben Tito gab es nur Valter als Helden. Die Mystifizierung der Person bekam noch mehr auftrieb.
 
 
 
=Ent-/Remythologisierung=
 
 
 
«Valter was always the film Valter brani Sarajevo»
 
Das Grab von Vladimir Peric steht im memorial park „vraca“ im Süden der Stadt Sarajevos neben einem Monument für gefallen Kämpfer und Opfer des Faschismus. In Prijepolje heisst bis heute die Hauptstrasse Valter-Peric-Strasse. Es ist die einzige Strasse dieser Grösse im Raum Jugoslawien, welche zu YU-Zeiten nicht nach Tito umbenannt wurde. Ebenfalls steht seit XXX eine  Valter-Büste am Strassenrand. Dieser wird heute kaum Beachtung geschenkt: «99.9% from Sarajevo never went to the bust.».<ref>N. Jovanević, im Gespräch am 24. Juni 2014 in Sarajevo</ref> Heute wird „Valter“ beinahe nur noch mit dem Film Valter brani Sarajevo erinnert. Die Person Vladimir Peric wurde mehr und mehr vergessen.
 
 
 
=Fazit=
 
 
 
«Old Walter had to be forgotten. New Walter had to be created.»
 
Der Film Valter förderte einerseits zuerst die Glorifizierung und Mythologisierung der fiktiven Filmperson Valter, da er in Verbindung mit der realen Person Vladimir «Perić» Valter gesetzte wurde. Andererseits versteckte der Film seine Fiktion nicht. Dies (be)förderte die Skepsis über den «echten» Valter von Anfang an und half beim Vergessen mit. Man interessierte sich etwa für andere Persönlichkeiten «I’ve knew more about other people». Eher wurde der Schauspieler Velimir «Bata»  Živojinović, welcher Valter im Film verkörperte, als Held, Ikone oder Idol erinnert. Der Mythos rund um Valter verschwand trotzdem nie ganz. Denn Mythen werden nach dem deutschen Philosoph Hans Blumenberg auch als rezeptionsgeschichtlicher Indikator gebraucht. Wirklichkeit möchte verstanden werden und im Verstehen wird es bearbeitet.  „Valter became probably one of the greatest myths of former Yugoslavia“ , was für den „Film-valter“ wie auch für den „realen“ Valter gilt. Valter kann als ein Beispiel, des im kollektiven Gedächtnis verankerter –unsterblicher - Mythos ganz nach dem Motto „myths are larger than life sometimes“  gelten. Denn es baute sich während dem 2. Jugoslawien einen Valter-Mythos auf, der in den Erinnerungsbestand der jugoslawischen Gesellschaft einging, sich verfestigte, in die Post-Jugoslawische Zeit tradiert wurde und bis in die heutige Gegenwart Bedeutung trägt.  (Erinnerung steht immer in einem Bezug zu Raum und Zeit)
 
 
 
=Fussnoten=
 
<references>
 

Aktuelle Version vom 15. Dezember 2014, 22:10 Uhr

Statue in Sarajevo, Bild: TS.

Vladimir Perić (1919-1945), auch bekannt unter dem Codenamen «Valter», war Partisanen-Kommandant und Schriftführer der Kommunistischen Partei Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg. Ab 1941 bis fast zum Ende des Krieges spielte er als Spion eine gemeingefährliche Doppelrolle. In dieser Zeit tauchte er in die Anonymität ab und seine Hauptaufgaben waren zum einen geheime Agenten der Ustaschas, Tschetniks und Nazis aufzudecken und zum anderen Informationen über die feindlichen Truppen zu sammeln.[1] Vladimir Perić ist der KPJ 1940 als 21-Jähriger beigetreten. Kurz danach, ab Frühling 1941, partizipierte er in der geheimen Vorbereitung der Widerstandsbewegungen der PartisanInnen.[2] Bevor Perić zur regionalen Führungsperson der PartisanInnen in Sarajevo befördert wurde, übte er von 1942 bis 1943 die Funktion des stellvertretender Politkommissars für eine Partisaneneinheit im Osten Bosniens aus.[2] In der Stadt Sarajevo lenkte Vladimir «Valter» Perić eine Partisaneneinheit und eine Anti-Sabotage Kampagne. In der Nacht des 5. Aprils 1945, einen Tag bevor die faschistischen Besetzer aus der Stadt zurückgedrängt wurden, fiel «Valter» den letzten Gefechten des Befreiungskampfes zum Opfer. Unmittelbar nach seinem Tod kam es zur vielfältigen Glorifizierung seiner Person. Perić verkörperte die Überzeugung und Entschlossenheit aller BewohnerInnen Sarajevos im Widerstand gegen die faschistischen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges.[3] Ausserdem wurde er im sozialistischen Jugoslawien als revolutionärer Kämpfer und Held des Volksbefreiungskampfes der Partisanen erinnert: Vladimir «Valter» Perić wurde in Sarajevo als einer von 61 Partisanen und Partisaninnen zum «Nationalhelden» ernannt und mit einer Büste geehrt und erinnert.[4] Ein anderer Erinnerungsort ist das Grab von Vladimir Perić. Es befindet sich als Gedenkstätte im Park „Vraca“ im Süden der Stadt Sarajevos neben einem Monument für gefallen Kämpfer und Opfer des Faschismus. In seinem Geburtsort Prijepolje trägt die Hauptstrasse bis heute seinen Namen. Es ist die einzige Strasse dieser Bedeutung im Raum Jugoslawien, welche im sozialistischen Jugoslawien nicht nach Tito umbenannt wurde. Mit der Erscheinung des Spielfilms Valter verteidigt Sarajevo (Valter brani Sarajevo, 1972) wurde der Name «Valter» vor allem mit der Filmfigur in Verbindung gesetzt. Die Person Vladimir «Valter» Perić wurde mehr und mehr vergessen, etwa nach dem Motto: «Old Walter had to be forgotten. New Walter had to be created.»[5]

Anmerkungen

  1. Valter. Regie: Andrej Aćin, SRB 2012, 75’.
  2. 2,0 2,1 Donia, Robert J.: Sarajevo: A biography. Ann Arbor 2006. S. 195.
  3. Ibid., S. 200 ff.
  4. Ibid., S. 239.
  5. Radenović, Dragan. Im Dokumentarfilm: Valter. Regie: Andrej Aćin, SRB 2012, 75’.

Literaturliste (Auswahl) und Filme

  • Donia, Robert J.: Sarajevo: A biography. Ann Arbor 2006.
  • Valter. Regie: Andrej Aćin, SRB 2012, 75’.
  • Valter verteidigt Sarajevo (Valter brani Sarajevo). Regie: Hajrudin ‚Šiba’ Krvavac. Drehbuch: Đorđe Lebović. Jugoslawien: Bosna Film, 1972. 133'.