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+ | [[Unabhängiger Staat Kroatien|Unabhängigen Staates Kroatien]] (kurz USK; ''Nezavisna Država Hrvatska'', kurz NDH).<ref>ebd., S. 1164-1166.</ref> | ||
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− | Der Ausgangspunkt der Ustascha-Verbände war der Antagonismus zwischen Serben | + | Der Ausgangspunkt der Ustascha-Verbände war der Antagonismus zwischen Kroaten und Serben innerhalb des zentralistisch organisierten und mehrheitlich von Serben verwalteten Königreichs Jugoslawien.<ref name= "encyclopediabritannica"> The Editors of Encyclopaedia Britannica: "Ustaša.", in: Encyclopaedia Britannica. Encyclopaedia Britannica Online Academic Edition. Encyclopædia Britannica Inc., 2014. <http://search.eb.com/EBchecked/topic/620426/Ustasa >. (Stand: 23.10.2014).</ref> Als König Aleksandar I. 1929 die Konflikte zwischen serbischen und kroatischen politischen Parteien zu unterdrücken versuchte, indem er ein persönliches diktatorisches Regime errichtete, floh Ante Pavelić, ein ehemaliger Delegierter des Parlaments und Befürworter des kroatischen Separatismus, nach Italien und gründete die Ustascha, die damals eine Legion von ca. 1000 Männern umfasste. Zudem gründete Pavelić vor seiner Flucht eine patriotische Liga der ''Heimatverteidiger'' (''domobrani''), welche mit einer Anzahl von Attentaten auf Journalisten in Zagreb auf sich aufmerksam machte.<ref>"Croatia. World War II.", in: ebd.]</ref> |
− | Mit dem Ziel der kroatischen Unabhängigkeit von Jugoslawien, formierten sich die ''ustaše'' auf italienischen faschistisch-terroristischen Trainingszentren in Italien und Ungarn. Um die politische Krise in Jugoslawien zu schüren, versuchten die Ustaša-Verbände 1932, Bauernrevolten anzuzetteln und | + | Mit dem Ziel der kroatischen Unabhängigkeit von Jugoslawien, formierten sich die ''ustaše'' auf italienischen faschistisch-terroristischen Trainingszentren in Italien und Ungarn. Um die politische Krise in Jugoslawien zu schüren, versuchten die Ustaša-Verbände 1932, Bauernrevolten anzuzetteln und beteiligten sich 1934 an der Ermordung von König Aleksandar in Marseille.<ref>„Vorgeschichte des Zeiten Weltkrieges“. In: Geiss, Dieter (Leitung Der Grosse Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte. (35. Auflage) Freiburg im Breisgau 2008, S. 793-800, hier S. 795.</ref> |
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− | Die Ustascha erreichte ihr Ziel nachdem die Achsenmächte im Frühjahr 1941 in Jugoslawien einfielen und | + | Die Ustascha erreichte ihr Ziel nachdem die Achsenmächte im Frühjahr 1941 in Jugoslawien einfielen und das Land aufteilten. Am 10. April 1941 riefen Ante Pavelić und die Ustaschas den USK aus. Kroatien wurde de facto zum deutschen Protektorat.<ref>Béringer, Jean: “Oustachis”, in: Encyclopedia universalis online < http://www.universalis.fr/encyclopedie/oustachis/> (28.10.2014).</ref> |
− | Pavelić kehrte daraufhin nach Kroatien zurück und stellte mit Hilfe der Italiener die Regierung eines mit Teilen Serbiens und ganz Bosniens erweiterten kroatischen Staates auf. Die Ustascha konstituierte zudem eine Armee, die die Achsenmächte unterstützte und die wachsenden Widerstandsbewegungen im Land selbst zu unterdrücken. | + | Pavelić kehrte daraufhin nach Kroatien zurück und stellte mit Hilfe der Italiener die Regierung eines mit Teilen Serbiens und ganz Bosniens erweiterten unabhängigen kroatischen Staates auf. Die Ustascha konstituierte zudem eine Armee, die die Achsenmächte unterstützte und die wachsenden Widerstandsbewegungen im Land selbst zu unterdrücken versuchte. |
− | + | Unmittelbar nach der Machtergreifung der Ustascha, begannen sie mit der Säuberung des USK von Serben, Juden und Roma.<ref name= "encyclopediabritannica"/> Das Konzentrations- und Vernichtungslager [[Jasenovac]] war das grösste Lager auf dem Gebiet des USK. In allen Landesteilen verfolgten die kroatischen Nationalisten zudem eine Assimilations- und Umsiedlungspolitik, um die unerwünschten Bevölkerungsgruppe zu entfernen. Diese «ethnische Homogenisierung», die auch das Verbot von Ehen zwischen Serben und Kroaten einschloss, diente vorwiegend dazu, sich potentieller Gegner zu entledigen. Des Weiteren verboten die Behörden die kyrillische Schrift und verfolgten das Ziel die kroatische Sprache von fremden Einflüssen zu «reinigen». Durch eine Allianz mit der katholischen Kirche vor Ort <ref>Auch der Vatikan hielt sich mit Kritik am Vorgehen der Ustascha zurück. Einige Geistliche begrüssten eine gewaltsame Katholisierungspolitik. Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 160.</ref> wurde ausserdem die Verfolgung der orthodoxen serbischen Bevölkerung vorangetrieben.<ref>ebd., S. 157-160.</ref> Nun lebten im rund 6.5 Millionen Einwohner zählenden USK gleich viele « rein katholische Kroaten» wie Personen, die diesen Kriterien nicht entsprachen. Muslime wurden teilweise als Kroaten islamischen Glaubens akzeptiert.<ref>Sundhaussen, Holm: Geschichte Serbiens: 19.-21. Jahrhundert. Wien 2007, S. 316.</ref> Die mit ungeheuerlicher Brutalität durchgeführte Vernichtungspolitik bewog die Italiener dazu, die Ustascha zur Mässigung aufzurufen.<ref name= "encyclopediabritannica"/> Bereits seit Beginn des Krieges 1941 kämpften die Ustascha an zahllosen Fronten gegen die [[Tschetniks]], welche wiederum die serbische Dominanz repräsentierten und ihnen in ihren grausamen Tötungsmethode in nichts nachstanden.<ref> Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 163 f. </ref> Hunderttausende JugoslawInnen reagierten auf die Brutalität der Mordpolitik<ref>Die Ustascha war bekannt dafür, in gezielten Massakern und Pogromen ihre Opfer mit Äxten, Holzhämmern, sowie Messern und Dolchen zu töten. Ihre Opfer wurden teilweise auch lebendig begraben. Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 163.</ref> indem sie sich den Partisanentruppen anschlossen. Nichtsdestotrotz blieb die Kontrolle über weite Teile des Territoriums des USK aufgrund der Stärke der deutschen Besatzungstruppen bis im Mai 1945 in Händen des Ustascha-Regimes.<ref name="encyclopediabritannica" /> | |
− | + | Der Zusammenbruch vollzog sich erst, als die Einheit der deutschen Armee zusammenbrach. Am 9. Mai 1945 erreichten die jugoslawischen Partisanen Zagreb; während den frühen Maitagen wurden Tausende Ustascha-Anhänger ohne Gerichtsverfahren durch die Partisanen exekutiert, unter anderem während des Massakers von [[Bleiburg]]. Einigen gelang es, sich in den Untergrund zu retten und eine neue Identität anzunehmen.<ref> Fischer, Bernd J.: Balkan Strongmen: Dictators and Authoritarian Rulers of Southeast Europe. London 2007, S. 211.</ref> Trotz einer formellen Verankerung des Antifaschismus in der Verfassung, kam es während der revisionistischen [[Franjo Tuđman|Tuđman]]-Ära zu einem Rückgriff auf Ustascha-Symbole und einem positiven Rückbezug auf das Ustascha-Regime. Dieser Bezug sollte der Stiftung einer ethnisch-nationalen Identität dienen.<ref>Radonić, Ljiljana: Die Konsolidierung einer defekten Demokratie? – Kroatien von 1990 bis heute. In: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen (Hg.): Regimewechsel und Gesellschaftswandel in Osteuropa. Beiträge für die 15. Tagung junger Osteuropa-, Nr. 85 (2007), S. 23-26, hier S. 24.</ref> | |
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==Literaturliste (Auswahl)== | ==Literaturliste (Auswahl)== | ||
− | + | Radonić, Ljiljana: Krieg um die Erinnerung. Frankfurt am Main 2010. | |
− | + | Schiller, Ulrich: Deutschland und seine Kroaten. Bremen 2010. | |
− | + | Trifkovic, Srdja: Ustasa: Croatian fascism and European politics, 1929-1945. Chicago 2011. | |
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Aktuelle Version vom 12. Dezember 2014, 23:45 Uhr
Text: RM
Die Ustascha (kroat. Ustaša, von ustati (aufstehen) bedeutet «Aufständischer» ) waren ursprünglich Vertreter einer Bewegung (Ustaše pl., ustaški pokret), die 1929 zu einer von Ante Pavelić gegründeten und von ihm geführten kroatischen nationalistisch-terroristischem Geheimbund wurde, der sich dann zu einer faschistischen Organisation formierte.[1] Der Name wurde in Anlehnung an die aufständischen Soldaten gewählt, die 1871 für ein von Österreich-Ungarn unabhängiges Kroatien gekämpft hatten. Von April 1941 bis Mai 1945 regierten Ante Pavelić und seine Ustascha den Unabhängigen Staates Kroatien (kurz USK; Nezavisna Država Hrvatska, kurz NDH).[2]
Inhaltsverzeichnis
Von der Gründung bis 1941
Der Ausgangspunkt der Ustascha-Verbände war der Antagonismus zwischen Kroaten und Serben innerhalb des zentralistisch organisierten und mehrheitlich von Serben verwalteten Königreichs Jugoslawien.[3] Als König Aleksandar I. 1929 die Konflikte zwischen serbischen und kroatischen politischen Parteien zu unterdrücken versuchte, indem er ein persönliches diktatorisches Regime errichtete, floh Ante Pavelić, ein ehemaliger Delegierter des Parlaments und Befürworter des kroatischen Separatismus, nach Italien und gründete die Ustascha, die damals eine Legion von ca. 1000 Männern umfasste. Zudem gründete Pavelić vor seiner Flucht eine patriotische Liga der Heimatverteidiger (domobrani), welche mit einer Anzahl von Attentaten auf Journalisten in Zagreb auf sich aufmerksam machte.[4] Mit dem Ziel der kroatischen Unabhängigkeit von Jugoslawien, formierten sich die ustaše auf italienischen faschistisch-terroristischen Trainingszentren in Italien und Ungarn. Um die politische Krise in Jugoslawien zu schüren, versuchten die Ustaša-Verbände 1932, Bauernrevolten anzuzetteln und beteiligten sich 1934 an der Ermordung von König Aleksandar in Marseille.[5]
Zweiter Weltkrieg
Die Ustascha erreichte ihr Ziel nachdem die Achsenmächte im Frühjahr 1941 in Jugoslawien einfielen und das Land aufteilten. Am 10. April 1941 riefen Ante Pavelić und die Ustaschas den USK aus. Kroatien wurde de facto zum deutschen Protektorat.[6] Pavelić kehrte daraufhin nach Kroatien zurück und stellte mit Hilfe der Italiener die Regierung eines mit Teilen Serbiens und ganz Bosniens erweiterten unabhängigen kroatischen Staates auf. Die Ustascha konstituierte zudem eine Armee, die die Achsenmächte unterstützte und die wachsenden Widerstandsbewegungen im Land selbst zu unterdrücken versuchte. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Ustascha, begannen sie mit der Säuberung des USK von Serben, Juden und Roma.[3] Das Konzentrations- und Vernichtungslager Jasenovac war das grösste Lager auf dem Gebiet des USK. In allen Landesteilen verfolgten die kroatischen Nationalisten zudem eine Assimilations- und Umsiedlungspolitik, um die unerwünschten Bevölkerungsgruppe zu entfernen. Diese «ethnische Homogenisierung», die auch das Verbot von Ehen zwischen Serben und Kroaten einschloss, diente vorwiegend dazu, sich potentieller Gegner zu entledigen. Des Weiteren verboten die Behörden die kyrillische Schrift und verfolgten das Ziel die kroatische Sprache von fremden Einflüssen zu «reinigen». Durch eine Allianz mit der katholischen Kirche vor Ort [7] wurde ausserdem die Verfolgung der orthodoxen serbischen Bevölkerung vorangetrieben.[8] Nun lebten im rund 6.5 Millionen Einwohner zählenden USK gleich viele « rein katholische Kroaten» wie Personen, die diesen Kriterien nicht entsprachen. Muslime wurden teilweise als Kroaten islamischen Glaubens akzeptiert.[9] Die mit ungeheuerlicher Brutalität durchgeführte Vernichtungspolitik bewog die Italiener dazu, die Ustascha zur Mässigung aufzurufen.[3] Bereits seit Beginn des Krieges 1941 kämpften die Ustascha an zahllosen Fronten gegen die Tschetniks, welche wiederum die serbische Dominanz repräsentierten und ihnen in ihren grausamen Tötungsmethode in nichts nachstanden.[10] Hunderttausende JugoslawInnen reagierten auf die Brutalität der Mordpolitik[11] indem sie sich den Partisanentruppen anschlossen. Nichtsdestotrotz blieb die Kontrolle über weite Teile des Territoriums des USK aufgrund der Stärke der deutschen Besatzungstruppen bis im Mai 1945 in Händen des Ustascha-Regimes.[3] Der Zusammenbruch vollzog sich erst, als die Einheit der deutschen Armee zusammenbrach. Am 9. Mai 1945 erreichten die jugoslawischen Partisanen Zagreb; während den frühen Maitagen wurden Tausende Ustascha-Anhänger ohne Gerichtsverfahren durch die Partisanen exekutiert, unter anderem während des Massakers von Bleiburg. Einigen gelang es, sich in den Untergrund zu retten und eine neue Identität anzunehmen.[12] Trotz einer formellen Verankerung des Antifaschismus in der Verfassung, kam es während der revisionistischen Tuđman-Ära zu einem Rückgriff auf Ustascha-Symbole und einem positiven Rückbezug auf das Ustascha-Regime. Dieser Bezug sollte der Stiftung einer ethnisch-nationalen Identität dienen.[13]
Anmerkungen
- ↑ „Jugoslawien (1917-1941/44)“. In: Geiss, Dieter (Leitung Der Grosse Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte. (35. Auflage) Freiburg im Breisgau 2008, S. 1164-1166; „Faschismus“. In: Geiss, Dieter (Leitung Der Grosse Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte. (35. Auflage) Freiburg im Breisgau 2008, S. 788.
- ↑ ebd., S. 1164-1166.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 The Editors of Encyclopaedia Britannica: "Ustaša.", in: Encyclopaedia Britannica. Encyclopaedia Britannica Online Academic Edition. Encyclopædia Britannica Inc., 2014. <http://search.eb.com/EBchecked/topic/620426/Ustasa >. (Stand: 23.10.2014).
- ↑ "Croatia. World War II.", in: ebd.]
- ↑ „Vorgeschichte des Zeiten Weltkrieges“. In: Geiss, Dieter (Leitung Der Grosse Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte. (35. Auflage) Freiburg im Breisgau 2008, S. 793-800, hier S. 795.
- ↑ Béringer, Jean: “Oustachis”, in: Encyclopedia universalis online < http://www.universalis.fr/encyclopedie/oustachis/> (28.10.2014).
- ↑ Auch der Vatikan hielt sich mit Kritik am Vorgehen der Ustascha zurück. Einige Geistliche begrüssten eine gewaltsame Katholisierungspolitik. Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 160.
- ↑ ebd., S. 157-160.
- ↑ Sundhaussen, Holm: Geschichte Serbiens: 19.-21. Jahrhundert. Wien 2007, S. 316.
- ↑ Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 163 f.
- ↑ Die Ustascha war bekannt dafür, in gezielten Massakern und Pogromen ihre Opfer mit Äxten, Holzhämmern, sowie Messern und Dolchen zu töten. Ihre Opfer wurden teilweise auch lebendig begraben. Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 163.
- ↑ Fischer, Bernd J.: Balkan Strongmen: Dictators and Authoritarian Rulers of Southeast Europe. London 2007, S. 211.
- ↑ Radonić, Ljiljana: Die Konsolidierung einer defekten Demokratie? – Kroatien von 1990 bis heute. In: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen (Hg.): Regimewechsel und Gesellschaftswandel in Osteuropa. Beiträge für die 15. Tagung junger Osteuropa-, Nr. 85 (2007), S. 23-26, hier S. 24.
Literaturliste (Auswahl)
Radonić, Ljiljana: Krieg um die Erinnerung. Frankfurt am Main 2010.
Schiller, Ulrich: Deutschland und seine Kroaten. Bremen 2010.
Trifkovic, Srdja: Ustasa: Croatian fascism and European politics, 1929-1945. Chicago 2011.