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(Novi Beograd)
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Nach den grossen Zerstörungen in den Kriegsjahren und als Reaktion auf die bereits vor dem Krieg bestehende Problematik der akuten Wohnraumknappheit wurde beschlossen, auf dem Sumpfgebiet des westlichen Saveufers (wo sich während dem Zweiten Weltkrieg auch das Konzentrationslager [[Staro Sajmište]] befand) eine Satellitenstadt zu errichten. Ein neues geistiges und politisches Zentrum sollte entstehen, zu grossen Teilen durch die Arbeitskraft des Proletariats. 1948 wurde auf dem 2. Kongress der jugoslawischen Ingenieure und Techniker von dessen Architektensektion beschlossen, dass Architektur eine Reflektion der sozialistischen Realität sein sollte, angereichert mit neuen Ideen. Durch den Bruch [[Josip Broz Tito|Titos]] mit Stalin wurden stalinistische Tendenzen insbesondere im Personenkult grösstmöglich beendet und man begann, an einer eigenen architektonischen Linie zu arbeiten, um sich so auch sichtbar von der UdSSR abgrenzen zu können.<ref>Križić Roban, Sandra: Modernity in Architecture, Urban planning and interior decoration after the Second World War. In: Socialism and Modernity. Art, Culture, Politics 1950-1974. Kolešnik, Lijljana (Hg.). Institut za povijest umjetnosti, Zagreb 2012, S.45-106.</ref>  Den jugoslawischen Stil zeichnete das Abstrakte, Brutalistische, aber auch eine gewisse Leichtigkeit und schlichte Eleganz aus. Jugoslawische Architektur wurde auch in andere blockfreie Staaten exportiert. Die Linie hatte nebst der Abgrenzung von der Sowjetunion aber noch ein anderes politisches Ziel: Jugoslawien war im Vergleich zu anderen sozialistischen Staaten extrem ideologisiert, da der Staat und die Nation sehr jung waren. Die Architektur war also wichtig, um dem Volk den „neuen Staat“ in Stahl und Beton zu  manifestieren und sich vom Alten, Monarchistischen abgrenzen zu können.<ref>Höpken, Wolfgang: “Durchherrschte Freiheit” - Wie “autoritär (oder wie „liberal“) war Titos Jugoslawien? In: Jugoslawien in den 1960er Jahren. Grandits, Hannes und Sundhaussen, Holm (Hg.). Harrassowitz, Wiesbaden 2013, S.39-65.</ref>
 
Nach den grossen Zerstörungen in den Kriegsjahren und als Reaktion auf die bereits vor dem Krieg bestehende Problematik der akuten Wohnraumknappheit wurde beschlossen, auf dem Sumpfgebiet des westlichen Saveufers (wo sich während dem Zweiten Weltkrieg auch das Konzentrationslager [[Staro Sajmište]] befand) eine Satellitenstadt zu errichten. Ein neues geistiges und politisches Zentrum sollte entstehen, zu grossen Teilen durch die Arbeitskraft des Proletariats. 1948 wurde auf dem 2. Kongress der jugoslawischen Ingenieure und Techniker von dessen Architektensektion beschlossen, dass Architektur eine Reflektion der sozialistischen Realität sein sollte, angereichert mit neuen Ideen. Durch den Bruch [[Josip Broz Tito|Titos]] mit Stalin wurden stalinistische Tendenzen insbesondere im Personenkult grösstmöglich beendet und man begann, an einer eigenen architektonischen Linie zu arbeiten, um sich so auch sichtbar von der UdSSR abgrenzen zu können.<ref>Križić Roban, Sandra: Modernity in Architecture, Urban planning and interior decoration after the Second World War. In: Socialism and Modernity. Art, Culture, Politics 1950-1974. Kolešnik, Lijljana (Hg.). Institut za povijest umjetnosti, Zagreb 2012, S.45-106.</ref>  Den jugoslawischen Stil zeichnete das Abstrakte, Brutalistische, aber auch eine gewisse Leichtigkeit und schlichte Eleganz aus. Jugoslawische Architektur wurde auch in andere blockfreie Staaten exportiert. Die Linie hatte nebst der Abgrenzung von der Sowjetunion aber noch ein anderes politisches Ziel: Jugoslawien war im Vergleich zu anderen sozialistischen Staaten extrem ideologisiert, da der Staat und die Nation sehr jung waren. Die Architektur war also wichtig, um dem Volk den „neuen Staat“ in Stahl und Beton zu  manifestieren und sich vom Alten, Monarchistischen abgrenzen zu können.<ref>Höpken, Wolfgang: “Durchherrschte Freiheit” - Wie “autoritär (oder wie „liberal“) war Titos Jugoslawien? In: Jugoslawien in den 1960er Jahren. Grandits, Hannes und Sundhaussen, Holm (Hg.). Harrassowitz, Wiesbaden 2013, S.39-65.</ref>
 
Als Prestigeobjekte können das [[Hotel Jugoslavija]][https://looking-for-yu.osteuropa.unibas.ch/wiki/index.php/Hotel_Jugoslavija] oder der [[Ušće-Turm]] aufgezählt werden.  
 
Als Prestigeobjekte können das [[Hotel Jugoslavija]][https://looking-for-yu.osteuropa.unibas.ch/wiki/index.php/Hotel_Jugoslavija] oder der [[Ušće-Turm]] aufgezählt werden.  
2011 war der Stadtteil Novi Beograd mit 212'104 Einwohnern der bevölkerungsreichste Bezirk Belgrads<ref>http://www.beograd.rs/cms/view.php?id=1201 (Stand: 7.11.2014)</ref> und erstreckte sich über 4'074 Hektare <ref>http://www.beograd.rs/cms/view.php?id=1197 (Stand: 18.11.2014)</ref>.
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2011 war der Stadtteil Novi Beograd mit 212'104 Einwohnern der bevölkerungsreichste Bezirk Belgrads<ref>http://www.beograd.rs/cms/view.php?id=1201 (Stand: 7.11.2014)</ref> und erstreckte sich über 4'074 Hektare <ref>http://www.beograd.rs/cms/view.php?id=1197 (Stand: 18.11.2014)</ref>. Das Museum der Geschichte Jugoslawiens bietet von Fachpersonen geleitete Fahrradtouren durch Novi Beograd an, um Interessierten die symbolische Wichtigkeit des Stadtteils als Zentrum des sozialistischen Jugoslawiens zu vermitteln.<ref>http://www.mij.rs/en/programs/201/bajskultura.html (Stand: 19.11.2014)</ref>
  
 
Auch die zweitgrösste Stadt Jugoslawiens Zagreb litt an Wohnraumknappheit und erschuf durch freiwillig mobilisierte Arbeitskräfte einen neuen, modernen Stadtteil ([[Novi Zagreb]]).
 
Auch die zweitgrösste Stadt Jugoslawiens Zagreb litt an Wohnraumknappheit und erschuf durch freiwillig mobilisierte Arbeitskräfte einen neuen, modernen Stadtteil ([[Novi Zagreb]]).

Version vom 19. November 2014, 22:37 Uhr

Belgrad war von 1944 bis 1991 Hauptstadt der sozialistischen Republik Jugoslawiens sowie der Teilrepublik Serbien. In dieser Zeit entstand der Stadtteil Novi Beograd und entwickelte sich zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum. Bedeutungsvoll war das dom omladine (Haus der Jugend), das der Jugendkultur einen Platz bot.


Belgrad als politisches Zentrum des Zweiten Jugoslawien

Belgrad war die grösste Stadt sowie politisches und wirtschaftliches Zentrum Jugoslawiens. Die Stadt erlangte internationale Aufmerksamkeit als Gründungsort der Blockfreien-Bewegung und diente als eines deren Angelpunkte. Der Sitz der Kommunistischen Partei Jugoslawiens sowie die meisten Regierungsgebäude befanden sich im Stadtteil Novi Beograd. Die jugoslawischen Erinnerungsorte prägen bis heute die Topographie Belgrads, zu denen die kuća cveća mit Titos Grab, das JNA-Stadion und die umliegenden Botschaften der ehemaligen blockfreien Staaten gehören. Diese Gebäude sind errichtet in einem eigenständigen, jugoslawischen Architekturstil.

Novi Beograd

Der Stadteil Novi Beograd markiert als architektonisches Ensemble den Aufbruch Belgrads in Richtung Sozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg.

Nach den grossen Zerstörungen in den Kriegsjahren und als Reaktion auf die bereits vor dem Krieg bestehende Problematik der akuten Wohnraumknappheit wurde beschlossen, auf dem Sumpfgebiet des westlichen Saveufers (wo sich während dem Zweiten Weltkrieg auch das Konzentrationslager Staro Sajmište befand) eine Satellitenstadt zu errichten. Ein neues geistiges und politisches Zentrum sollte entstehen, zu grossen Teilen durch die Arbeitskraft des Proletariats. 1948 wurde auf dem 2. Kongress der jugoslawischen Ingenieure und Techniker von dessen Architektensektion beschlossen, dass Architektur eine Reflektion der sozialistischen Realität sein sollte, angereichert mit neuen Ideen. Durch den Bruch Titos mit Stalin wurden stalinistische Tendenzen insbesondere im Personenkult grösstmöglich beendet und man begann, an einer eigenen architektonischen Linie zu arbeiten, um sich so auch sichtbar von der UdSSR abgrenzen zu können.[1] Den jugoslawischen Stil zeichnete das Abstrakte, Brutalistische, aber auch eine gewisse Leichtigkeit und schlichte Eleganz aus. Jugoslawische Architektur wurde auch in andere blockfreie Staaten exportiert. Die Linie hatte nebst der Abgrenzung von der Sowjetunion aber noch ein anderes politisches Ziel: Jugoslawien war im Vergleich zu anderen sozialistischen Staaten extrem ideologisiert, da der Staat und die Nation sehr jung waren. Die Architektur war also wichtig, um dem Volk den „neuen Staat“ in Stahl und Beton zu manifestieren und sich vom Alten, Monarchistischen abgrenzen zu können.[2] Als Prestigeobjekte können das Hotel Jugoslavija[1] oder der Ušće-Turm aufgezählt werden. 2011 war der Stadtteil Novi Beograd mit 212'104 Einwohnern der bevölkerungsreichste Bezirk Belgrads[3] und erstreckte sich über 4'074 Hektare [4]. Das Museum der Geschichte Jugoslawiens bietet von Fachpersonen geleitete Fahrradtouren durch Novi Beograd an, um Interessierten die symbolische Wichtigkeit des Stadtteils als Zentrum des sozialistischen Jugoslawiens zu vermitteln.[5]

Auch die zweitgrösste Stadt Jugoslawiens Zagreb litt an Wohnraumknappheit und erschuf durch freiwillig mobilisierte Arbeitskräfte einen neuen, modernen Stadtteil (Novi Zagreb).

Jugoslawische Konsumkultur

Im Gegensatz zu den meisten anderen sozialistischen Staaten genossen die Jugoslawen eine praktisch uneingeschränkte Reisefreiheit. Als Bürger eines blockfreien Staates war es möglich, visumfrei in eine grosse Anzahl Länder zu reisen. Zahlreiche Saisonarbeiter aber auch Fachkräfte nutzen diese Situation, um in den umliegenden Ländern auf Arbeitssuche zu gehen. Für den jugoslawischen Staat bedeutete dies faktisch einen «brain drain», der nur schwer aufzuhalten war. Geduldet wurde er trotzdem mit dem Verweis auf das Recht auf Arbeit. [6] Um seinen Bürgern ein Gefühl von Fortschritt und Kosmopolitismus vermitteln zu können, wurden in Belgrad Supermärkte im westlichen Stil eröffnet. Die kommunistische Partei hatte zum Ziel, eine demokratische Konsumkultur zu errichten und die Bevölkerung mit schönen und nützlichen Gütern zu versorgen. So schwappte westlicher Einfluss auf Mode und Automobilindustrie und sowie deren Prestige in die jugoslawische Gesellschaft über. Zahlreiche ausländische Produkte wurden eingeführt oder in Lizenz hergestellt. [7]

Anmerkungen

  1. Križić Roban, Sandra: Modernity in Architecture, Urban planning and interior decoration after the Second World War. In: Socialism and Modernity. Art, Culture, Politics 1950-1974. Kolešnik, Lijljana (Hg.). Institut za povijest umjetnosti, Zagreb 2012, S.45-106.
  2. Höpken, Wolfgang: “Durchherrschte Freiheit” - Wie “autoritär (oder wie „liberal“) war Titos Jugoslawien? In: Jugoslawien in den 1960er Jahren. Grandits, Hannes und Sundhaussen, Holm (Hg.). Harrassowitz, Wiesbaden 2013, S.39-65.
  3. http://www.beograd.rs/cms/view.php?id=1201 (Stand: 7.11.2014)
  4. http://www.beograd.rs/cms/view.php?id=1197 (Stand: 18.11.2014)
  5. http://www.mij.rs/en/programs/201/bajskultura.html (Stand: 19.11.2014)
  6. Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München 2010. S.212.
  7. Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München 2010. S.222.


Literatur

Calic, Marie-Janine: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H. Beck, München 2010.

ETH Studio Basel, Contemporary City Institute: Belgrade, a research on urban transformation. Scheidegger & Spiess Zürich 2012.

Grandits, Hannes und Sundhaussen, Holm (Hg.). Jugoslawien in den 1960er Jahren. Harrassowitz, Wiesbaden 2013.

Höpken, Wolfgang: “Durchherrschte Freiheit” - Wie “autoritär (oder wie „liberal“) war Titos Jugoslawien? In: Jugoslawien in den 1960er Jahren. Grandits, Hannes und Sundhaussen, Holm (Hg.). Harrassowitz, Wiesbaden 2013

Kolešnik, Lijljana (Hrsg.). Institut za povijest umjetnosti, Zagreb 2012.

Križić Roban, Sandra: Modernity in Architecture, Urban planning and interior decoration after the Second World War. In: Socialism and Modernity. Art, Culture, Politics 1950-1974. Zagreb 2012.

Kulić, Vladimir; Mrduljaš Maroje; Thaler Wolfgang: Modernism in-Between. The Mediatory Architectures of Socialist Yugoslavia. Jovis, Berlin 2012.

Mikula, Maja: Highways of Desire. Cross-Border Shopping in Former Yugoslavia, 1960s-1980s. In: Yugoslavia’s Sunny Side. Grandits, Hannes und Taylor, Karin (Hrsg.). Central European University Press, Budapest 2010.

Radina Vučetić, Koka-kola socijalizam. Amerikanizacija jugoslovenske popularne kulture šezdesetih godina XX veka, Službeni glasnik, Beograd 2012.

Weiterführende Links

http://www.ostarchitektur.com/Serbien_Novi_Beograd_Neu_Belgrad.html (Stand: 18.11.2014)

http://www.mij.rs/en/programs/201/bajskultura.html (Stand: 18.11.2014)