Verteidigung und Schutz

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Verteidigung und Schutz (Obrana i zaštita) Der Regisseur Bobo Jelčić
der auch das Drehbuch verfasste, lässt den Charakter Slavko (Bogdan Diklić) durch das heutige bosnische Mostar irren, welcher nicht nur getrieben ist von einer Kontaktaufnahme mit Dragan, sondern auch mit der Frage ringt, ob er an die Beerdigung seines alten muslimischen Freundes Đulaga gehen soll oder nicht. Slavko, selbst katholischer Kroate, wird für einen Tag in seinem Leben mit einer dokumentarisch anmutenden Kamera verfolgt. Nicht nur gesellschaftlich konnotierte Hindernisse stellen sich ihm in den Weg, sondern auch ideologische. Plötzlich muss sich Slavko, der ein Leben lang in der Stadt Mostar lebt, die Frage stellen, zum wem er gehöre und wo seine wahren Loyalitäten sein sollen. Anschaulich visualisiert indem Slavko die Worte Srećkos nachspricht «Slavko you’re more on their side than on ours.» Somit wird dieser Film zu einem typischen Vertreter des «Normalisation cinema» als einen Film der «normale Menschen» in einer post-Kriegsatmosphäre porträtiert wie diese das Leben gestalten, Hindernissen ausweichen oder sich denen stellen. Der Schauspieler Bogdan Diklić unterstreicht dies indem er meint, «the paradigm, the shape of our small lives that are full of irrational fears and balancing acts. These lives are, unfortunately, in our region, very politicized.» Der Charakter Slavko ist innerlich zerrissen, er steht vor inneren und äusseren «Mauern» die es zu überschreiten gilt. Diese «Mauer» z.B sichtbargemacht durch den Fluss Neretva und die wiedererrichtete Alte Brücke (Stari Most), ist trennendes und verbindendes Element zugleich. Doch durch das Überschreiten der Brücke (most) von Mostar wird «the characters experience catharsis when they come to the funeral service: growing closer and achieving mutual understanding.» Und immer ist da zwischen den Zeilen die Angst oder das Verlangen nach gesellschaftlicher Absicherung der eigenen Handlung. Wer ist dieser Dragan, oder für was steht dieses Zeichen? Überhaupt kommt im Film das Mysteriöse vermehrt zum Zuge etwa die zwei «Selbstmorde» Slavkas. Stehen diese Stellvertretend für die Machtlosigkeit und Kapitulation vor der politischen und sozialen Situation? Vielleicht ist es diese Angst vor dem «Grenzübertritt» die Rastlosigkeit, Unruhe und Überforderung die den Charakter umtreibt. Die Unmöglichkeit der Artikulation, das Auszusprechen was wirklich alle beschäftigt doch niemand findet die geeigneten Worte oder den Mut dazu. Warten... warten auf Dragan?

Filmdaten Obrana i zaštita Kroatien, Bosnien und Herzegowina, 2013, 87 Min., farbe, 1.85 : 1, 4K Regie: Bobo Jelčić Drehbuch: Bobo Jelčić
 Kamera: Erol Zubčević Produktion: Spiritus movens