Kumrovec

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Text: AÖ

Ethnodorf Kumrovec, Geburtshaus von Tito, Seitenansicht, Bild: VW.

Kumrovec ist eine Gemeinde von 1‘600 Einwohnern im nördlichen Kroatien in der Region Zagorje nahe der slowenischen Grenze. Das Dorf war vor allem als Gebursort von Josip Broz Tito bekannt. Das Dorfmuseum «Das alte Dorf» («Staro selo»), ist ein ethnographisches Projekt, dass 40 Gebäude enthält, darunter auch das Geburtshaus von Tito. Kumrovec war der Ausgangspunkt der jährlichen Feier des Tages der Jugend («Dan mladosti»), welcher gleichzeitig als Titos Geburtstag gefeiert wurde. In diesem Sinne war das Dorf identitätsstiftend für die zahlreichen Besucher, welche jährlich anreisten. Heute wird Kumrovec nach wie vor, besonders an Titos Geburtsag, dem 25. Mai, besucht und erinnert.

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Geschichte des Museums «Staro selo»

Widmungsbuch im Geburtshaus von Tito, Bild: VW.

Die vom jugoslawische Bildhauer Antun Augustinčić erbaute Tito-Statue wurde im Jahre 1948 neben TItos Geburtshaus aufgestellt. Zur selben Zeit begannen Rekonstruktionsarbeiten am Gebäude. 1952 wurde das Geburtshaus von Tito zum «Marschall Tito Gedächtnis Museum» eingerichtet. Kurz daraufhin waren Rekonstruktionsarbeiten am alten Stadtzentrum von Kumrovec im Gange, welche in einem grösseren, ethnographischen Projekt 61 Häuser einschliessen sollten. Die Eröffnung des Museums fand symbolisch am 29. November 1974 statt, dem Tag der 2. Versammlung des AVNOJ in Jajce. Die umfangreichste Restauration erlebte es im Jahre 1979 bis 1985.[1] Sehr gelitten hat die Infrastruktur in den 90er Jahren nachdem Jugoslawienkrieg, indem Kumrovec kaum staatliche Gelder für Unterhaltungsarbeiten erhielt. Im Jahre 2004 wurde die Tito-Statue von Augustinčić beschädigt und dessen Kopf entfernt. Dieser Vandalismusakt wurde von Tito-Gegnern verübt. Ein Jahr später liess man die Statue wieder rekonstruieren und wieder an ihrem alten Ort aufstellen.

Bedeutung

Kumrovec sollte als Geburtsort Titos den Titokult und die jugoslawischen Identität fördern, beispielsweise durch die Feier des Tages der Jugend. Es sollte als der Erinnerungsort dienen, welche den Jugoslawen ihre gemeinsame Werte und Ideale vor Augen führen sollte.[2] Der Tag der Jugend war in Jugoslawien ein bedeutender Feiertag und zugleich wurde Titos Geburtstag gefeiert. Für diesen Zweck reisten tausende von Menschen nach Kumrovec um dies zu feiern, Paraden und Reden zu halten oder alte Lieder, besonders Partisanenlieder, zu singen. Als der jugoslawische Staat in den 90er Jahren auseinanderbrach, änderte sich die Bedeutung des «Staro Selo» in Kumrovec. Nach wie vor sollte das Museum das traditionelle Leben im 19. Jahrhundert darstellen. Einige Objekte, welche an Tito erinnern, wurden jedoch entfernt oder zerstört.[3] Nach den Jugoslawienkriegen wurde versucht das Dorf möglichst aus der Erinnerung der Menschen zu löschen. Beispielsweise wurden die Strassenschilder, welche nach Kumrovec führen, entfernt und der Name aus Landkarten gelöscht. Die Erinnerungen an das sozialistische Jugoslawien wurden somit möglichst aus dem gemeinsamen Gedächtnis der Menschen getilgt. Diese Erinnerungen enthielten, besonders im Falle von Kumrovec, auch jene an Tito und den Personenkult um ihn.[4] Im Jahre 2004 wurde wieder erstmals seit dem Krieg der Tag der Jugend gefeiert in Kumrovec. Dabei wurden wieder rote Fahnen gehisst und Tito-Portraits aufgehängt und alte Partisanenlieder gesungen.[5] Dieser Tag wurde vor allem von der älteren Generation, oder sogar ehemaligen Partisanen welche mit Tito gekämpft hatten, als Gelegenheit genutzt alte Freunde zu treffen aus verschiedenen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens und sich an alte Zeiten zu erinnern.[6] In den folgenden Jahren fanden sich immer mehr Menschen am 25. Mai ein, um an Titos Geburtstag zu gedenken.

Anmerkungen

  1. http://www.mdc.hr/kumrovec/eng/povijest/index.html
  2. Kulišić, Marija: The spirit of the place named Kumrovec: Article about importance of a place of memory in the context of revalorization of cultural heritage. In: 16th ICOMOS General Assembly and International Symposium: ‘Finding the spirit of place – between the tangible and the intangible’ (2008), S. 4.
  3. Ebd., S. 4-5.
  4. Frykman, Jonas/Hjemdahl, Kirsti Mathiesen: A Troubled Past: Fieldworking in a Contested Place. In: Journal of comparative social work (2001), S. 5.
  5. Ebd., S. 8-9.
  6. Kulišić, The spirit of the place named Kumrovec, S. 5.