Jajce

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Jajce ist eine Stadt von ungefähr 30‘000 Einwohnern im heutigen Bosnien und Herzegovina. Bekannt wurde die Stadt weil es Standort der zweiten Versammlung des AVNOJ (Serbokroatisch: «Antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Jugoslavije») Ende November des Jahres 1943 war. Nach dem Krieg war Jajce als Geburtsort des sozialistischen Jugoslawien von grosser, symbolischer Bedeutung. Heute steht in Jajce ein Museum, welches an die Befreiung Jugoslawiens vom Faschismus erinnert.

Geschichte

Grosse Teile Jugoslawiens waren im Jahre 1943 durch die Achsenmächte besetzt. Jajce gehörte zur unbesetzten Zone, weshalb Josip Broz Tito im August 1943 das Partisanen-Hauptquartier nach Jajce verlegt hatte. Mithilfe der Tschetniks wollte die deutsche Militärführung im Rahmen der «Operation Rüsselsprung» Josip Broz Tito gefangen nehmen, weswegen man Jajce 1944 militärisch eroberte. Als die Wehrmacht die Stadt eroberte, wurde das Gebäude der AVNOJ Versammlung, das heutige AVNOJ Museum, zu einem Konzentrationslager umgewandelt. Tito floh noch vor dem deutschen Einmarsch aus der Stadt und verlagerte das Hauptquartier der Partisanen nach Drvar.[1]

AVNOJ Museum

Vor dem Krieg wurde das Gebäude, welches später als AVNOJ Museum bekannt wurde, von der «Sokol Bewegung» gebraucht.[2] Das Gebäude, welches der AVNOJ diente für ihre Versammlung im Jahre 1943, wurde im Jahre 1953 zu einem Museum umgebaut. Das Museum thematisiert daher vor allem die Zeit nach 1943 als Geburtszeit des sozialistischen Jugoslawiens. Als Erinnerungsort repräsentierte das Museum den Kern der jugoslawischen Identität und Ideologie von Brüderlichkeit und Einheit. Unmittelbar nachdem Krieg wurde Jajce zum Zentrum für alle Festlichkeiten, welche auf jugoslawischen Territorium abgehalten wurden. Dabei wurde vor allem der 29. November im grossen Stil zelebriert, der Tag andem der AVNOJ in Jajce zusammenkam. Nach dem Krieg bis in die 80er Jahre kamen mehrere Millionen Besucher nach Jajce. Nach Titos Tod nahm die symbolische Bedeutung des Ortes in der jugoslawischen Gesellschaft rapide ab, da das Gebäude nun kaum mehr staatlich finanziert wurde. Im Rahmen des Bürgerkrieges in Bosnien wurde das Museum von serbischen Kämpfern geplündert. Beispielsweise wurde das Dokument, welches die Gründung des Museums bestätigte inklusive Titos Unterschrift für 1200 Euro im Internet versteigert.[3] Nach einer Zeit der Verwarlosung wurde das Museum am 29. November 2008, symbolisch angelegt an die zweite AVNOJ Versammlung, wiedereröffnet. Das Museum hatte jedoch seine Absichten nun anders formuliert. Jajce wurde nicht mehr als Geburtstätte Jugoslawiens und des Sozialismus im vom Faschismus befreiten Staat, sondern als Geburtstätte der Teilrepubliken dargestellt, welche mittlerweile unabhängige Staaten geworden sind.[4] Auch ist die Bedeutung des Sozialismus in den Hintergrund geraten. Umsomehr wird nun die Bedeutung des Antifaschismus hervorgehoben. Heutzutage versucht das Museum die verlorenen Gegenstände wieder aufzufinden. Seit 2007 wird der 29. November wieder zelebriert, andem auch vermehrt Besucher aus den ehemaligen Teilrepubliken teilnehmen.[5]

Einzelnachweise

  1. Wolff, Karl-Dieter: Das Unternehmen "Rösselsprung". Der deutsche Angriff auf Titos Hauptquartier in Drvar im Mai 1944. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 18. Jahrg., 4. H., 1970, S. 476-509, hier: S. 482-484.
  2. Sokol war eine Sportorganisation für Jugendliche. Für mehr Informationen siehe: Sahović, Dzenan und Zulumović, Dino: Obsolete Cultural Heritage in Post-Conflict Environments. The Case of AVNOJ Museum in Jajce, Bosnia Herzegovina. In: Journal of Balkan and Near Eastern Studies, 14:2, 2012, S. 245-262, hier: S. 260.
  3. Ebd., S. 251-254.
  4. Ebd., S. 256.
  5. Ebd., S. 259.