Der Neue jugoslawische Film: Unterschied zwischen den Versionen

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Goulding, Daniel: jugoslavensko filmsko iskustvo, 1945.-2001. . Zagreb 2004
 
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De Cuir Jr., Greg: jugoslovenski crni talas. Polemički film od 1963 do 1972 u Socialističkoj Federativnoj Republici Jugoslaviji. Filmski centar Srbije, Belgrad 2011
  
 
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Version vom 11. November 2014, 22:13 Uhr

Der Neue Jugoslawische Film (Novi jugoslavenski film, 1961-1972) ist in der Geschichte des jugoslawischen Films die Zeit der bis her meist verfilmten Spielfilme und Koproduktionen. Dank der Dezentralisation des Filmwesens Anfang der 60er Jahre ergab sich für die Regisseure eine wesentlich freiere Filmproduktion, was zu einer in diesem Raum völlig neuen Art von Film führte.


Ursprünge

Der Neue Jugoslawische Film lehnt sich am Poetischen Realismus Frankreichs und dem italienischen Neorealismus an. Die französischen Filme der 1930er Jahren fokussieren vor allem auf Konflikte zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Der Poetische Realismus ist die Grundlage des später in Italien aufkommenden Neorealismus (1943-1954), welcher während der Zeit des Faschismus entstand und zum Ziel hatte, die Wahrheit zu zeigen.

Charakteristisch für diese Filme sind die Erzählzeit und der Drehort, gedreht wurde immer an Originalschauplätzen und ohne speziell für diesen Zweck hergestellte Kostüme. Ausserdem spielten sich die Geschichten immer in der Gegenwart ab und handelten von Existenziellem wie Armut oder Ungerechtigkeit.[1]

Der Neue Film

Die 1963 in Kraft getretene Verfassung des SFRJ ermöglichte durch Dezentralisierung und Liberalisierung eine grössere Vielfalt der Filmproduktion. Weitere Grundpfeiler für die moderne jugoslawische Kinematografie bilden sowohl die jugoslawische Kinemathek als auch die Entstehung und Verbreitung der Kinoklubs, welche besonders prägend waren. Einerseits konnten sich junge Künstler in den Klubs entfalten und verwirklichen, andererseits wurden da die Filme aufgeführt. [2],[3]

Thematik

Im Gegensatz zu den Partisanenfilmen behandeln die Filme dieser Zeit unter anderem die Kriege der Nationalitäten untereinander, der Kommunisten und Nichtkommunisten, der Tschetniks (Četniks) und der Ustascha (Ustaša), der mit den deutschen Truppen verbundenen faschistischen Kroaten und den slowenischen Soldaten. Somit wurde statt auf heroische Befreiungskriege auf nationale Tragödien fokussiert. Der Neue Film spricht die aus der Wirtschaftsform resultierenden sozialen Probleme auf verschiedene Weisen an. In den Filmen wird Kritik an der Bürokratie und der Korruption ausgeübt, die Mängel des Sozialstaates wie Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit werden aufgezeigt. Desweiteren werden auch Sexualität, Narkomanie und Kriminalität enttabuisiert. Während der kritische Charakter der Werke international auf Begeisterung stiess, hatten sie im SFRJ vorerst wenig Resonanz.[4]

Unterteilung

Die Bewegung des Neuen Jugoslawischen Films lässt sich bezüglich der Regisseure in zwei Teile spalten. Die erste Generation der Regisseure wuchs mit dem Krieg auf und begann Anfang der 50er Jahre an der Theater-, Film-, Radio- und Fernsehakademie Belgrad Regie zu studieren. Die Filme der ersten Generation wurden in den 50er Jahren realisiert, gewannen jedoch erst in den 60er Jahren an Bedeutung. In den frühen 60er Jahren unterrichtete die erste die zweite Generation der Regisseure. Die Filme der zweiten Generation waren um einiges provozierender und direkter. Namhafte Regisseure des Neuen Films sind Želimir Žilnik, Živojin Pavlović, Aleksandar Petrović, Dušan Makajev und Jovan Jovanović.[5]


die 68er Bewegung

Die Studentenproteste im Jahr 1968 in der Philosophischen Fakultät in Belgrad richteten sich vor allem gegen den Antibürokratismus. Studenten, Professoren, Künstler und Dissidenten forderten die Umsetzung der Verfassung des BdKJ in die Praxis. Das Regime befand sich in der paradoxen Lage, auf die Forderung der Verwirklichung der eigenen Grundsätze reagieren zu müssen.Zuerst räumte Tito in einer Fernsehansprache die Versäumnisse ein, nannte aber keine drei Wochen später die Proteste staatsfeindlich und sah in den Professoren die Anführer. Da diese somit als Systemkritiker galten, war die Drohung deutlich. Die Antwort auf neue Proteste war Unterdrückung: zuerst traf es die studentischen Organisationen, dann deren Publikationen. Auf die zunehmende Radikalisierung der Aufstände, Solidarisierung mit streikenden Arbeitern, wurde mit Verhaftungen und Prozessen reagiert.[6]

Schwarze Welle

1969 werden Filme dieser Bewegung am Filmfestival in Pula als «Schwarze Welle» («crni talas») betitelt. Der Antioptimismus und die sarkastische Ironie stossen beim Regime auf Unmut und ziehen eine inoffizielle Zensur nach sich. Die Regisseure wurden gebeten, das Drehbuch nochmals zu überarbeiten oder den Beruf zu wechseln. Viele Filme wurden schliesslich in ein Filmarchiv verbannt und fanden erst gar nicht zum jugoslawischen Volk. Auch diejenigen Filme, die es auf die Leinwand schafften, verschwanden oft nach kürzester Zeit wieder.[7]

Literaturliste (eine Auswahl)

Goulding, Daniel: jugoslavensko filmsko iskustvo, 1945.-2001. . Zagreb 2004 De Cuir Jr., Greg: jugoslovenski crni talas. Polemički film od 1963 do 1972 u Socialističkoj Federativnoj Republici Jugoslaviji. Filmski centar Srbije, Belgrad 2011

Anmerkungen

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Italienischer_Neorealismus (Stand: 12.10.14); http://de.wikipedia.org/wiki/Nouvelle_Vague (Stand: 12.10.14)
  2. http://www.filmske-radosti.com/%C4%8Clanci/Crni-talas (Stand: 12.10.14)
  3. http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=5521 (Stand: 26.10.14)
  4. http://www.kulturation.de/ki_1_thema.php?id=104 (Stand: 26.10.14)
  5. Greg DeCuir. Yugoslav Black Wave, Polemical Cinema from 1963-72 in the Socialist Federel Republic of Yugoslavia
  6. http://www.taz.de/!25012/ (Stand: 26.10.14)
  7. Simeunović, T. Gehütete Streifen. Die Schwarze Welle im serbischen Spielfilm (1962–1972). in: südslavistik-online. Nr. 2. (Mai 2010). hg. von J. Raecke und B. Golubović. http://www.suedslavistik-online.de/02/simeunovic.pdf (Stand: 26.10.14)