Ban-Jelačić-Platz: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser 1841 erbaute Platz bildet das Zentrum [[Zagreb|Zagrebs]].<ref>Sämtliche folgende Informationen stammen aus Rihtman-Auguštin, Ulice moga grada, S.61-97.</ref> [[Datei:Kartensymbol 300x226.png|60px|link=https://www.google.ch/maps/place/Trg+bana+Josipa+Jela%C4%8Di%C4%87a,+10000,+Zagreb,+Kroatien/@45.81203,15.9809603,17z/data=!4m2!3m1!1s0x4765d6fdc3ad82b1:0xeb4b22854194dc34]]
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Dieser 1841 erbaute Platz bildet das Zentrum [[Zagreb|Zagrebs]].<ref>Sämtliche folgende Informationen stammen aus Rihtman-Auguštin, Ulice moga grada, S.61-97.</ref> [[Datei:BanJelacic.JPG|right|thumb|300px|Das Reiterstandbild Jelačićs auf dem ihm gewidmeten Platz im Zentrum Zagrebs.]] [[Datei:Kartensymbol 300x226.png|60px|link=https://www.google.ch/maps/place/Trg+bana+Josipa+Jela%C4%8Di%C4%87a,+10000,+Zagreb,+Kroatien/@45.81203,15.9809603,17z/data=!4m2!3m1!1s0x4765d6fdc3ad82b1:0xeb4b22854194dc34]]
  
Auf ihm beginnen politische Demonstrationen und Kundgebungen, dort wurden 1941 deutsche Truppen und 1945 [[Josip Broz Tito|Titos]] (1892-1980) [[Partisanen]] empfangen, seine Nutzung reicht vom gewöhnlichen Marktplatz bis zu jenem Ort, wo politische und religiöse Feierlichkeiten inszeniert und abgehalten werden. Wahrzeichen des Platzes – und gleichzeitig Zagrebs – ist die Statue des Bans Jelačić (1801-1859, ein kroatischer Feldherr und Vizekönig unter der Habsburger Monarchie, welcher durch Gründung von Institutionen die kroatische Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts unterstützte<ref>Stallaerts, Historical Dictionary of the Republic of Croatia, S. 125.</ref>, ein Werk des Wiener Skulpteurs Anton Fernkorn, welche 1866 erstmals dank Spenden errichtet wurde.  Da sich auf der Nordseite jener Ort befand, wo der ungarische Zehnte (Harmincztarif genannt) eingesammelt wurde, hiess der Platz zunächst Harmica.
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Auf ihm beginnen politische Demonstrationen und Kundgebungen, dort wurden 1941 deutsche Truppen und 1945 [[Josip Broz Tito|Titos]] (1892-1980) [[Partisanen]] empfangen, seine Nutzung reicht vom gewöhnlichen Marktplatz bis zu jenem Ort, wo politische und religiöse Feierlichkeiten inszeniert und abgehalten werden. Da sich auf der Nordseite jener Ort befand, wo der ungarische Zehnte (Harmincztarif genannt) eingesammelt wurde, hiess der Platz zunächst Harmica. Wahrzeichen des Platzes – und gleichzeitig Zagrebs – ist das Reiterstandbild des Bans Josip Jelačić (1801-1859), eines kroatischen Feldherren und Vizekönigs unter der Habsburger Monarchie, welcher durch Gründung von Institutionen die kroatische Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts unterstützte<ref>Stallaerts, Historical Dictionary of the Republic of Croatia, S. 125.</ref>. Die Statue ist ein Werk des Wiener Skulpteurs Anton Fernkorn und wurde 1866 erstmals dank Spenden errichtet.  
  
Mit der Errichtung der Statue änderte und hielt sich der Name über 80 Jahre, bis man sie in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 1947 entfernte und ihn in «Platz der Republik» («Trg republike») umbenannte. Jelačić galt nun in der «Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien» ([[SFRJ]]) als Erinnerung an die Dienerschaft der Kroaten unter den Habsburgern und an die Zeiten der Versklavung, seine massgebliche Beteiligung als Militärgeneral an der Niederschlagung der Aufstände 1848 machte ihn zum Feind des Sozialismus.
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Mit der Errichtung der Statue änderte und hielt sich der Name über 80 Jahre, bis man - die Akteure sind bis heute unbekannt - sie in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 1947 entfernte und den Platz in «Platz der Republik» («Trg republike») umbenannte. Jelačićs Tätigkeit galt nun in der [[Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien]] (SFRJ) als Erinnerung an die Dienerschaft der Kroaten unter den Habsburgern und an die Zeiten der Versklavung, seine massgebliche Beteiligung als Militärgeneral an der Niederschlagung der Aufstände 1848 machte ihn zum «Feind des Sozialismus».
  
Durchgesetzt hat sich die neue Namensgebung nie wirklich; lediglich Junge und Hinzugezogene sprachen vom «trg republike». Interessanterweise änderte sich der Spitzname des Platzes («repić») jedoch nie: Er stand einerseits für den Diminuitiv von «rep» (Schwanz, Schweif), andererseits für jenen der Republik («republika»).
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Durchgesetzt hat sich die neue Namensgebung nie wirklich; lediglich Junge und Hinzugezogene sprachen vom «trg republike». Die ambivalente Bedeutung des Spitznamens des Platzes («repić») wussten die Zagreber für sich zu nutzen: Er stand einerseits für den Diminuitiv von «rep» (Schwanz, Schweif des Pferdes, auf welchem Jelačić sitzt), andererseits für jenen der Republik («republika»).
  
Am 08. Oktober 1989 stellten Aktivisten ein Holzpferd an jenen Ort, wo früher die Statue zu finden war. Eine Petition forderte die Wiedererrichtung des entfernten Wahrzeichens. Tatsächlich geschah dies 1990; die Wiederaufstellung und Umbenennung wurden als symbolischer Akt der Entwicklung der Demokratie zelebriert. [[Franjo Tuđman|Tuđman]] nutzte die Einweihung, um Jelačić in einen Kontext der damals aktuellen Politik zu setzen – die Stimmung zwischen Kroatien und Serbien war explosiver denn je, weshalb er sich darum bemühte, Jelačić als einen «Freund der Serben» darzustellen. Auch in eigener Sache nutzte Tuđman seine Rede: Er schuf eine neue Geschichte, indem er die Wiedererrichtung der Statue als Resultat des «triumphalen Sieges» der «Kroatischen Demokratischen Union» ([[HDZ]]) gutschrieb. Gleichzeitig versäumte er es nicht, weitere Namensänderungen von Strassen und Plätzen – unter Anderem des [[Platz der Faschismusopfer|Platzes der Faschismusopfer]] – anzukündigen.
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Am 8. Oktober 1989 stellten Aktivisten ein Holzpferd an jenen Ort, wo früher die Statue zu finden war. Eine Petition forderte die Wiedererrichtung des entfernten Wahrzeichens. Tatsächlich geschah dies 1990; die Wiederaufstellung und Umbenennung wurden als symbolischer Akt der Entwicklung der Demokratie und Unabhängigkeit zelebriert. [[Franjo Tuđman|Tuđman]] (1922-1999) nutzte die Einweihung, um Jelačić in einen Kontext der damals aktuellen Politik zu setzen – die Stimmung zwischen Kroatien und Serbien war explosiver denn je, weshalb er sich darum bemühte, Jelačić als einen «Freund der Serben» darzustellen. Auch in eigener politischer Sache nutzte Tuđman seine Rede: Er schuf eine neue Geschichtsversion, indem er die Wiedererrichtung der Statue als Resultat des «triumphalen Sieges» der «Kroatischen Demokratischen Union» ([[HDZ]]) gutschrieb und ihr dadurch eine Legimitation gab. Gleichzeitig versäumte er es nicht, weitere Namensänderungen von Strassen und Plätzen – unter Anderem des [[Platz der Faschismusopfer|Platzes der Faschismusopfer]] – anzukündigen.
Einiges zu reden gab die neue geographische Ausrichtung des Bans. Vor seiner Wegräumung 1947 richtete sich sein erhobener Säbel nach Norden, 1990 hatte man ihn jedoch um 180 Grad gedreht; der Säbel zeigt heute nach Süden, wobei diese Entscheidung der Bevölkerung durch die Regierung abgenommen wurde.
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Einiges zu reden gab die neue geographische Ausrichtung des Bans. Vor seiner Wegräumung 1947 richtete sich sein erhobener Säbel nach Norden, 1990 hatte man ihn jedoch um 180 Grad gedreht; der Säbel zeigt heute nach Süden, wobei es keine offizielle Begründung für diese von der Regierung getroffenen Entscheidung gab.
  
  

Version vom 12. November 2014, 17:29 Uhr

Dieser 1841 erbaute Platz bildet das Zentrum Zagrebs.[1]

Das Reiterstandbild Jelačićs auf dem ihm gewidmeten Platz im Zentrum Zagrebs.

Kartensymbol 300x226.png

Auf ihm beginnen politische Demonstrationen und Kundgebungen, dort wurden 1941 deutsche Truppen und 1945 Titos (1892-1980) Partisanen empfangen, seine Nutzung reicht vom gewöhnlichen Marktplatz bis zu jenem Ort, wo politische und religiöse Feierlichkeiten inszeniert und abgehalten werden. Da sich auf der Nordseite jener Ort befand, wo der ungarische Zehnte (Harmincztarif genannt) eingesammelt wurde, hiess der Platz zunächst Harmica. Wahrzeichen des Platzes – und gleichzeitig Zagrebs – ist das Reiterstandbild des Bans Josip Jelačić (1801-1859), eines kroatischen Feldherren und Vizekönigs unter der Habsburger Monarchie, welcher durch Gründung von Institutionen die kroatische Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts unterstützte[2]. Die Statue ist ein Werk des Wiener Skulpteurs Anton Fernkorn und wurde 1866 erstmals dank Spenden errichtet.

Mit der Errichtung der Statue änderte und hielt sich der Name über 80 Jahre, bis man - die Akteure sind bis heute unbekannt - sie in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 1947 entfernte und den Platz in «Platz der Republik» («Trg republike») umbenannte. Jelačićs Tätigkeit galt nun in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) als Erinnerung an die Dienerschaft der Kroaten unter den Habsburgern und an die Zeiten der Versklavung, seine massgebliche Beteiligung als Militärgeneral an der Niederschlagung der Aufstände 1848 machte ihn zum «Feind des Sozialismus».

Durchgesetzt hat sich die neue Namensgebung nie wirklich; lediglich Junge und Hinzugezogene sprachen vom «trg republike». Die ambivalente Bedeutung des Spitznamens des Platzes («repić») wussten die Zagreber für sich zu nutzen: Er stand einerseits für den Diminuitiv von «rep» (Schwanz, Schweif des Pferdes, auf welchem Jelačić sitzt), andererseits für jenen der Republik («republika»).

Am 8. Oktober 1989 stellten Aktivisten ein Holzpferd an jenen Ort, wo früher die Statue zu finden war. Eine Petition forderte die Wiedererrichtung des entfernten Wahrzeichens. Tatsächlich geschah dies 1990; die Wiederaufstellung und Umbenennung wurden als symbolischer Akt der Entwicklung der Demokratie und Unabhängigkeit zelebriert. Tuđman (1922-1999) nutzte die Einweihung, um Jelačić in einen Kontext der damals aktuellen Politik zu setzen – die Stimmung zwischen Kroatien und Serbien war explosiver denn je, weshalb er sich darum bemühte, Jelačić als einen «Freund der Serben» darzustellen. Auch in eigener politischer Sache nutzte Tuđman seine Rede: Er schuf eine neue Geschichtsversion, indem er die Wiedererrichtung der Statue als Resultat des «triumphalen Sieges» der «Kroatischen Demokratischen Union» (HDZ) gutschrieb und ihr dadurch eine Legimitation gab. Gleichzeitig versäumte er es nicht, weitere Namensänderungen von Strassen und Plätzen – unter Anderem des Platzes der Faschismusopfer – anzukündigen. Einiges zu reden gab die neue geographische Ausrichtung des Bans. Vor seiner Wegräumung 1947 richtete sich sein erhobener Säbel nach Norden, 1990 hatte man ihn jedoch um 180 Grad gedreht; der Säbel zeigt heute nach Süden, wobei es keine offizielle Begründung für diese von der Regierung getroffenen Entscheidung gab.


Einzelnachweise

  1. Sämtliche folgende Informationen stammen aus Rihtman-Auguštin, Ulice moga grada, S.61-97.
  2. Stallaerts, Historical Dictionary of the Republic of Croatia, S. 125.