Jüdischer Friedhof in Belgrad

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In Belgrad befinden sich an der Mije Kovacevica Strasse zwei jüdische Friedhöfe, wobei der sephardische den ashkenasischen an Grösse übertrifft. Die Sprachenvielfalt (Serbisch, Deutsch, Hebräisch, Ladino und Ungarisch), die sich an den Grabsteinen des sephardischen Begräbnisstätte ablesen lässt, zeugt von einer eindrücklich gewesenen Diversität der serbischen Judenheit.[1]


Die jüdische Gemeinde in Belgrad während des Zweiten Weltkrieges

1941 lebten in der serbischen Hauptstadt Belgrad fast 10 000 Jüdinnen und Juden. Nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch den Angriff der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten 1941, besetzte die Wehrmacht das serbische Kernland, wo die deutschen Besatzungsbehörden gegen Juden vorgingen. Nach einer sukzessiven Ausgrenzung jüdischer Personen vom öffentlichen Leben folgte die Registrierungspflicht, sowie die obligatorische Kennzeichnung ihre Kleidung. Als sich im Sommer 1941 Widerstand gegen die Wehrmacht formiert hatte, nahmen die Deutschen dies zum Anlass, um sich an Jüdinnen und Juden zu rächen. So ermordeten sie für jeden getöteten deutschen Soldaten hundert serbische Männer und für jeden verletzten fünfzig Serben, wobei vorzugsweise Juden ausgesucht wurden. Erstmals verschont blieben jüdische Frauen und Kinder. Doch bereits im Winter 1941 wurden sie in verschiedene Lager deportiert, insbesondere in das »Judenlager Semlin« auf dem Messegelände Belgrads (serbisch: Sajmište). Bereits zu Beginn des Jahres 1942 schickte das Reichssicherheitshauptamt einen Gaswagen nach Belgrad, in welchem ca. 6.500 Häftlinge des Lagers durch Motorabgase umgebracht wurden. Die Mehrheit der Opfer waren Jüdinnen und Kinder. Serbien verlor beinahe die Gesamtheit seiner jüdischen Bevölkerung.[2]


Denkmal von Bogdan Bodganović

Auf dem jüdischen Friedhof in Belgrad erinnert seit Beginn der 1950er Jahre ein Denkmal des Belgrader Architekten Bogdan Bogdanović an die fast 10 000 Belgrader Jüdinnen und Juden, die ab 1941 von der deutschen Wehrmacht und der SS ermordet oder in Lager verschleppt wurden. Der Künstler erhielt von der ansässigen jüdischen Gemeinde den Auftrag, ein Denkmal für diese Opfer auf dem sephardischen Friedhof zu entwerfen. Die Einweihung des etwa zehn Meter hohen »Denkmal für die jüdischen Opfer des Faschismus« fand 1952 statt. An den beiden Flügeln des Mals sind ein hebräisches Zitat, sowie ein Davidstern angebracht, zwischen den beiden Flügeln steht eine Skulptur in der Form eines siebenarmigen Leuchters, der Menora.[3] Die mächtigen steinigen Torflügel haben einen Betonkern, während die unterschiedlich grossen darauf behauenen Quader als Bordüre fungieren. Dies signalisiert die Abkehr Bogdanovićs vom strukturellen in Richtung eines dekorativen Denkens.[4] Das Denkmal auf dem jüdischen Friedhof in Belgrad ist eines der ersten der wenigen Denkmäler, die schon zu Zeiten des sozialistischen Jugoslawien an die jüdischen Opfer des Holocaust erinnerten, denn die jugoslawische Erinnerungskultur war bis in die 1990er Jahre überwiegend vom Gedenken und der Verehrung an den Partisanenkampf geprägt.[5]

Bibliographie

▪ AzW Architekturzentrum (Hg.): Bodgan Bogdanović – Memoria und Utopie in Tito Jugoslawien. Klagenfurt 2009.

http://www.academia.edu/4165131/Jewish_Funeral_Culture_Central_European_Yahrzeit_Plaques_in_the_Serbian_Jewish_Community_around_1900

http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/1299/Denkmal-f%C3%BCr-die-Opfer-des-Nazismus-auf-dem-j%C3%BCdischen-Friedhof

Referenzen

  1. heritage-and-heritage-states
  2. http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/1299/Denkmal-f%C3%BCr-die-Opfer-des-Nazismus-auf-dem-j%C3%BCdischen-Friedhof
  3. ebd.
  4. Achleitner, Friedrich: „In die Landschaft eingeschrieben.“ In: AzW Architekturzentrum (Hg.): Bodgan Bogdanović – Memoria und Utopie in Tito Jugoslawien. Klagenfurt 2009, S. 10–19, hier S. 13.
  5. http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/1299/Denkmal-f%C3%BCr-die-Opfer-des-Nazismus-auf-dem-j%C3%BCdischen-Friedhof