Platz der Faschismusopfer
Text: NM
Der Platz der Faschismusopfer liegt in Zagreb südöstlich des Ban-Jelačić-Platzes und mündet in westlicher Richtung in die Andrija-Hebrang-Strasse.
1927 widmete das Königreich Jugoslawien den Platz Petar I., dem ersten König des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen.[1]
Die Umbenennung des König-Petar-Platzes (trg kralja Petra) erfolgte 1941 mit der Machtergreifung der Ustascha: Zunächst schlicht Platz III genannt, dachte man ihn 1942 dem Ban Kulin zu (trg Kulina bana), einem bosnischen Ban des 12. Jahrhunderts. Diese Tatsache weist auf die politischen Begebenheiten im «Unabhängigen Staat Kroatien» (USK, Nezavisna Država Hrvatska, NDH) hin: Bosnjaken (bosnische Muslime) betrachtete man als ursprüngliche Kroaten muslimischen Glaubens. Als Ausdruck dieser Ideologie stand von 1941 bis 1948 auf dem Platz eine Moschee. Dazu wurde 1941 der Kunstpavillon in der Mitte umgebaut und mit insgesamt drei Minaretten ergänzt.[2] Das sich dort befindende Studentenwohnheim wurde von den Ustascha als Gefängnis und Folterzentrum genutzt.[3]
Mit dem Sieg der Partisanen änderte sich abermals der Name des Platzes, er wurde 1946 zum Platz der Faschismusopfer (trg žrtava fašizma) und behielt diesen Namen bis 1990.[4] Die Minarette wurden 1949 entfernt, das Kunstpavillon machte man ein Jahr darauf zum Museum der nationalen Befreiung. Am 4. Juli 1956 errichtete man am Eingang des Studentenheims eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer des Folterzentrums, sowie am 15. März 1964 ein Relief in Gedenken an Moša Pijade, einem engen Vertrauten Titos.[5]
Nach der Unabhängigkeit Kroatiens nannte ihn die neue Regierungspartei «Kroatische Demokratische Union» (Hrvatska Demokratska Zajednica, HDZ) 1990 Platz der kroatischen Helden – da sich dort damals der Hauptsitz der HDZ befand, setzte dies ein besonders starkes Zeichen. Jeweils am Feiertag des Antifaschistischen Kampfes (22. Juni) fanden Demonstrationen statt, die den alten Namen des Platzes (Platz der Faschismusopfer) zurückforderten.[6] Mit dem Machtwechsel und der neuen sozialdemokratischen Regierung ab 2000 wurde dieses Ziel erreicht, den Namen «Platz der kroatischen Helden» reichte man an den Börsenplatz weiter. Die Gedenktafeln sowie das 1964 angebrachte Relief Pijades wurden zu Beginn der 1990er Jahre entfernt[7] , während das zum Museum umfunktionierte Kunstpavillon seinen ursprünglichen Besitzern, der kroatischen Gemeinschaft der bildenden Künstler, zurückgegeben wurde. Trotz allen Namensänderungen hat sich der Übername «Džamija» (Moschee, als Anspielung an die sich dort befindende Moschee zwischen 1941-48) im Volksmund bis heute erhalten.[8]
Einzelnachweise
- ↑ http://universal_lexikon.deacademic.com/172367/Jugoslawien (Stand: 26.10.2014).
- ↑ Rihtman-Auguštin, Ulice moga grada, S.46. Sowie Steindorff, Schichten der Erinnerung, S. 166. Und Mauch, Zagreb entdecken, S. 131ff.
- ↑ Regionalni zavod za zaštitu spomenika kulture u Zagrebu, S. 127ff.
- ↑ Rihtman-Auguštin, Ulice moga grada, S.46.
- ↑ Šimunković/Delač, Sjećanje je borba, S. 147ff.
- ↑ Marjanović, Promjena vlasti, promjena ulica, S. 121.
- ↑ Šimunković/Delač, Sjećanje je borba, S. 147ff.
- ↑ Rihtman-Auguštin, Ulice moga grada, S.46.
Literatur (Auswahl)
Marjanović, Bojan: Promjena vlasti, promjena ulica. In: Diskrepancija, Bd. 12 (2007). S. 105-127.
Rihtman-Auguštin, Dunja: Ulice moga grada. Beograd 2000.
Steindorff, Ludwig: Schichten der Erinnerung. Zur Klassifizierung von Gedächtnisorten in Kroatien. In: Jaworski, Rudolf, Kusber, Jan (Hg.): Gedächtnisorte in Osteuropa. Vergangenheiten auf dem Prüfstand. Frankfurt am Main 2003. S. 157-182.
Šimunković, Mario/Delač, Domagoj: Sjećanje je borba. Spomen obilježja narodnooslobodilačke borbe i revolucionarnog pokreta na području grada Zagreba. Zagreb 2013.
Regionalni zavod za zaštitu spomenika kulture u Zagrebu. Spomenici i spomen obilježja pokreta i narodne revolucije u Zagrebu. Zagreb 1981.
Weiterführende Links
http://universal_lexikon.deacademic.com/172367/Jugoslawien (Stand: 26.10.2014).