Bogdan Bogdanović
Bogdan Bogdanović (1922-2010) war ein Ingenieur, Theoretiker, Urbanologe, Kalligraph, Stadtforscher, Bildhauer, Ornamentiker, Mythologe, Hochschulprofessor und einer der hervorragendsten Denkmalarchitekten Ex-Jugoslawiens. Insgesamt achtzehn Denkmäler ziehen sich durch fünf der sechs ehemaligen jugoslawischen Republiken. Bogdanovićs Herangehensweise war von der Mediation zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geprägt und ist stark mit dem Postmodernismus verbunden.[1]
Inhaltsverzeichnis
Form und Sprache seines Werks
Die Singularität von Bogdanovićs Werk zieht sich von seinen Entwurfsmethoden, über seine Inspirationsquellen und seine philosophische Basis, bis hin zur Bautechnik. Während er sich in früheren Jahren zum Antimodernisten bekannte, sticht in seinen Arbeiten eine surrealistische Prägung heraus. Meist bediente er sich eines einfachen Symbolismus, der oft von der Antike inspiriert ist. Damit verfolgt er das Ziel, fortdauernde Monumente zu schaffen, die mögliche Ideologiewechsel überleben.[2] Selbst bezeichnete er sich als Kosmopolit und unbestechlichen Gegner alles Nationalistischen, Autoriären und Zivilisationsfeindlichen. Als Skeptiker gegenüber dem technizistischen Fortschritt und dem blinden Fortschrittsglauben, vertraute Bogdanović dem Handwerk und dem Material Stein stets mehr als modernen Materialien und Technologien. Bei der Gestaltung seiner Arbeiten war er immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie an die Ereignisse eines Vernichtungskrieges gedenkt werden sollte, in dem unterschiedliche Nationalitäten, Ethnien und Konfessionen mit verschiedenen Ideologien gemordet haben und ermordet wurden. Bogdanović löste diese Frage, indem er ideologische Bedeutungen aus den Gedenkstätten verbannte und sich an archaischen Ausdrucksformen orientierte, welche die Verständlichkeit der Symbole erhöhen sollte. Seine Gedenkstätten, Denkmäler, Mausoleen und Nekropolen, die über das ganze jugoslawische Gebiet verteilt sind (Karte), stellen positive, versöhnende, an der Zukunft orientierte und gleichzeitig zeitlose Orte dar. In seinen Werken herrschen weder pathetischen Gesten oder sterbende Helden, noch kämpfende Figuren oder monumental-heroische Inszenierungen; seine architektonisch-skulpturalen Elemente sind immer in eine natürliche landschaftliche Situation eingebunden. Indem er seine Objekte aus der Landschaft entwickelt, versucht er den Tod an das Leben zu fesseln – und die Orte in Stätten der Kontemplation zu verwandeln.[3]
Fallbeispiel: Opfergedenkstätte Jasenovac
Prominentestes Exempel für Bogdanovićs Werk ist die Gedenkstätte für die Konzentrationslageropfer des Ustaša-Regimes im Zweiten Weltkrieg im Dorf Jasenovac, das sich im heutigen Kroatien befindet. Im Dorf an der Save befand sich bis zum Bau des Vernichtungslagers 1941 eine Ziegelei.[4] Eines der Denkmalsprojekte, das lange vor Entscheidung für das Denkmal Bogdanovićs entworfen worden war, stammte aus Kroatien und stellte in seiner Konzeption die Zahl der Opfer Jasenovacs symbolisch und narrativ in den Mittelpunkt. Jedoch wurde das Konzept aufgrund der Debatte um die Opferzahlen verworfen.[5] Zwischen 1959 und 1966 wurde die Umformung des brachen Geländes von Jasenovac in einen Gedenkort auf Verlangen der Opferangehörigen und der Überlebenden durchgeführt. Der diplomierte Ingenieur Bogdanović erweiterte die Landschaft durch bereits bestehende Teiche und die einzelnen Lagerbaracken wurden durch kreisrunde Krater gekennzeichnet. Obwohl einem grossen Denkmal noch im Jahre 1959 vom Belgrader „Ausschuss zur Kennzeichnung und Errichtung historischer Stätten des Volksbefreiungskriegs“ eine Absage erteilt worden war, bildet heute das eigentliche Herzstück Jasenovacs «Die Steinerne Blume». Dank Bogdanovićs monumentalem Werk hat das Thema Jasenovac u.a. vermehrt Eingang in Schulbücher gefunden.<Karge, Heike: „Von Helden und Opfern“. In: AzW Architekturzentrum (Hg.): Bodgan Bogdanović – Memoria und Utopie in Tito Jugoslawien. Klagenfurt 2009, S. 34-38; S. 70. </ref>
Werke Bogdanovićs (Auswahl)
- Revolutionsdenkmal in Leskovac (Serbien)
- Jüdischer Friedhof in Belgrad (Serbien)
- Kenotaphe für die Opfer des Faschismus in Travnik (Bosnien-Herzegowina)
- Kultstätte für die serbischen und albanischen Partisanen (Kosovo) erwähnt.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Thaler, Wolfgang; Kulic, Vladimir; Mrduljas, Maroje: Modernism in-between. The mediatoty architectures of socialist Yugoslavia. Berlin 2012, S. 225.
- ↑ ebd.
- ↑ Achleitner, Friedrich: „In die Landschaft eingeschrieben.“ In: AzW Architekturzentrum (Hg.): Bodgan Bogdanović – Memoria und Utopie in Tito Jugoslawien. Klagenfurt 2009, S. 10–19, hier S. 10-12.
- ↑ Karge, Heike: „Von Helden und Opfern“. In: AzW Architekturzentrum (Hg.): Bodgan Bogdanović – Memoria und Utopie in Tito Jugoslawien. Klagenfurt 2009, S. 34-38; S. 70.
- ↑ Karge, Heike: Steinerne Erinnerung – versteinerte Erinnerung? Kriegsgedenken in Jugoslawien (1947-1970). Wiesbaden 2010, S. 205.
- ↑ ebd., S. 78, 86, 110.
Bibliographie
• Achleitner, Friedrich: A Flower for the dead. The memorials of Bogdan Bogdanović. Zürich 2013.
• AzW Architekturzentrum (Hg.): Bodgan Bogdanović – Memoria und Utopie in Tito Jugoslawien. Klagenfurt 2009.
• Bogdan Bogdanović: Der verdammte Baumeister. Erinnerungen. Wien 1997.
• Bogdanović, Bogdan: Die Stadt und der Tod. (übers. von Olof, Klaus Detlef) Ljubljana 1993.
• Vöckler, Kai (Hg.): Balkanology. Neue Architektur und urbane Phänomene in Südosteuropa/ New architecture and urban phenomena in South Eastern Europe. S AM n° 06, Basel 2008.