Sarajevo

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Version vom 6. November 2014, 14:11 Uhr von Armin (Diskussion | Beiträge) (Sarajevo in der SFRJ)
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Einleitung

Sarajevo, die Hauptstadt Bosnien Herzegowinas, erlangte internationale Bekanntheit durch Ereignisse wie das Attentat von Sarajevo im Jahre 1914, die Winterolympiade 1984 und durch die Belagerung von 1992 bis 1996. Toleranz, Offenheit und ethnische Vielfalt sind einerseits Markenzeichen Sarajevos, die die Stadt zum Mikrokosmos Jugoslawiens gemacht haben; andererseits ist die Geschichte der Stadt von kriegerischen Auseinanderetzungen geprägt.

Sarajevo in der SFRJ

Im Gesamtstaat Jugoslawiens nahmen die Spannungen zu nach dem ersten Weltkrieg zu, da vor allem Slowenien und Kroatien unabhängig werden wollten und Serbien den Staat serbisch prägen wollten. Während des zweiten Weltkrieges marschierten die Truppen des deutschen Reiches in Bosnien ein und kurz darauf wurde Bosnien unter die Kontrolle der NDH gestellt. Im selben Jahr gründeten die jugoslawischen Kommunisten mit Marschall Tito eine Widerstandsbewegung, die sich Partisanen nannten. Diese kämpften gegen die Deutschen Truppen und gegen die Tschetniks. Die Partisanen wurden später auch von den Alliierten unterstützt und wurden stärker, während die Tschetniks schwächer wurden. Schliesslich wurde in Jajce Bosnien und Herzegowina zur Republik innerhalb der Föderation Jugoslawien erklärt. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand die SFRJ mit sechs Teilrepubliken Serbien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien, Montenegro und Mazedonien.

Die wahrscheinlich fortschrittlichste Zeit kommt für Sarajevo in der Periode des sogenannten zweiten, sozialistischen Jugoslawien, als die Stadt rapide weiterentwickelt und modernisiert wurde. Die SFRJ war eine der belibtesten Ferienziele in Europa. In Bosnien waren vor allem Sarajevo und Mostar beliebte Ferienziele. Der Wintertourismus war vor allem auf Sarajevo konzentriert, wo später 1984 die Olympischen Winterspiele stattgefunden hatten und Mostar mit seinem Wahrzeichen "Stari Most" (alte Brücke).

Die Bürger aller Glaubensgemeinschaften und Nationalitäten lebten gleichberechtigt und nahmen am Aufbau Bosniens und Jugoslawiens teil. In dieser Phase fiel auch die Anerkennung der Muslime als selbständige Nation, für deren Identität allein die Religion und nicht ihre ethnische Zugehörigkeit entscheiden war. Das Zentrum dieser neuen Nation wurde das an sich multiethnische Sarajevo.[1] Sarajevo galt als kleines Abbild Jugoslawiens, nirgends wo war die ethnische Vielfalt und die Multikulturalität so gross. In Sarajevo standen und stehen immer noch die Moscheen und Kirchen unweit nebeneinander und wiederspiegeln diese Vielfalt beispielhaft. Im sozialistischen Jugoslawien (1945-1992) seien die Nationalismen wieder in den Hintergrund getreten. Es sei entstanden, «was es in Sarajevo angeblich immer schon gab: Interkulturalität. Und diese Interkulturalität wurde in den 1990er-Jahren gezielt zerstört».[2]

Sarajevo im bosnischen Bürgerkrieg 1992-1996

Sarajevo wurde während der Belagerung 1992-1996 weitgehend zerstört und war Schauplatz von Auseinandersetzungen, Mord, Hass, Gewalt und Brutalität. Die Stadt wurde im Bosnienkrieg fast vier Jahre lang von der Armee der Republika Srpska belagert und hat stark gelitten. Grosse Teile der historischen Innenstadt und viele Wohngebiete wurden zerstört. Die aus österreichisch-ungarischen Zeiten stammende Nationalbibliothek mit ihrem gesamten Bestand wurde ein Opfer der Flammen. Bosnisch-serbische Scharfschützen eröffneten wahllos das Feuer auf Zivilisten und verwandelten eine der Hauptausfallsstrassen Sarajevos in die berüchtigte Sniper Alley. Von den Hügeln aus, deren Skigebiete 1984 noch als Austragungsort der Olympischen Winterspiele dienten, wurde Artillerie- und Mörserfeuer auf Gemüsemärkte getragen. Dabei ist die schlimmste Zeit vom Ende des zweiten Halbjahrs 1992 und Anfang des ersten Halbjahrs 1992 datiert: das Leben fand grösstenteils in Kellern statt, die Wirtschaft brach zusammen, das Wasser sowie die Stromversorgung wurde knapp. Täglich trafen ungefähr 300 Granaten die Stadt und forderten viele Menschenleben.

Durch die Fertigstellung des Sarajevo-Tunnels 1993, verbesserte sich die Versorgungslage; Transport von Lebensmittel, Medikamenten und Waffen wurde ermöglicht.

Erinnerungskultur Sarajevos

Wie ganz Bosnien leide Sarajevo an den Folgen des Krieges von 1992-95, stellt der deutsche Südosteuropa Historiker Holm Sundhaussen fest: «Es leidet an einer gespaltenen, traumatisierten, verarmten Gesellschaft, an einer von der internationalen Gemeinschaft implementierten Verfassung, die einen funktionierenden Staat unmöglich macht, und an der Unfähigkeit einer hochprivilegierten Politikerschicht, die vor allem an den Erhalt ihrer Privilegien denkt und sich weigert, Lösungen im Interesse der Bevölkerung zu suchen.»[3] In der Gegenwart Bosnien und Herzegowinas nimmt die jüngste, vom blutigen Krieg gekennzeichnete Vergangenheit eine herausragende Stellung ein. Das Leben ist immer noch stark vom Kriegsgeschehen und den Kriegsfolgen geprägt und das Thema der Verantwortung für den Krieg ist aus dem gesellschaftspolitischen Diskurs nicht weg zu denken.[4]

Erst im letzten Jahrzehnt nahm die Modernisierung Sarajevos zu, das Stadtbild musste sich nach dem Krieg verändern. Es entstanden moderne Hochhäuser, neue Einkaufszentren und moderne Architekturen. Vielerorts stehen aber immer noch Wohnungen und Objekte, die noch nicht renoviert wurden und deren Einschusslöcher an die Belagerung erinnern. Daran erkennt man, die noch nicht abgeschlossene Vergangenheitsbewältigung. Die Roten Rosen Sarajevos zeigen Stellen, wo die Granaten eintrafen. Das Denkmal "Spomenik ubijenoj djeci Sarajeva"(Denkmal für die ermoerdeten Kinder Sarajevos) im Zentrum Sarajevos, genauer beim sogenannten "Grossen Park", steht für die getöteten Kinder während der Belagerung 1992-1996. Das Denkmal wird oft besucht, da man oft an diesem Park vorbeiläuft und auch die Einwohner Sarajevos kritisieren die Absicht des Denkmals - die moderne Zeit mit der Vergangenheit während des Krieges zu vereinen - positiv.

Neben diesen Erinnerungen an den Krieg, erinnern sich die Leute gerne an die Zeit Jugoslawiens. Für viele Menschen war das Leben im damaligen Jugoslawien einfacher als heute. Unter der Führung des Marschalls Tito beschreiben die Leute Jugoslawien als eine gut und stark funktionierende Republik.

In Sarajevo gibt es ein Tito-Café, welches gut besucht ist sowie eine Rock Bar Johnny, die an die Musik und die Zeit im damaligen Jugoslawien erinnern.

Trotz der beständigen Präsenz der Vergangenheit in vielen Bereichen des Lebens in Bosnien Herzegowina bzw. Sarajevo, gibt es heute wenige Beispiele für gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Die Stadt liegt auf beiden Seiten der bosnischen Entitätengrenze zwischen der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska.

Durch diese Teilung gibt es auch im Lehrplan der Schulen in Bosnien Herzegowina Unterschiede. Das Bildungssystem ist dreigeteilt, was zu verschiedenen Lehrplänen in den Regionen führt. Diese Teilung wird oft kritisiert mit dem Argument, dass die Schüler „verschiedene Geschichten“ Jugoslawiens lernen.

Dieses Argument wird auch von einem der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Bosnien Herzegowinas Nenad Velickovic unterstützt.

Einzelnachweis

  1. http://ifb.bsz-bw.de/bsz400481553rez-1.pdf;jsessionid=FF33FBA6F700A8D93F01D3A0B29B3DCF?id=6782
  2. http://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/sarajevo-gegenbild-einer-nationalen-hauptstadt
  3. http://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/sarajevo-gegenbild-einer-nationalen-hauptstadt
  4. http://www.kas.de/wf/doc/kas_9323-544-1-30.pdf?090729102302