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'''Jajce''' ist eine Kleinstadt von  30‘000 Einwohnern im Zentrum Bosnien und Herzegowinas. Bekannt wurde die Stadt als Gründungsort des «Demokratischen Föderativen Jugoslawiens» (DFJ) in der zweiten Versammlung des [[AVNOJ|«Antifaschistischen Volksbefreiungsrates» (AVNOJ «Antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Jugoslavije»)]] am 29. November 1943. Nach dem Krieg war Jajce als «Geburtsort» des [[Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien|sozialistischen Jugoslawien (SFRJ)]] von grosser, symbolischer Bedeutung. Auch heute steht in Jajce ein [[Museum]], welches an die Gründung des sozialistischen Jugoslawiens erinnert.[[Datei:Kartensymbol 300x226.png|60px|link=https://www.google.ch/maps/place/Jajce,+Bosnien+und+Herzegowina/@44.3396177,17.2634358,14.36z/data=!4m2!3m1!1s0x475e35c1b74ac76f:0xb20cc465045d8906]]
 
'''Jajce''' ist eine Kleinstadt von  30‘000 Einwohnern im Zentrum Bosnien und Herzegowinas. Bekannt wurde die Stadt als Gründungsort des «Demokratischen Föderativen Jugoslawiens» (DFJ) in der zweiten Versammlung des [[AVNOJ|«Antifaschistischen Volksbefreiungsrates» (AVNOJ «Antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Jugoslavije»)]] am 29. November 1943. Nach dem Krieg war Jajce als «Geburtsort» des [[Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien|sozialistischen Jugoslawien (SFRJ)]] von grosser, symbolischer Bedeutung. Auch heute steht in Jajce ein [[Museum]], welches an die Gründung des sozialistischen Jugoslawiens erinnert.[[Datei:Kartensymbol 300x226.png|60px|link=https://www.google.ch/maps/place/Jajce,+Bosnien+und+Herzegowina/@44.3396177,17.2634358,14.36z/data=!4m2!3m1!1s0x475e35c1b74ac76f:0xb20cc465045d8906]]

Version vom 13. Dezember 2014, 13:20 Uhr

Touristische Attraktion in Jaice, Bild: VW.

Text: AÖ

Jajce ist eine Kleinstadt von 30‘000 Einwohnern im Zentrum Bosnien und Herzegowinas. Bekannt wurde die Stadt als Gründungsort des «Demokratischen Föderativen Jugoslawiens» (DFJ) in der zweiten Versammlung des «Antifaschistischen Volksbefreiungsrates» (AVNOJ «Antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Jugoslavije») am 29. November 1943. Nach dem Krieg war Jajce als «Geburtsort» des sozialistischen Jugoslawien (SFRJ) von grosser, symbolischer Bedeutung. Auch heute steht in Jajce ein Museum, welches an die Gründung des sozialistischen Jugoslawiens erinnert.Kartensymbol 300x226.png

Geschichte

Grosse Teile Jugoslawiens waren im Jahre 1943 durch die Achsenmächte besetzt. Jajce gehörte zur unbesetzten Zone, weshalb Josip Broz Tito im August 1943 das Partisanen-Hauptquartier nach Jajce verlegt hatte. Jajce wurde daraufhin nach langem Kampf 1944 militärisch erobert. Als die Wehrmacht die Stadt einnahm, wurde das Gebäude der 2. AVNOJ Versammlung, das heutige AVNOJ Museum, zu einem Konzentrationslager umgewandelt. Tito floh bereits vor dem deutschen Einmarsch aus der Stadt und verlagerte das Hauptquartier der Partisanen nach Drvar.[1]

AVNOJ Museum

Gebäude der 2. AVNOJ Versammlung am 29. November 1943, Bild: VW.

Im Gebäude, das vor dem Zweiten Weltkrieg der «Sokol Bewegung» diente, fand am 29. November die Zweite Versammlung des AVNOJ statt.[2] Zum 10. Jubiläum wurde 1953 daraus ein Museum errichtet. Der Hauptraum des Gebäudes wurde möglichst gemäss der Zweiten AVNOJ Versammlung rekonstruiert. Diverse Artefakte waren Gegenstand der Ausstellung, welche allesamt an dieses wichtige Ereignis erinnern sollten. Als Erinnerungsort repräsentierte das Museum den Kern der jugoslawischen Identität und Ideologie von «Brüderlichkeit und Einheit». Dabei sollte das Museum die Jugoslawen mit Stolz erfüllen und die nationale, jugoslawische Identität fördern.[3] Unmittelbar nach dem Krieg wurde Jajce zum Zentrum für alle Festlichkeiten, welche auf jugoslawischen Territorium abgehalten wurden.[4] Dabei wurde vor allem der 29. November im grossen Stil zelebriert, der Tag an dem der AVNOJ in Jajce zusammenkam. Nach dem Krieg bis in die 80er Jahre kamen mehrere Millionen Besucher nach Jajce. Nach Titos Tod nahm die symbolische Bedeutung des Ortes in der jugoslawischen Gesellschaft rapide ab, da das Gebäude kaum mehr staatlich finanziert wurde. Im Rahmen des Bürgerkrieges in Bosnien wurde das Museum geplündert. Beispielsweise wurde das Dokument, welches die Gründung des Museums bestätigte inklusive Titos Unterschrift für 1200 Euro im Internet versteigert.[5] Nach einer Zeit der Verwahrlosung wurde das Museum am 29. November 2008, symbolisch angelegt an die zweite AVNOJ Versammlung, wiedereröffnet. Jajce wird nicht mehr als Geburtsstätte Jugoslawiens und des Sozialismus im vom Faschismus befreiten Staat, sondern als Geburtsstätte der Teilrepubliken dargestellt, welche mittlerweile unabhängige Staaten geworden sind.[6] Nicht nur die Grenzen Jugoslawiens sind, gemäss dieser neuen Interpretation, am 29. November 1943 festgelegt worden, sondern auch die Grenzen der heutigen, postjugoslawischen Staaten. Auf diese Art und Weise geniesst das Museum grosse Beliebtheit bei den ehemaligen Teilrepubliken, da es sich thematisch mit all ihnen beschäftigt und auf deren nationale Identität Rücksicht nimmt. Auch ist die Bedeutung des Sozialismus in den Hintergrund geraten. Umsomehr wird nun die Bedeutung des Antifaschismus hervorgehoben. Seit 2007 wird der 29. November wieder als «Tage des AVNOJ» jährlich zelebriert, an dem jeweils antifaschistische Organisationen aus dem ehemaligen Jugoslawien teilnehmen. Die Anzahl der Touristen, vor allem aus Slowenien und Kroatien, welche das Museum besuchen und als Teil ihrer historischen und kulturellen Tradition sehen, nimmt jährlich zu.

Anmerkungen

  1. Wolff, Karl-Dieter: Das Unternehmen "Rösselsprung". Der deutsche Angriff auf Titos Hauptquartier in Drvar im Mai 1944. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 18. Jahrg. 4. H. (1970), S. 476-509, hier: S. 482-484.
  2. Sokol war eine Sportorganisation für Jugendliche. Für mehr Informationen siehe: Sahović, Dzenan/Zulumović, Dino: Obsolete Cultural Heritage in Post-Conflict Environments. The Case of AVNOJ Museum in Jajce, Bosnia Herzegovina. In: Journal of Balkan and Near Eastern Studies 14:2 (2012), S. 245-262, hier: S. 260.
  3. Ebd., 251.
  4. Ebd., S. 251-252.
  5. Ebd., S. 254.
  6. Ebd., S. 256.