Personenkult um Tito: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Entwicklung des Titokults, dessen Anfänge ins Jahr 1941 verordnet werden, lässt sich durch die Charisma-Theorie von Max Weber in zwei Phasen aufteilen: Den „Aufbau des Charisma“ und die „Veralltäglichungsphase“. Ersteres fällt im Falle Tito in die Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie in die unmittelbare Nachkriegszeit. Zweiteres deckt sich mit Titos Herrschaftszeit über das sozialistische Jugoslawien und hält bis zu seinem Tod an. <br /> Diese Einteilung lässt sich mit den drei Phasen, die Todor Kulić innerhalb des Personenkults um Tito ausmacht, vergleichen: <br /> 1941 -1949: „Autorität des Armeeführers und des Staatsmannes angelehnt an das Charisma Stalins“ <br /> 1949 – 1980: „von Stalin unabhängiges Charisma und Kult des Partei- und Staatführers“ <br /> 1980 – 1990: „ideologischer und staatlicher Totenkult“ <ref> Simeunovič, Tatjana: Sanfter Abschied vom Personenkult: Der Film „Tito i ja“. In: Schweizerische Beiträge zum XIV. Internationalen Slavistenkongress in Ohrid. Bern 2008. S.254. </ref>
 
Die Entwicklung des Titokults, dessen Anfänge ins Jahr 1941 verordnet werden, lässt sich durch die Charisma-Theorie von Max Weber in zwei Phasen aufteilen: Den „Aufbau des Charisma“ und die „Veralltäglichungsphase“. Ersteres fällt im Falle Tito in die Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie in die unmittelbare Nachkriegszeit. Zweiteres deckt sich mit Titos Herrschaftszeit über das sozialistische Jugoslawien und hält bis zu seinem Tod an. <br /> Diese Einteilung lässt sich mit den drei Phasen, die Todor Kulić innerhalb des Personenkults um Tito ausmacht, vergleichen: <br /> 1941 -1949: „Autorität des Armeeführers und des Staatsmannes angelehnt an das Charisma Stalins“ <br /> 1949 – 1980: „von Stalin unabhängiges Charisma und Kult des Partei- und Staatführers“ <br /> 1980 – 1990: „ideologischer und staatlicher Totenkult“ <ref> Simeunovič, Tatjana: Sanfter Abschied vom Personenkult: Der Film „Tito i ja“. In: Schweizerische Beiträge zum XIV. Internationalen Slavistenkongress in Ohrid. Bern 2008. S.254. </ref>
  
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== Entstehung von Titos Charisma ==
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Als Erklärungsmuster für den Personenkult um Tito wird in der Forschung u.a. das Konzept „Charismatische Herrschaft“ aus Max Webers Herrschaftstypologie herangezogen. Demnach fällt die Genese eines Charismas in eine ausserordentliche Krisenzeit bzw. in eine Notsituation. Weber spricht dabei von einer „Aufbauphase“ des Charismas. Die charismatische Ausstrahlung um Josip Broz Tito hat ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg, den auf jugoslawischem Territorium die deutschen Wehrmacht, die Tschetniks (Četnici), die Ustaschi (Ustaše), zeitweise die italienischen Streitkräften sowie Titos Partisanen bestritten. Innerhalb der Kriegsjahre hat sich Tito vom einfachen, volksnahem Partisanenführer zum potentiellen und dann, auf der 2. Sitzung des AVNOJ, auch zum faktischen Staatsführer entwickelt. <br /> Schon während der Kriegsjahre wurde sich Tito und sein enges Umfeld der Wichtigkeit der Medien bewusst, Rundfunk sowie Presse wurden auf Parteilinie gebracht und dienten zur Verbreitung Texten und Bilder des Partisanenführers.
  
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Dass Tito die Partisanen siegreich aus dem Zweiten Weltkrieg herausgeführt hat und diese ohne ausschlaggebende Hilfe fremder Staaten, legte die Basis seiner charismatischen Herrschaft. Diese übte er als Staatschef von Jugoslawien dreieinhalb Jahrzehnte lang, bis zu seinem Tod, aus. <br /> Der Partisanenkampf diente dabei als Gründungsmythos des sozialistischen Jugoslawien und Tito nahm darin die heldenhafte Hauptrolle ein. Die Losung „Brüderlichkeit und Einigkeit“ („bratstvo i jedinstvo“), die Tito in den Jahren 1941/42 als Motto des Partisanenkampfes eingeführt hat, wurde zur Kernaussage seiner charismatischer Herrschaft, zu einem schier obligaten Teil seiner öffentlichen Reden wurde die Phrase: „Hütet die Brüderlichkeit und Einheit wie euren Augapfel.“ <ref> Dutoit, Jan; Previšić, Boris: Zwischen Stammesdenken und internationaler Solidarität. Bratstvo im Ersten und Zweiten Jugoslawien. In: Zimmermann, Tanja (Hg.): Brüderlichkeit und Bruderzwist: Mediale Inszenierungen des Aufbaus und des Niedergangs politischer Gemeinschaften in Ost- und Südosteuropa. Göttingen 2014. S.92f. </ref> <br /> Titos Person wurde in den rituellen Gedenkanlässen zum Partisanenkampf, die bald nach Kriegsende eingeführt wurden, gefeiert und öffentlich geehrt. Einen weiteren Aufschwung erhielt seine charismatische Ausstrahlung im Jahre 1948. Dies  in Folge des Bruchs zwischen Stalin und Tito und des damit verbundenen Ausschlusses des „Bundes der Kommunisten Jugoslaviens" (BdKJ, Savez komunista Jugoslavije, SKJ) aus dem Kominform (Informationsbüro der Kommunistischen- und Arbeiterparteien, 1947-1956). Durch dieses Ereignis konnte Tito sich als standhafter Antipode Stalins profilieren und auf internationaler Ebene verhalf es ihm zu einem neuen, gefragten Status eines Zwischenmannes zwischen Ostblock und Westmächten.
  
 
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Version vom 22. November 2014, 17:47 Uhr

Huhu, dies ist ein Testtest, alles weitere folgt später...
Die Entwicklung des Titokults, dessen Anfänge ins Jahr 1941 verordnet werden, lässt sich durch die Charisma-Theorie von Max Weber in zwei Phasen aufteilen: Den „Aufbau des Charisma“ und die „Veralltäglichungsphase“. Ersteres fällt im Falle Tito in die Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie in die unmittelbare Nachkriegszeit. Zweiteres deckt sich mit Titos Herrschaftszeit über das sozialistische Jugoslawien und hält bis zu seinem Tod an.
Diese Einteilung lässt sich mit den drei Phasen, die Todor Kulić innerhalb des Personenkults um Tito ausmacht, vergleichen:
1941 -1949: „Autorität des Armeeführers und des Staatsmannes angelehnt an das Charisma Stalins“
1949 – 1980: „von Stalin unabhängiges Charisma und Kult des Partei- und Staatführers“
1980 – 1990: „ideologischer und staatlicher Totenkult“ [1]

Entstehung von Titos Charisma

Als Erklärungsmuster für den Personenkult um Tito wird in der Forschung u.a. das Konzept „Charismatische Herrschaft“ aus Max Webers Herrschaftstypologie herangezogen. Demnach fällt die Genese eines Charismas in eine ausserordentliche Krisenzeit bzw. in eine Notsituation. Weber spricht dabei von einer „Aufbauphase“ des Charismas. Die charismatische Ausstrahlung um Josip Broz Tito hat ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg, den auf jugoslawischem Territorium die deutschen Wehrmacht, die Tschetniks (Četnici), die Ustaschi (Ustaše), zeitweise die italienischen Streitkräften sowie Titos Partisanen bestritten. Innerhalb der Kriegsjahre hat sich Tito vom einfachen, volksnahem Partisanenführer zum potentiellen und dann, auf der 2. Sitzung des AVNOJ, auch zum faktischen Staatsführer entwickelt.
Schon während der Kriegsjahre wurde sich Tito und sein enges Umfeld der Wichtigkeit der Medien bewusst, Rundfunk sowie Presse wurden auf Parteilinie gebracht und dienten zur Verbreitung Texten und Bilder des Partisanenführers.

Dass Tito die Partisanen siegreich aus dem Zweiten Weltkrieg herausgeführt hat und diese ohne ausschlaggebende Hilfe fremder Staaten, legte die Basis seiner charismatischen Herrschaft. Diese übte er als Staatschef von Jugoslawien dreieinhalb Jahrzehnte lang, bis zu seinem Tod, aus.
Der Partisanenkampf diente dabei als Gründungsmythos des sozialistischen Jugoslawien und Tito nahm darin die heldenhafte Hauptrolle ein. Die Losung „Brüderlichkeit und Einigkeit“ („bratstvo i jedinstvo“), die Tito in den Jahren 1941/42 als Motto des Partisanenkampfes eingeführt hat, wurde zur Kernaussage seiner charismatischer Herrschaft, zu einem schier obligaten Teil seiner öffentlichen Reden wurde die Phrase: „Hütet die Brüderlichkeit und Einheit wie euren Augapfel.“ [2]
Titos Person wurde in den rituellen Gedenkanlässen zum Partisanenkampf, die bald nach Kriegsende eingeführt wurden, gefeiert und öffentlich geehrt. Einen weiteren Aufschwung erhielt seine charismatische Ausstrahlung im Jahre 1948. Dies in Folge des Bruchs zwischen Stalin und Tito und des damit verbundenen Ausschlusses des „Bundes der Kommunisten Jugoslaviens" (BdKJ, Savez komunista Jugoslavije, SKJ) aus dem Kominform (Informationsbüro der Kommunistischen- und Arbeiterparteien, 1947-1956). Durch dieses Ereignis konnte Tito sich als standhafter Antipode Stalins profilieren und auf internationaler Ebene verhalf es ihm zu einem neuen, gefragten Status eines Zwischenmannes zwischen Ostblock und Westmächten.

  1. Simeunovič, Tatjana: Sanfter Abschied vom Personenkult: Der Film „Tito i ja“. In: Schweizerische Beiträge zum XIV. Internationalen Slavistenkongress in Ohrid. Bern 2008. S.254.
  2. Dutoit, Jan; Previšić, Boris: Zwischen Stammesdenken und internationaler Solidarität. Bratstvo im Ersten und Zweiten Jugoslawien. In: Zimmermann, Tanja (Hg.): Brüderlichkeit und Bruderzwist: Mediale Inszenierungen des Aufbaus und des Niedergangs politischer Gemeinschaften in Ost- und Südosteuropa. Göttingen 2014. S.92f.