Tschetniks: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. November 2014, 15:11 Uhr
Text: RM
Tschetniks (Četniks), waren Mitglieder einer serbischen nationalistischen Guerilla Kampftruppe, die sich 1903 formiert und bereits während den Balkankriegen 1912-1913 gekämpft hatte.[1] Nach der Kapitulation der jugoslawischen Königs-Armee 1941, errichteten jene serbischen Offiziere der jugoslawischen Armee, die diese Kapitulation nicht anerkannten, in ganz Jugoslawien čete[2], Truppen, die nach bewaffneten Freischärlern, die die Türken im 19. Jahrhundert belästigt hatten, benannt waren. [3] Zur Zeit des Königtums Jugoslawien verschrieb sich das Tschetniktum der radikalen serbischen nationalbewegung und wurde von zahlreichen Eliteeinheiten in der Armee als Tradition gepflegt. [4] Während des Zweiten Weltkriegs hatten die royalistischen Tschetniks gegen die Achsenmächte und kroatischen Kollaborateure Widerstand geleistet. Primär führten sie jedoch einen Bürgerkrieg gegen die jugoslawischen kommunistischen Guerillakämpfer, die Partisanen.[3]; [5]
Inhaltsverzeichnis
Von den Anfängen bis zum Kriegsende
Die wichtigsten čete, d.h. Verbände waren jene in Ravna Gora in Westserbien, die sich unter dem Oberst Dragoljub Mihailović organisiert hatten. Mihailović führte seine Einheiten in Kämpfe mit den Deutschen, welche grausame Repressalien für jeden Akt des Widerstandes forderten. Zudem wies er ihnen an, auf die Invasion der Alliierten zu warten um Jugoslawien zu befreien und so die Monarchie wieder zu errichten.[3]Zu den weiteren Zielen zählten sich die Errichtung eines Gross-Jugoslawien, zu deren Bestandteil ein von Volksdeutschen, Kroaten und Muslimen ethnisch gesäubertes Gross-Serbien gehören sollte, wobei Serbien nicht nur Mazedonien, sondern unter anderem auch Montenegro, Bosnien, die Herzegowina und Syrmien umfassen sollte.[6] Obwohl sich Tito, der oberste Kommandant der Partisanen und Mihailović trafen, um Gegensätze abzubauen, kam keine Übereinkunft zustande. Gleichwohl beide auf Seiten der Antifaschistischen Koalition standen, sah der eine im jeweils anderen den Hauptfeind im Kampf um die Macht nach dem Krieg. Daher intensivierten sich die Konflikte zwischen den Parteien im Frühjahr 1942 und spitzten sich in einem Bürgerkrieg zu. [7] Nach der Niederlage der Partisanen in der Schlacht an der Neretva 1943 kollaborierten zahlreiche Tschetniks mit den deutschen Einheiten, um ihre kommunistischen Rivalen zu besiegen.[8] Nachdem die Alliierten in Mihailović den Kern des jugoslawischen Widerstands zu erkennen meinten und ihn bis zum Frühjahr 1944 unterstützten, verschoben sie ihre Unterstützung schliesslich zu Gunsten der Partisanen unter Josip Broz Tito. Bis zum Kriegsende wurden die Tschetniks in ihrer Zahl stark reduziert. Einige zogen Richtung Norden, um vor den anglo-amerikanischen Streitkräften zu kapitulieren, während Mihailović und seine wenigen verbliebenen Anhänger versuchten, ihren Weg zurück in die Ravna Gora einzuschlagen, um dort den antikommunistischen Kampf fortzusetzen. Schliesslich wurden sie aber von den Partisanen besiegt und Mihailović wurde 1946 gefangengenommen und nach Belgrad gebracht, wo er verurteilt und hingerichtet wurde.[9] Seit der Zeit der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien wird er von einer grossen serbischen emigré Gemeinschaft als Märtyrer verehrt.[1]
Wiederaufleben der Tschetniks
Der Begriff des “Tschetniks” erlebte insbesondere während dem Zerfall Jugoslawiens zu Beginn der 1990-er Jahre eine starke Wiederbelebung. So assoziieren serbische Nationalisten den Term mit Loyalität und einer aktiven Verteidigung der Nation. Sie versuchen mit ihren markanten schwarzen Flaggen, auf denen weisse Totenköpfe abgebildet sind, einerseits die jugoslawische Armee und andererseits die Unabhängigkeitsbewegungen in Bosnien und Kroatien zu unterdrücken.[1] In diesen Gebieten wiederum lebte die vom ehemaligen kommunistischen Regime geprägte negative Assoziation des Begriffs wieder auf; so wurden alle pro-serbischen Einheiten von ihren Gegnern als Tschetniks stigmatisiert und umgekehrt stigmatisierten die Serben die Kroaten als Ustaschas und wurden die Muslime als Türken bezeichnet.[10]
Anmerkungen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Holmes, Richard; Jones, Spencer: The Oxford Companion to Military History, in: Oxford University Press, 2001, online 2004 < http://www.oxfordreference.com/view/10.1093/acref/9780198606963.001.0001/acref-9780198606963-e-274?rskey=XFWbqd&result=276> (Stand: 23. 10. 2014).
- ↑ Ursprünglich stammt das Wort četa aus dem Altslawischen und beschrieb eine Einheit von vier Männern. http://dictionary.sensagent.com/cete/tr-en/ (Stand: 14.11.2014)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 The Editors of Encyclopaedia Britannica: “Chetniks”.", in: Encyclopaedia Britannica. Encyclopaedia Britannica Online Academic Edition. Encyclopædia Britannica Inc., 2014. http://academic.eb.com/EBchecked/topic/109820/Chetnik (Stand: 23. 10. 2014).
- ↑ Goldstein, Slavko Die Tschetniks. In: Melčić, Dunja (Hg.): Der Jugoslawien-Krieg: Handbuch zur Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. Wiesbaden 2007, S. 176-177, hier S. 176.
- ↑ Goldstein, Slavko Die Tschetniks. In: Melčić, Dunja (Hg.): Der Jugoslawien-Krieg: Handbuch zur Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. Wiesbaden 2007, S. 176-177, hier S. 176.
- ↑ ebd., S. 177.
- ↑ ebd., S. 178.
- ↑ Rastoder, Šerbo: Der Zweite Weltkrieg und die Erneuerung der montenegrinischen Staatlichkeit. In: Lukan, Walter (Hg.): Serbien und Montenegro: Raum und Bevölkerung, Geschichte, Sprache und und Literatur - Kultur - Politik - Gesellschaft - Wirtschaft – Recht. S. 327-330, hier S. 328.
- ↑ ebd.
- ↑ Radonić, Ljiljana: Krieg um die Erinnerung: kroatische Vergangenheitspolitik zwischen Revisionismus und europäischen Standards. Frankfurt am Main 2010, S. 391.
Literaturliste (Auswahl)
- Holmes, Richard; Jones, Spencer: The Oxford Companion to Military History, in: Oxford University Press, 2001
- Pavlowitch, Stevan K.: Hitler's new disorder the Second World War in Yugoslavia. New York 2008.
- Melčić, Dunja (Hg.): Der Jugoslawien-Krieg: Handbuch zur Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. Wiesbaden 2007.
- Milazzo, Matteo J.: The Chetnik movement and the Yugoslav resistance. Baltimore 1975.
- Radonić, Ljiljana: Krieg um die Erinnerung: kroatische Vergangenheitspolitik zwischen Revisionismus und europäischen Standards. Frankfurt am Main 2010.