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(Erinnerungskultur Sarajevos)
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Nach dem Tod Josip Broz Titos und Anfangs der 90er Jahre kame es zu Wahlkämpfen in den sechs Republiken. «Am 25. Juni 1991 erklärten die Parlamente von Slowenien und Kroatien die Unabhängigkeit ihrer Republiken[...]. Zwei Tage später begannen die postjugoslawischen Kriege».<ref>Holm Sundhaussen, Sarajevo; Die Geschichte einer Stadt, 2014 by Böhlau Verlag, Wien Kölm Weimar, S. 313</ref> Danach strebten alle Republiken ihre Unabhängigkeit an. Danach folgte im Jahre 1992 die Unabhängigkeitserklärung Bosnien Herzegowinas, welche von der EU und den USA anerkannt wurde. Die Serben legten einen Belagerungsring um Sarajevo, was den Beginn der Belagerung auslöste.  
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Anfangs der 90er Jahre kam es zu Wahlkämpfen in den sechs Republiken. Alle Republiken strebten ihre Unabhängigkeit an. Im Jahre 1992 folgte die Unabhängigkeitserklärung Bosnien Herzegowinas, welche von der EU und den USA anerkannt wurde. Die Serben legten einen Belagerungsring um Sarajevo, was den Beginn der Belagerung auslöste.
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Sarajevo wurde während der Belagerung 1992-1995 weitgehend zerstört. Die Stadt wurde im Bosnienkrieg fast vier Jahre lang von der Armee der Republika Srpska belagert. Grosse Teile der historischen Innenstadt und viele Wohngebiete wurden zerstört. Die aus österreichisch-ungarischen Zeiten stammende Nationalbibliothek mit ihrem gesamten Bestand wurde ein Opfer der Flammen. Bosnisch-serbische Scharfschützen  eröffneten wahllos das Feuer auf Zivilisten und verwandelten eine der Hauptausfallstrassen Sarajevos in die berüchtigte Sniper Alley. Von den Hügeln aus, deren Skigebiete 1984 noch als Austragungsort der Olympischen Winterspiele dienten, wurde Artillerie- und Mörserfeuer auf Gemüsemärkte getragen. Die schlimmste Zeit ist vom Ende des zweiten Halbjahrs 1992 und Anfang des ersten Halbjahrs 1992 datiert: das Leben fand grösstenteils in Kellern statt, die Wirtschaft brach zusammen, das Wasser sowie die Stromversorgung wurde knapp.
  
Über den Beginn des Bosnienkrieges gibt es zwei Versionen: Von serbischer Seite wird der 1. März 1992 als Beginn der Kämpfe in der Stadt und als Auftakt für den Bosnienkrieg genannt. An diesem Tag soll ein Muslim auf eine serbische Hochzeitsgesellschaft]...] geschossen haben.
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Der Osteuropa-Historiker Holm Sundhaussen beschreibt in seinem Werk die Situation folgendermassen: «Höhepunkt bildete der 2.Juli 1993, an dem 3'777 Granateneinschläge gezählt wurden. Sie hinterliessen eine Spur der Verwüstung. Die Strom-, Wasser- und Gasversorgung wurde unterbrochen, der öffentliche Verkehr lahmgelegt, der Hauptbahnhof, das Post- und Telegrafenamt, die Radio- und Fernsehstation, das Verlagsgebäude der Tageszeitung, verschiedene Krankenhäuser, Regierungsgebäude, Militäreinrichtungen, zahlreiche Hotels, die Zwillingshochhäuser sowie weit mehr als 100'000 Wohnungen wurden beschädigt oder zerstört» <ref>Holm Sundhaussen, Sarajevo; Die Geschichte einer Stadt, 2014 by Böhlau Verlag, Wien Kölm Weimar, S.327</ref>
Von bosniakischer Seit gilt der 5. April als Beginn: am diesem Tag fand eine Friedensdemonstration statt, an denen bis zu 100'000 Menschen beteiligt gewesen sein sollten. [...] dann feuerten Scharfschützen in die Menge und töteten eine muslimische Medizinstudentin und eine Kroatin. <ref>Holm Sundhaussen, Sarajevo; Die Geschichte einer Stadt, 2014 by Böhlau Verlag, Wien Kölm Weimar, S.325-326</ref>
 
  
Sarajevo wurde während der Belagerung 1992-1995 weitgehend zerstört. Die Stadt wurde im Bosnienkrieg fast vier Jahre lang von der Armee der Republika Srpska belagert. Grosse Teile der historischen Innenstadt und viele Wohngebiete wurden zerstört. Die aus österreichisch-ungarischen Zeiten stammende Nationalbibliothek mit ihrem gesamten Bestand wurde ein Opfer der Flammen. Bosnisch-serbische Scharfschützen  eröffneten wahllos das Feuer auf Zivilisten und verwandelten eine der Hauptausfallsstrassen Sarajevos in die berüchtigte Sniper Alley. Von den Hügeln aus, deren Skigebiete 1984 noch als Austragungsort der Olympischen Winterspiele dienten, wurde Artillerie- und Mörserfeuer auf Gemüsemärkte getragen. Dabei ist die schlimmste Zeit vom Ende des zweiten Halbjahrs 1992 und Anfang des ersten Halbjahrs 1992 datiert: das Leben fand grösstenteils in Kellern statt, die Wirtschaft brach zusammen, das Wasser sowie die Stromversorgung wurde knapp. «Höhepunkt bildete der 2.Juli 1993, an dem 3'777 Granateneinschläge gezählt wurden. Sie hinterliessen eine Spur der Verwüstung. Die Strom-, Wasser- und Gasversorgung wurde unterbrochen, der öffentliche Verkehr lahmgelegt, der Hauptbahnhof, das Post- und Telegrafenamt, die Radio- und Fernsehstation, das Verlagsgebäude der Tageszeitung, verschiedene Krankenhäuser, Regieurngsgebäude, Militäreinrichtugen, zahlreiche Hotels, die Zwillingshochhäuser sowie weit mehr als 100'000 Wohnungen wurden beschädigt oder zerstört» <ref>Holm Sundhaussen, Sarajevo; Die Geschichte einer Stadt, 2014 by Böhlau Verlag, Wien Kölm Weimar, S.327</ref>
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Durch die Fertigstellung des [[Sarajevo-Tunnels]] 1993, verbesserte sich die Versorgungslage; Transport von Lebensmittel, Medikamenten und Waffen wurde ermöglicht. Ohne die Errichtung des Tunnels wäre das Überleben in der Stadt unmöglich gewesen.
  
Durch die Fertigstellung des [[Sarajevo-Tunnels]] 1993, verbesserte sich die Versorgungslage; Transport von Lebensmittel, Medikamenten und Waffen wurde ermöglicht. Ohne die Errichtung des Tunnels wäre das Überleben in der Stadt unmöglich gewesen.
 
  
  
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Wie ganz Bosnien leide Sarajevo an den Folgen des Krieges von 1992-95, stellt der deutsche Südosteuropa Historiker Holm Sundhaussen fest: «Es leidet an einer gespaltenen, traumatisierten, verarmten Gesellschaft, an einer von der internationalen Gemeinschaft implementierten Verfassung, die einen funktionierenden Staat unmöglich macht, und an der Unfähigkeit einer hochprivilegierten Politikerschicht, die vor allem an den Erhalt ihrer Privilegien denkt und sich weigert, Lösungen im Interesse der Bevölkerung zu suchen.»<ref>http://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/sarajevo-gegenbild-einer-nationalen-hauptstadt (Stand: 26.10.2014) </ref>
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Im letzten Jahrzehnt nahm die Modernisierung Sarajevos stark zu, das Stadtbild wurde nach dem Krieg verändert. Es entstanden moderne Hochhäuser, neue Einkaufszentren und moderne Architekturen. Vielerorts stehen aber immer noch Wohnungen und Objekte, die noch nicht renoviert wurden und deren Einschusslöcher an die Belagerung erinnern. So wird die Präsenz bzw. Nähe der Kriegshandlungen erkenntlich. Die [[Roten Rosen Sarajevos]] zeigen Stellen, wo die Granaten eintrafen. Das Denkmal «Spomenik ubijenoj djeci Sarajeva» (Denkmal für die ermordeten Kinder Sarajevos) im Zentrum Sarajevos steht für die getöteten Kinder während der Belagerung 1992-1996. Das Denkmal wird oft besucht, da häufig Passanten an diesem Park vorbeilaufen. Auch die EinwohnerInnen Sarajevos kritisieren die Absicht des Denkmals positiv, da es durch seine moderne und abstrakte Gestaltung die Gegenwart mit dem Kriegsgeschehen kombiniert.
In der Gegenwart Bosnien und Herzegowinas nimmt die jüngste, vom blutigen Krieg gekennzeichnete Vergangenheit eine herausragende Stellung ein. Das Leben ist immer noch stark vom Kriegsgeschehen und den Kriegsfolgen geprägt und das Thema der Verantwortung für den Krieg ist aus dem gesellschaftspolitischen Diskurs nicht weg zu denken.<ref>http://www.kas.de/wf/doc/kas_9323-544-1-30.pdf?090729102302 (Stand: 26.10.2014)</ref>
 
 
 
Erst im letzten Jahrzehnt nahm die Modernisierung Sarajevos zu, das Stadtbild musste sich nach dem Krieg verändern. Es entstanden moderne Hochhäuser, neue Einkaufszentren und moderne Architekturen. Vielerorts stehen aber immer noch Wohnungen und Objekte, die noch nicht renoviert wurden und deren Einschusslöcher an die Belagerung erinnern. Daran erkennt man, die noch nicht abgeschlossene Vergangenheitsbewältigung. Die [[Roten Rosen Sarajevos]] zeigen Stellen, wo die Granaten eintrafen. Das Denkmal "Spomenik ubijenoj djeci Sarajeva"(Denkmal für die ermoerdeten Kinder Sarajevos) im Zentrum Sarajevos, genauer beim sogenannten "Grossen Park", steht für die getöteten Kinder während der Belagerung 1992-1996. Das Denkmal wird oft besucht, da man oft an diesem Park vorbeiläuft und auch die Einwohner Sarajevos kritisieren die Absicht des Denkmals - die moderne Zeit mit der Vergangenheit während des Krieges zu vereinen - positiv.
 
 
 
Neben diesen Erinnerungen  an den Krieg, erinnern sich die Leute gerne an die Zeit Jugoslawiens. Für viele Menschen war das Leben im damaligen Jugoslawien einfacher als heute. Unter der Führung des Marschalls Tito beschreiben die Leute Jugoslawien als eine gut und stark funktionierende Republik.
 
 
 
In Sarajevo gibt es ein [[Tito-Café]], welches gut besucht ist sowie eine [[Rock Bar Johnny]], die an die Musik und die Zeit im damaligen Jugoslawien erinnern.
 
 
 
Trotz der beständigen Präsenz der Vergangenheit in vielen Bereichen des Lebens in Bosnien Herzegowina bzw. Sarajevo, gibt es heute wenige Beispiele für gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Die Stadt liegt auf beiden Seiten der bosnischen Entitätengrenze zwischen der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska.
 
 
 
Durch diese Teilung gibt es auch im Lehrplan der Schulen in Bosnien Herzegowina Unterschiede. Das Bildungssystem ist dreigeteilt, was zu verschiedenen Lehrplänen in den Regionen führt. Diese Teilung wird oft kritisiert mit dem Argument, dass die Schüler „verschiedene Geschichten“ Jugoslawiens lernen.
 
  
Dieses Argument wird auch von einem der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Bosnien Herzegowinas [[Nenad Velickovic]] unterstützt.
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Die wirtschaftliche, soziale und politische Situation hat sich in Bosnien bzw. Sarajevo aber nicht stark verändert. Eine stark zersplitterte Parteiführung, hohe Arbeitslosigkeit und geringe Löhne sind ein allgegenwärtiges Problem. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Jugo- und Tito-Nostalgie auch in Sarajevo präsent sind. Eine der Hauptstrassen im Zentrum trägt den Namen «Marsala Tita» (Strasse des Marschalls Tito), an welcher sich das sogenannte «Hostel Tito 46» befindet. Hinter dem Historischen Museum Sarajevos gibt es ein [[Tito-Café]], welches gut besucht ist sowie eine [[Rock Bar Johnny]], die an die Musik und die Zeit im damaligen Jugoslawien erinnern. Diese Nostalgie steht für die Zeit vor dem Krieg und an das, woran sich die Menschen gerne erinnern.
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Trotz der beständigen Präsenz der Vergangenheit in vielen Bereichen des Lebens in Bosnien Herzegowina bzw. Sarajevo, gibt es heute wenige Beispiele für gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Die Stadt liegt auf beiden Seiten der bosnischen Entitätengrenze zwischen der Bosniakisch-Kroatischen Föderation und der Republika Srpska. Die Teilung Bosnien Herzegowinas in die Bosniakisch-Kroatische Föderation und die Republika Srpska wird oft kritisiert, unter anderem durch einen der wichtigsten, zeitgenössischen Autoren Bosnien Herzegowinas [[Nenad Velickovic]].
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== '''Anmerkungen''' ==
 
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Version vom 11. November 2014, 13:31 Uhr

Einleitung

Sarajevo, die Hauptstadt Bosnien Herzegowinas, erlangte internationale Bekanntheit durch Ereignisse wie das Attentat von Sarajevo im Jahre 1914, die Winterolympiade 1984 und durch die Belagerung von 1992 bis 1996. Toleranz, Offenheit und ethnische Vielfalt sind einerseits Markenzeichen Sarajevos, die die Stadt zum Mikrokosmos Jugoslawiens gemacht haben; andererseits ist die Geschichte der Stadt von kriegerischen Auseinanderetzungen geprägt.

Sarajevo in der SFRJ

Während des Zweiten Weltkrieges marschierten die Truppen des Deutschen Reiches in Bosnien ein und kurz darauf wurde Bosnien unter die Kontrolle des Unabhängiger Staat Kroatien gestellt. 1941 gründeten die jugoslawischen Kommunisten mit Marschall Josip Broz Tito eine Widerstandsbewegung, die sich Partisanen nannten. Diese kämpften gegen die deutschen Truppen und gegen die Ustascha-feindlichen Tschetniks. Die Partisanen wurden von den Alliierten unterstützt und bestärkt, während die Tschetniks schwächer wurden. In Bosnien wurde an zahlreichen Fronten gekämpft und somit wurde Bosnien Schauplatz für kriegerische Auseinandersetzungen. 1943 wurde Bosnien und Herzegowina in Jajce zur Republik innerhalb der Föderation Jugoslawien erklärt. Im selben Jahr wurde Vladimir Peric – genannt Walter – Parteisekretär der Stadt und ging Aufgaben im Geheimdienst sowie im Bereich der Anti-Sabotage nach.

In der Periode des sozialistischen Jugoslawien modernisierte sich Stadt Sarajevo rapide. Um der Armut nach dem Krieg entgegenzuwirken, wurden die Alphabetisierung und Urbanisierung angekurbelt, welche in der Zwischenkriegszeit ins Stocken geraten waren. Die Einwohnerzahl verdreifachte sich in Sarajevo und der Anteil der Muslime war mit rund 50% die stärkste Bevölkerungsgruppe. Schwerpunkt des Stadtausbaus nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Schaffung von Wohnraum, die Anlage von Kultur-, Wissenschafts- und Freizeiteinrichtungen sowie die Neugestaltung des Regierungs- und Verwaltungssektors. Eine beeindruckende Liste der neuen Institutionen sprach für das erneuerte Stadtbild Sarajevos der unmittelbaren Nachkriegszeit.[1]

Sarajevo als Mikrokosmos Jugoslawiens

Die SFRJ war eines der beliebtesten Ferienziele in Europa. In Bosnien war vor allem Sarajevo ein bevorzugtes Domizil. Der Wintertourismus war auf Sarajevo konzentriert, wo 1984 zudem die Olympischen Winterspiele stattfanden. Neben dem Tourismus war Sarajevo als Zentrum der Jugo-Rockszene bekannt. Rockbands wie Bijelo Dugme (Weisser Knopf) [2], Zabranjeno Pusenje (Rauchen Verboten)[3] und Viele mehr hatten ihren Anfang in Sarajevo. Die Bürger aller Glaubensgemeinschaften und Nationalitäten lebten gleichberechtigt und nahmen am Aufbau Bosniens und Jugoslawiens teil. In dieser Phase fiel auch die Anerkennung der Muslime als selbständige Nation, für deren Identität allein die Religion und nicht ihre ethnische Zugehörigkeit entscheiden war. Das Zentrum dieser neuen Nation wurde das an sich multiethnische Sarajevo, welches als kleines Abbild Jugoslawiens bezeichnet wurde, denn nirgends wo war die ethnische Vielfalt und die Multikulturalität so gross. Kirchen, Moscheen und Synagogen lagen und liegen heute noch unweit nebeneinander und wiederspiegeln diese Multikulturalität.

Sarajevo im bosnischen Bürgerkrieg 1992-1995

Anfangs der 90er Jahre kam es zu Wahlkämpfen in den sechs Republiken. Alle Republiken strebten ihre Unabhängigkeit an. Im Jahre 1992 folgte die Unabhängigkeitserklärung Bosnien Herzegowinas, welche von der EU und den USA anerkannt wurde. Die Serben legten einen Belagerungsring um Sarajevo, was den Beginn der Belagerung auslöste. Sarajevo wurde während der Belagerung 1992-1995 weitgehend zerstört. Die Stadt wurde im Bosnienkrieg fast vier Jahre lang von der Armee der Republika Srpska belagert. Grosse Teile der historischen Innenstadt und viele Wohngebiete wurden zerstört. Die aus österreichisch-ungarischen Zeiten stammende Nationalbibliothek mit ihrem gesamten Bestand wurde ein Opfer der Flammen. Bosnisch-serbische Scharfschützen eröffneten wahllos das Feuer auf Zivilisten und verwandelten eine der Hauptausfallstrassen Sarajevos in die berüchtigte Sniper Alley. Von den Hügeln aus, deren Skigebiete 1984 noch als Austragungsort der Olympischen Winterspiele dienten, wurde Artillerie- und Mörserfeuer auf Gemüsemärkte getragen. Die schlimmste Zeit ist vom Ende des zweiten Halbjahrs 1992 und Anfang des ersten Halbjahrs 1992 datiert: das Leben fand grösstenteils in Kellern statt, die Wirtschaft brach zusammen, das Wasser sowie die Stromversorgung wurde knapp.

Der Osteuropa-Historiker Holm Sundhaussen beschreibt in seinem Werk die Situation folgendermassen: «Höhepunkt bildete der 2.Juli 1993, an dem 3'777 Granateneinschläge gezählt wurden. Sie hinterliessen eine Spur der Verwüstung. Die Strom-, Wasser- und Gasversorgung wurde unterbrochen, der öffentliche Verkehr lahmgelegt, der Hauptbahnhof, das Post- und Telegrafenamt, die Radio- und Fernsehstation, das Verlagsgebäude der Tageszeitung, verschiedene Krankenhäuser, Regierungsgebäude, Militäreinrichtungen, zahlreiche Hotels, die Zwillingshochhäuser sowie weit mehr als 100'000 Wohnungen wurden beschädigt oder zerstört» [4]

Durch die Fertigstellung des Sarajevo-Tunnels 1993, verbesserte sich die Versorgungslage; Transport von Lebensmittel, Medikamenten und Waffen wurde ermöglicht. Ohne die Errichtung des Tunnels wäre das Überleben in der Stadt unmöglich gewesen.


Erinnerungskultur Sarajevos

Im letzten Jahrzehnt nahm die Modernisierung Sarajevos stark zu, das Stadtbild wurde nach dem Krieg verändert. Es entstanden moderne Hochhäuser, neue Einkaufszentren und moderne Architekturen. Vielerorts stehen aber immer noch Wohnungen und Objekte, die noch nicht renoviert wurden und deren Einschusslöcher an die Belagerung erinnern. So wird die Präsenz bzw. Nähe der Kriegshandlungen erkenntlich. Die Roten Rosen Sarajevos zeigen Stellen, wo die Granaten eintrafen. Das Denkmal «Spomenik ubijenoj djeci Sarajeva» (Denkmal für die ermordeten Kinder Sarajevos) im Zentrum Sarajevos steht für die getöteten Kinder während der Belagerung 1992-1996. Das Denkmal wird oft besucht, da häufig Passanten an diesem Park vorbeilaufen. Auch die EinwohnerInnen Sarajevos kritisieren die Absicht des Denkmals positiv, da es durch seine moderne und abstrakte Gestaltung die Gegenwart mit dem Kriegsgeschehen kombiniert.

Die wirtschaftliche, soziale und politische Situation hat sich in Bosnien bzw. Sarajevo aber nicht stark verändert. Eine stark zersplitterte Parteiführung, hohe Arbeitslosigkeit und geringe Löhne sind ein allgegenwärtiges Problem. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Jugo- und Tito-Nostalgie auch in Sarajevo präsent sind. Eine der Hauptstrassen im Zentrum trägt den Namen «Marsala Tita» (Strasse des Marschalls Tito), an welcher sich das sogenannte «Hostel Tito 46» befindet. Hinter dem Historischen Museum Sarajevos gibt es ein Tito-Café, welches gut besucht ist sowie eine Rock Bar Johnny, die an die Musik und die Zeit im damaligen Jugoslawien erinnern. Diese Nostalgie steht für die Zeit vor dem Krieg und an das, woran sich die Menschen gerne erinnern. Trotz der beständigen Präsenz der Vergangenheit in vielen Bereichen des Lebens in Bosnien Herzegowina bzw. Sarajevo, gibt es heute wenige Beispiele für gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Die Stadt liegt auf beiden Seiten der bosnischen Entitätengrenze zwischen der Bosniakisch-Kroatischen Föderation und der Republika Srpska. Die Teilung Bosnien Herzegowinas in die Bosniakisch-Kroatische Föderation und die Republika Srpska wird oft kritisiert, unter anderem durch einen der wichtigsten, zeitgenössischen Autoren Bosnien Herzegowinas Nenad Velickovic. .

Anmerkungen

<references>

  1. Holm Sundhaussen, Sarajevo; Die Geschichte einer Stadt, Wien Köln Weimar 2014, S. 289; 293 f.
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Bijelo_dugme (Stand: 11.11.2014)
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Zabranjeno_pu%C5%A1enje (Stand: 11.11.2014)
  4. Holm Sundhaussen, Sarajevo; Die Geschichte einer Stadt, 2014 by Böhlau Verlag, Wien Kölm Weimar, S.327