Medvedgrad: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Burg '''Medvedgrad''' befindet sich auf dem Bermassiv Medvednica, welches nördlich der Stadt [[Zagreb]] liegt.<ref>Sämtliche Informationen des Artikels stammen aus Grünfelder, Anna Maria/Lalić, Daniel: Der kroatische „Altar des Vaterlandes“ in Medvedgrad. In: Bahlcke, Joachim/Rohdewald, Stefan/Wünsch, Thomas (Hg.): Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Konstitution und Konkurrenz im nationen- und epochenübergreifenden Zugriff. Berlin 2013, S. 430-438.</ref> [[Datei:Kartensymbol 300x226.png|60px|link=https://www.google.ch/maps/place/Utvrda+Medvedgrad/@45.8383477,15.9702284,13z/data=!4m2!3m1!1s0x4765da125e2978cf:0xbf35e69a1cd82320]]
  
 
Die historisch wenig bedeutende Burganlage wurde wahrscheinlich Mitte des 13. Jahrhunderts zum Schutz vor Einfällen der Mongolen gebaut und war somit Teil eines Festungssystems, musste jedoch nie wirklich zur Verteidigung dienen. Vermutlich fungierte sie zur sicheren Aufbewahrung des Domschatzes oder königlicher Insignien, wobei keiner der Eigentümer (die Bischöfe von Zagreb, das Domkapitel und die ungarisch-kroatischen Könige) sie jemals als Residenz nutzte. 1590 wurde sie durch ein Erdbeben zerstört und zwischen 1979 bis 1987 ausgegraben.
 
Die historisch wenig bedeutende Burganlage wurde wahrscheinlich Mitte des 13. Jahrhunderts zum Schutz vor Einfällen der Mongolen gebaut und war somit Teil eines Festungssystems, musste jedoch nie wirklich zur Verteidigung dienen. Vermutlich fungierte sie zur sicheren Aufbewahrung des Domschatzes oder königlicher Insignien, wobei keiner der Eigentümer (die Bischöfe von Zagreb, das Domkapitel und die ungarisch-kroatischen Könige) sie jemals als Residenz nutzte. 1590 wurde sie durch ein Erdbeben zerstört und zwischen 1979 bis 1987 ausgegraben.
  
Die fehlenden Quellen erlaubten es dem ersten Präsidenten Kroatiens [[Franjo Tuđman]], aus der Burgruine eine historische Bedeutung zuzuschreiben, die nicht den historisch ungenauen Fakten entsprach: Sie sei der Beweis dafür, dass die Kroaten bereits im Mittelalter eine «politische Nation» gewesen wären, zu den «ältesten Völkern Europas» gehörten und eine der «ersten Kulturnationen» seien.<ref>Ibid., S. 433. </ref> Nicht zuletzt wurde dadurch das Recht auf Eigenstaatlichkeit legitimiert; diese wäre in diesem Sinne lediglich eine direkte Anknüpfung an die mittelalterliche Selbstbestimmung.
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Die fehlenden Quellen erlaubten es dem ersten Präsidenten Kroatiens [[Franjo Tuđman]], der Burgruine eine historische Bedeutung zuzuschreiben, die nicht den historisch ungenauen Fakten entsprach: Sie sei der Beweis dafür, dass die Kroaten bereits im Mittelalter eine «politische Nation» gewesen wären, zu den «ältesten Völkern Europas» gehörten und eine der «ersten Kulturnationen» seien.<ref>Ibid., S. 433. </ref> Nicht zuletzt wurde dadurch das Recht auf Eigenstaatlichkeit legitimiert; diese wäre in diesem Sinne lediglich eine direkte Anknüpfung an die mittelalterliche Selbstbestimmung.
  
Schliesslich sollte Medvedgrad die Wiederentdeckung des nationalen Selbstbewusstseins und nationalen Identität, sowie den «tausendjährigen Kampf» der Kroaten um die Verwirklichung des Traumes, eigenständig zu sein, symbolisieren. Bestärkt wurde diese Symbolik durch den 1992 erbauten [[Altar der Heimat]].
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Schliesslich sollte Medvedgrad die Wiederentdeckung des nationalen Selbstbewusstseins und nationalen Identität, sowie den «tausendjährigen Kampf» der Kroaten um die Verwirklichung des Traumes, eigenständig zu sein, symbolisieren. Bestärkt wurde diese Symbolik durch den 1992 auf Medvedgrad erbauten [[Altar der Heimat]].
  
== Einzelnachweise ==
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== Anmerkungen ==
 
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== Literatur (Auswahl) ==
 
Grünfelder, Anna Maria/Lalić, Daniel: Der kroatische „Altar des Vaterlandes“ in Medvedgrad. In: Bahlcke, Joachim/Rohdewald, Stefan/Wünsch, Thomas (Hg.): Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Konstitution und Konkurrenz im nationen- und epochenübergreifenden Zugriff. Berlin 2013, S. 430-438.
 

Aktuelle Version vom 14. Dezember 2014, 00:11 Uhr

Text: NM

Die Burg Medvedgrad befindet sich auf dem Bermassiv Medvednica, welches nördlich der Stadt Zagreb liegt.[1] Kartensymbol 300x226.png

Die historisch wenig bedeutende Burganlage wurde wahrscheinlich Mitte des 13. Jahrhunderts zum Schutz vor Einfällen der Mongolen gebaut und war somit Teil eines Festungssystems, musste jedoch nie wirklich zur Verteidigung dienen. Vermutlich fungierte sie zur sicheren Aufbewahrung des Domschatzes oder königlicher Insignien, wobei keiner der Eigentümer (die Bischöfe von Zagreb, das Domkapitel und die ungarisch-kroatischen Könige) sie jemals als Residenz nutzte. 1590 wurde sie durch ein Erdbeben zerstört und zwischen 1979 bis 1987 ausgegraben.

Die fehlenden Quellen erlaubten es dem ersten Präsidenten Kroatiens Franjo Tuđman, der Burgruine eine historische Bedeutung zuzuschreiben, die nicht den historisch ungenauen Fakten entsprach: Sie sei der Beweis dafür, dass die Kroaten bereits im Mittelalter eine «politische Nation» gewesen wären, zu den «ältesten Völkern Europas» gehörten und eine der «ersten Kulturnationen» seien.[2] Nicht zuletzt wurde dadurch das Recht auf Eigenstaatlichkeit legitimiert; diese wäre in diesem Sinne lediglich eine direkte Anknüpfung an die mittelalterliche Selbstbestimmung.

Schliesslich sollte Medvedgrad die Wiederentdeckung des nationalen Selbstbewusstseins und nationalen Identität, sowie den «tausendjährigen Kampf» der Kroaten um die Verwirklichung des Traumes, eigenständig zu sein, symbolisieren. Bestärkt wurde diese Symbolik durch den 1992 auf Medvedgrad erbauten Altar der Heimat.

Anmerkungen

  1. Sämtliche Informationen des Artikels stammen aus Grünfelder, Anna Maria/Lalić, Daniel: Der kroatische „Altar des Vaterlandes“ in Medvedgrad. In: Bahlcke, Joachim/Rohdewald, Stefan/Wünsch, Thomas (Hg.): Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Konstitution und Konkurrenz im nationen- und epochenübergreifenden Zugriff. Berlin 2013, S. 430-438.
  2. Ibid., S. 433.